
Ausgerechnet kurz vor dem Weihnachtsgeschäft wurden im Zuge der Corona-Pandemie die Regeln noch einmal verschärft. Seit 8. Dezember dürfen in Bayern gemäß der 2G-Regelnur noch geimpfte, oder genesene Personen in den meisten Läden des Einzelhandels einkaufen. Ein düsteres Bild malte kürzlich mit Bernd Ohlmann der Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. Sein Verband schätzt, dass in diesem Jahr 40 bis 60 Prozent der Kunden weg bleiben dürften.
In Gerolzhofen klagen die Gewerbetreibenden ebenso über ausbleibende Kunden. Bis zu einem Drittel des Umsatzes könnten dieses Mal wegfallen. Mit dieser düsteren Prognose rechnen einige der örtlichen Einzelhändler. Und das ausgerechnet in der sonst besten Zeit des Jahres.

Auf die Frage, wie denn das Weihnachtsgeschäft derzeit laufe, macht Gaby Steuerwald vom Gerolzhöfer Modegeschäft "Gabys Jeans & More" aus ihrem Herzen keine Mördergrube. "Das ist kein Weihnachtsgeschäft, was wir hier haben. Ich bin jetzt 25 Jahre hier, so etwas habe ich nicht erlebt", klagt sie. Deprimierend sei das Ganze für sie. Mitte Dezember habe sie einen Tag gehabt, "an dem ich mich fragte, warum mache ich eigentlich auf", gibt Steuerwald zu. Überhaupt kauften die Leute weniger, so ihr Eindruck.
Internetgeschäft rentiert sich nicht für alle
Den Unterschied, nachdem die Zutrittsregeln für den Einzelhandel zuletzt nochmals verschärft wurden, habe sie im Vergleich zu davor deutlich gespürt. Montag und Dienstag, als noch die gelockerten 3G-Regeln galten, seien nochmals viele anscheinend Ungeimpfte in ihren Laden gekommen. Einen Tag später war kaum etwas los. Über das Internet ins Geschäft zu kommen, rentiere sich für sie kaum. Da müsse sie noch jemanden einstellen, außerdem benötige sie dazu zusätzlichen Platz.
Einbußen von einem Drittel schätzt zum Beispiel Thomas Zink vom gleichnamigen Elektro-Unternehmen in Gerolzhofen bei sich. "Die Frequenz der Kunden, die sonst in der Weihnachtszeit da ist, hat spürbar nachgelassen." Die Verschärfung habe er gemerkt.

Er selbst, sagt Zink, habe kein Problem mit der 2G-Regelung. Jedoch bedeute das für das Geschäft zusätzlichen Aufwand, weil man eben die Kontrollen noch machen müsse. "95 Prozent der Kunden sind verständnisvoll. Es gab auch welche, die dachten, wir wollen ihnen nichts verkaufen. Die sind dann einfach wütend wieder gegangen."
Ständiger Erklärungsbedarf an der Ladentür
Weniger los ist auch beim Deko Team in der Gerolzhöfer Stadtmitte. Das merke man, stellt Sandra Ring fest. Es fehle einfach die Laufkundschaft. Hinzu komme der extreme Aufwand mit dem ständigen Kontrollieren, das könne keine Dauerlösung sein. Die ständigen Gespräche am Eingang zu führen, sei nicht nur anstrengend. Es binde auch Personal. "Das kann keine Dauerlösung sein", meint Ring.
Sie moniert, der Staat habe immer nur Vorgaben gemacht und nie richtig aufgeklärt. Wie solle sie als Händlerin einen gefälschten Nachweis erkennen, fragt sie. "Man muss immer Angst haben, dass man bei einer Kontrolle eine auf den Deckel bekommt, weil jemand mit einem gefälschten Nachweis im Laden sein könnte." Die deutliche Mehrzahl der Kunden seien verständnisvoll und freundlich.
Bei "Schönes & Süßes" in der Stadtmitte hat Mitarbeiterin Anette Döpfner den Eindruck, dass das Geschäft in den zurückliegenden Tagen angezogen hat. "Zuletzt war es ruhiger, aber diese Woche wird gut angenommen", sagt sie vor dem vierten Adventssonntag. Die Kunden zeigten Verständnis, sie hätten sich wohl an 2G und das Kontrollieren gewöhnt, meint Döpfner weiter.
Eigentlich müsste das Geschäft gerade brummen
Den Eindruck hat Kerstin Mittmann von der Filiale der Modekette KiK nicht. Auch hier habe das Kundenaufkommen zuletzt nachgelassen. "Früher hat der Laden um diese Zeit gebrummt, jetzt muss man schon Sorgen haben." Sie musste bereits Kunden wegschicken, die keinen Ausweis dabei hatten. "Die sagen, sie kommen nicht mehr."

Dagegen kann sich der Eine-Welt-Laden in der Gerolzhöfer Innenstadt auf seine Stammkunden verlassen. "Ich glaube nicht, dass der Zuspruch viel schlechter geworden ist", schätzt Luise Haub. Auch hier gilt nun die 2G-Regel, "obwohl wir mindestens 80 Prozent Lebensmittel haben".
Die dort ehrenamtlich Beschäftigten müssen ebenso die Ausweise und Nachweise kontrollieren. Außerdem müssen sie sich selbst testen, was wieder jemand überwachen müsse. Hiltrud Weinig und Luise Haub erklärten sich dazu bereit, sonst hätte man nicht mehr öffnen dürfen.
Gewerbeverein-Vertreterin kann nicht alle Maßnahmen nachvollziehen
Die Sorgen ihrer Kollegen kennt Petra Aumüller vom Vorstandsteam des Gewerbevereins Gerolzhofen-aktiv natürlich. "Wir haben viel ertragen, irgendwann ist es such mal gut mit den ständig sich ändernden Regeln." Nicht nachvollziehbar findet sie, dass große Discounter-Ketten alles anbieten dürfen, nicht nur Lebensmittel. Als Betreiberin eines Schuhgeschäfts sei sie zwar nicht so sehr von den strikten Vorgaben betroffen, weil ihre Branche zum täglichen Bedarf zählt. Die Einbußen merke man deutlich, mit dem Umsatz zur Weihnachtszeit 2019 sei das nicht zu vergleichen, stellt die Vorsitzende fest.