Wer am letzten Sonntag vor dem Gottesdienst über den Gerolzhöfer Marktplatz lief wunderte sich wahrscheinlich über eine Menschengruppe, die am Brunnen ein Outdoor-Fotostudio eingerichtet hatte. An den angrenzenden Bäumen hingen bereits die Ostereier. Es waren mehrere große, professionelle Blitzgeräte mit Lichtformern postiert. Außerdem verteilten zusätzliche Reflektoren das Sonnenlicht gleichmäßiger über den Brunnen.
Offensichtlich war aber nicht der geschmückte Brunnen im Fokus, sondern die Gruppe selbst. Alle Frauen und Männer hatten eine Kamera dabei. Von der alten Polaroid bis zur modernsten Systemkamera war alles vertreten. Schließlich nahm Jede und Jeder vor dem Brunnen stehend eine typische Fotografen-Pose ein. Wahrscheinlich sollte ein Gruppenfoto entstehen.
Mehrere Versuche waren nötig um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. Immer wieder kam die Gruppe an einem Tablet-Bildschirm zusammen um das Foto zu begutachten. Positionen von Reflektoren wurden korrigiert, Teilnehmer änderten Ihren Standpunkt. Das emsige Treiben wurde regelmäßig von Lach-Salven unterbrochen. Scheinbar hatten alle auch ordentlich Spaß, bevor nach mehreren Versuchen über Fernauslösung und Zeitsteuerung das gewünschte Gruppenfoto im Kasten war. Hobby-Fotograf Sebastian Schaar war einer der Teilnehmer.
"Wir sind der Gerolzhöfer Fotostammtisch und machen gerade Werbefotos für unsere Ausstellung im Herbst in der Rüstkammer des alten Rathauses. Für das Gruppenfoto haben wir uns einen leicht wiederzuerkennenden Gerolzhöfer Punkt, nämlich diesen Brunnen ausgesucht."
"Wir treffen uns monatlich und tauschen uns intensiv über unser gemeinsames Hobby, die Fotografie aus. Wir geben uns jedem Monat ein Motto vor. Wir hatten zum Beispiel schon die Themen "Spiegelungen", Silhouette" oder "Bewegung". Außerdem haben wir auch schon beispielsweise auf "Menschen" oder "Architektur" fokussiert. Zu den dazu mitgebrachten Bildern gibt es dann immer gegenseitiges Feedback. Neben Kritik aber vor allem natürlich viele Verbesserungsvorschläge. So lernen wir ständig voneinander und können uns damit immer wieder verbessern. Neben dem Fachsimpeln kommt in unserer lustigen Gemeinschaft der Spaß nicht zu kurz. Das ist uns allen sehr wichtig, denn schließlich ist es ja ein Hobby."
"Ich selbst gehöre seit Mai 2022 zum Stammtisch. Er existiert aber schon deutlich länger."
"Es gibt viele Aufgaben, die jetzt im Hintergrund laufen. Mit der Öffentlichkeitsarbeit wollen wir jetzt starten. Dazu dient zum Beispiel das heute gemachte Gruppenbild. Wir wollten das bewusst lustig gestalten, um damit das Interesse von potenziellen Besuchern der Ausstellung zu wecken. Außerdem soll es zeigen, dass wir immer mit Spaß bei der Sache sind. Es müssen aber auch ganz praktische Dinge geklärt werden. Zum Beispiel wie und wo die Bilder aufgehängt werden. Außerdem muss entschieden werden in welcher Form und auf welchem Trägermaterial die Bilder ausbelichtet werden. Schließlich ist auch jede Fotografin und jeder Fotograf gerade dabei durch Gerolzhofen zu ziehen und spannende Locations zu finden um ihre oder seine Bildidee umzusetzen. Die Besucher können gespannt sein, Perspektiven von Gerolzhofen zu Gesicht zu bekommen, die man normalerweise so nicht sieht. Es muss aber auch noch einiges mit der Stadt geklärt werden. Zum Beispiel die Eröffnungsveranstaltung am 22. September betreffend."
"Der Stammtisch hat, wie gerade beschrieben das Motto "Perspektiven von Gerolzhofen" gewählt."
"Die Stammtischmitglieder möchte neben den internen Treffs auch einfach ein Stück weit in die Öffentlichkeit treten und ihre Bilder einem breiteren Publikum aus Gerolzhofen und dem Umland präsentieren. Außerdem können Besucher auch gerne ein bisschen hinter die Kulissen blicken."
"Ja, die gab es schon immer wieder in den letzten Jahren. Das war der ein oder andere Fotoausflug, aber das ist jetzt die erste Veranstaltung, bei der wir wirklich so bewusst in die Öffentlichkeit gehen."
Interview: Matthias Wiener