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GEROLZHOFEN
Gerolzhöfer entdeckt wertvolles Gemälde
Nicht schlecht gestaunt hat der Gerolzhöfer Restaurator Udo Cox, als er bei der Säuberung eines Altarbildes eine nicht nur für Fachleute aufregende Entdeckung machte.
zz
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Als Udo Cox, der frühere Leiter des Städtischen Museums in Gerolzhofen,, den Auftrag zur Restaurierung des Altarbildes der katholischen Kirche in Oberelsbach (Lkr. Rhön-Grabfeld) erhielt, konnte er noch nicht ahnen, welchen wertvollen Fund er machen würde. Unter dem fünf Meter hohen Gemälde, das die Ermordung der Frankenapostel zeigt, tauchten plötzlich andere Gestalten auf. Eigentlich sollte der Oberelsbacher Hille das Gemälde wieder instandsetzen, der übergab es dann aber aus terminlichen Gründen an den Kollegen aus Gerolzhofen.

Nicht so ganz überrascht über das neue Bild sind ältere Oberelsbacher Bürger. Sie wissen von früheren Geistlichen, dass ein Pfarrer Volkheimer das Hochaltarbild übermalte und dass darunter ein wertvolles Bild versteckt ist.

Wie das genau aussieht, ist derzeit noch nicht bekannt, denn Fotos davon gibt es nicht. Klar ist aber bereits, dass das Gemälde von dem Grabfeldkünstler Johann Peter Herrlein aus Kleinbardorf, nahe Bad Königshofen, stammt.

Im Moment kann man sich, wie Cox angibt, Ausschnitte aus dem Oberelsbacher Gemälde etwa so vorstellen. Da ist St. Kilian zu sehen, wie ihm ein Soldat das Schwert ins Herz sticht, hinter dem Kopf des Heiligen schaut ein zweiter hervor, gleich daneben ist ein Schwert zu erkennen.

Dem Zeitgeist angepasst

Warum man das Originalgemälde von Johann Peter Herrlein übermalte? Da kann der Gerolzhöfer Restaurator nur Vermutungen anstellen. So verweist er darauf, dass es in früheren Zeiten üblich war, bei Kirchenrenovierungen nicht nur neue Farben in den Kirchenraum zu bringen, sondern man passte oft Gemälde dem jeweiligen Zeitgeist an. So waren es vor mehr als 100 Jahren vor allem die nackten Engel, die die Geistlichen störten, oder tiefe Dekolletés der Damen, ja sogar das Jesuskind in der Krippe bekam einen Lendenschurz.

Übermalt wurden aber auch grausame Szenen, bei denen viel Blut zu sehen war. Zum Beispiel die Hinrichtung Johannes des Täufers. "Grausame Szenen konnte ich beim Oberelsbacher Bild nicht entdeckten", sagt Udo Cox. Fingerspitzengefühl und Augenmaß sind notwendig, wenn Udo Cox das alte Gemälde von Johann Peter Herrlein nun Millimeter für Millimeter freilegt.

Mit einer speziellen Lösung wird die Farbe eingeweicht, die sich dann langsam vom unteren Originalbild ablöst und die alten Konturen wieder hervorkommen lässt. Mit Wattestäbchen geht der Gerolzhöfer Restaurator ans Werk und nimmt nur ganz selten das kleine Skalpell und die Lupe zur Hand, um Restrückstände wegzukratzen.

Es sind oft nur wenige Zentimeter, die am Tag freigelegt werden, aber es ist auch immer ein kleines Erfolgserlebnis. Rund 200 Arbeitsstunden hat der Restaurator bereits investiert, einige hundert sind wohl noch notwendig, bis das mehr als fünf Meter hohe Altargemälde von Oberelsbach wieder in altem Glanz erstrahlt. Gespannt ist Udo Cox natürlich, wie das Herrlein-Gemälde aussieht.

Dass die Vermutungen alter Oberelsbacher richtig sind, hat er mittlerweile herausgefunden. Das geht aus der Signatur am unteren Bildrand hervor. Dort ist auf der rechten Seite der Name Volkheimer zu lesen, links hatte der Geistliche "P. Herrlein"  notiert. Darüber ist mittlerweile die Originalunterschrift des Künstlers Herrlein in Goldlettern zu lesen.

Gespannt aufs Original

Otto Euring, einst Kirchenpfleger von Oberelsbach, kennt den malenden Pfarrer Volkheimer nur aus Erzählungen seiner Eltern. Es sei ein Geistlicher gewesen, der sehr akribisch war. Er habe aber auch seine Eigenarten gehabt. Ganz intensiv befasste sich der Oberelsbacher Geistliche um 1896 mit dem Martyrium der Frankenapostel. Daher sei es wohl auch gekommen, dass er das Gemälde von Johann Peter Herrlein übermalte. Ob weitere Gemälde des Pfarrers vorhanden sind, entzieht sich der Kenntnis von Otto Euring. Natürlich ist er gespannt auf das Originalgemälde, von dem die Oberelsbacher ja keinerlei Vorstellungen haben.

Der Gerolzhöfer Udo Cox vergleicht die Restaurierung des Herrlein-Gemäldes mit der Archäologie. Denn: "Auch dort ist man auf der Suche nach Gegenständen aus der Vergangenheit. So ist bei mir die Freude groß, wenn unter der Malerei plötzlich eine gemalte Hand, ein Finger oder ein Gesicht zum Vorschein kommt." Viel Arbeit ist noch zu tun, soll doch das Gemälde bis Mitte des Jahres wieder am Hochaltar in der Ortskirche zu sehen sein. Denn dann wird in der Rhön-Grabfeld-Gemeinde zu Ehren des bekannten Komponisten Valentin Rathgeber - eines gebürtigen Oberelsbachers - ein großes Fest gefeiert.

 
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