Erst heftiger Schneefall am Samstag, dann Regen am Sonntag, über allem ein ewiggrauer Himmel: Zum ersten Gerolzhöfer Weihnachtssammelsurium am Wochenende hat das Wetter ein eher ungemütliches Schmuddel-Image verbreitet. Dies trug sicherlich dazu bei, dass sich vor allem am Freitagabend und am schneereichen Samstag der Besuch in Grenzen hielt. Am Sonntag, als die Niederschlagslücken größer waren, sah es etwas besser aus.
Die Veranstalter – das Kulturforum Gerolzhofen in Kooperation mit der Stadt – hatten für die Veranstaltung ein Konzept gewählt, das dem Titel "Sammelsurium" durchaus gerecht wurde. Wer im Wörterbuch nachschlägt, findet dort eine Erklärung, die sich in etwa so liest: ein mehr oder weniger zufälliges Nebeneinander verschiedener Dinge von unterschiedlicher Art und Qualität. Das traf das Angebot der Veranstaltung, die mit Geld aus dem Verfügungsfonds der Städtebauförderung "Sozialer Zusammenhalt" bezuschusst wurde, ziemlich genau.
Krippenstraße und Weihnachtsbaum standen bereits
Das Sammelsurium am Wochenende vor dem ersten Advent war weder ein Advents- noch Weihnachtsmarkt im klassischen Sinn – einen solchen gab es in Gerolzhofen schon vor der Corona-Pandemie nicht mehr. Die neu geborene Idee war es, einen besonderen Markt zu schaffen, in den sich gewerbliche und private Standbetreiber und Vereine einbringen. Als übergeordnete Gedanken standen dann noch Themen wie "Nachhaltigkeit" und "Faitrade" über der Veranstaltung. Zudem war bereits die Gerolzhöfer Krippenstraße aufgebaut, die eigentlich erst am kommenden, dem ersten Adventswochenende offiziell eröffnet wird. Auch der große Christbaum am Marktplatz stand bereits und leuchtete schon in vollem Lichterglanz.
Während die Stände draußen, im Bereich rund um den Marktplatzbrunnen sowie gegenüber des Eingangs zum Alten Rathaus, unter schlichten, fast schmucklosen weißen Faltpavillons aufgebaut waren – mit Ausnahme der Glühweinbude und des Bratwurst-Anhängers – verstrahlte die Rüstkammer im Erdgeschoss des Alten Rathauses als "gute Stube der Stadt" jenes vorweihnachtliche Flair, das traditionelle Märkte in dieser Jahreszeit für gewöhnlich haben.
Basteln für Kinder und künstlerisches Wirken
Dort bastelte Anja Burzynski mit Kindern Weihnachtssachen und es durfte auch gemalt werden. Krippenbauer Bruno Steger zeigte am Sonntagnachmittag sein Handwerk und das Arbeiten mit Styrodur, einem Hartschaum, aus dem er beispielsweise die Miniaturgebäude in seinen Krippen herstellt. Kerstin Krammer-Kneißl ließ sich über die Schulter blicken, wie sie aus handgeschöpftem Papier Karten oder anderen Papier-Kunstwerke herstellt. "Ich recycle seit 20 Jahren gebrauchtes Papier und nutze nur ökologische Farben", sagte die Künstlerin mit Bezug auf das Motto des Weihnachtssammelsuriums. Probleme, den Rohstoff zu bekommen, habe sie keine – was in einer Zeit, in der nicht nur die Preise für Energie, sondern auch die für Papier und andere Rohstoffe durch die Decke gehen, ein großer Vorteil ist.
Ein breites Sortiment an Krippenfiguren und allem möglichen Beiwerk zum Ausschmücken von Weihnachtskrippen hatten Regina und Ernst Möller aufgebaut. Das Ehepaar aus Obereßfeld (Lkr. Rhön-Grabfeld) verkaufte ihre größtenteils selbst gefertigten Weihnachtswaren bereits früher regelmäßig beim Gerolzhöfer Adventsmarkt. Vom Erdmännchen bis zum Elefanten bieten sie auch etwas ausgefallenen Krippenschmuck an. Wer möchte, kann bei ihnen auch den Spanferkelgrill für die heimische Krippenlandschaft kaufen oder Lamas für eine peruanische Krippe. "Die Pläne für die Artikel entspringen alle in meinem Kopf, bevor ich sie dann herstelle", sagte der 57-jährige gelernte Kfz-Meister, der jetzt hauptberuflich Weihnachtsdeko herstellt. Begonnen hatte er damit bereits als zehnjähriger Bub.
Kostenloser Umtausch alter Glühbirnen
Fotograf Jochen Fehlbaum bot den Besucherinnen und Besuchern in seinem Ausstellungsraum direkt am Marktplatz einen sehenswerten Auszug seiner Fotografien. Der Eine-Welt-Laden verkaufte heiße Suppe, die bei der kalten Witterung gut ankam. Und wer wollte, konnte am Samstag an einem Stand alte Glühbirnen gegen eine moderne, energiesparende LED-Birne von "Volkslicht" umtauschen, was im Vorfeld allerdings nur eingeschränkt beworben werden konnte. So mussten am Ende etliche LED-Birnen wieder eingepackt werden – dabei kostete der auch von Unternehmen gesponserte Umtausch nicht einmal etwas. Die Stadtbibliothek schloss sich ebenfalls dem Gedanken des Wiederverwendens gebrauchter Dinge an und verkaufte für einen geringen Beitrag ausgesonderte, aber noch tadellose Spiele, Bücher und andere Medien.
Abends gab es auf dem Marktplatz dann zum wärmenden Glühwein auch noch Livemusik zu hören. Am Freitag spielte "Ein Fall für 2", am Samstag "Anplagged".
Wer mit dem Krippenfachmann eine Führung durch die Gerolzhöfer Krippenstraße spazieren wollte, der war am Sonntagabend richtig. Eine kleine Gruppe Interessierter nutzte das Angebot von Bruno Steger, der zu jeder der ausgestellten Krippen etwas Wissenswertes zu berichten wusste.