Jeder Gernacher und jede Gernacherin kennt das „Käppele“, die kleine, im Wald auf dem Weg nach Heidenfeld versteckte Kapelle, die auch den Namen „Wolfskapelle“ trägt.
Diesen Namen bekam sie, weil der Sage nach ein Mönch aus dem Kloster Heidenfeld nächtens auf einem Seelsorggang nach Gernach von Wölfen verfolgt wurde. Er gelobte, eine Kapelle zu errichten, wenn er heil ankommen würde. So geschah es dann auch.
Diese Kapelle zerfiel aber im Laufe der Jahre und wurde daher im Jahr 1850 abgerissen. An ihrer Stelle wurde ein Bildstock errichtet. Die Holzpieta, die diesen Bildstock zierte, ist heute noch im „Käppele“ zu sehen.
Hermann Räth, der Vater von Erwin Räth, errichtete im Jahr 1952 eine neue Kapelle. Diese steht auf dem Grund der Waldkörperschaft Gernach. Der Weg, der direkt am „Käppele“ vorbeiführt, ist die Grenze zwischen der Gernacher und Heidenfelder Gemarkung.
Hermann Räth hat die Dachziegel für die Kapelle der damals noch selbstständigen Gemeinde Gernach abgekauft. Sie waren von einer alten Scheune im Gelände des ehemaligen Kindergartens, die abgerissen wurde. Auch die Steine stammen von diesem Bau.
Das Tor des „Käppele“ hat Schmiedemeister Alois Treutlein, zusammen mit seinen Brüdern Oskar und Hermann, aus Hülsenresten von Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg und aus Baustahl aus Ruinen von zerstörten Häusern in Schweinfurt erstellt.
Erwin Räth: „Mein Vater hat das ,Käppele‘ gebaut. Ich übernehme gerne sein Vermächtnis, für den Erhalt des ,Käppele‘ zu sorgen.“ So erneuerte er im Jahr 2012 den Fußboden, den die aufsteigende Feuchtigkeit beschädigt hatte. Im gleichen Jahr erneuerten Richard Hofstetter und Adolf Pohli den Innenanstrich des „Käppele“ ehrenamtlich. Und die Tür wurde renoviert. Günter Müller sägte etwa 20 Blätter aus Metall aus, die dann von der Firma Philipp Heusinger bearbeitet und gestrichen wurde. Die Kosten teilten sich die Firma Philipp Heusinger und Thomas Scheder, beide aus Unterspiesheim.
Nach mehr als 50 Jahren waren auch die Ziegel in die Jahre gekommen, das Dach musste erneuert werden. Jagdpächter Hubert Hofmann hat die neuen Ziegel besorgt, sein Jagdpächterkollege und er übernahmen die Kosten für die Ziegel. Die Dachdeckerfirma Stefan Schäfner aus Heidenfeld führte den Auftrag aus, das Dach zu decken und die zum Teil maroden Dachbalken zu erneuern. Und die Firma gab einen deutlichen Rabatt für diese Arbeiten, worüber sich Erwin Räth natürlich sehr freute.
Auch der Außenputz war in die Jahre gekommen, die Spuren der Verwitterung waren deutlich zu sehen. So leitete Erwin Räth im Jahr 2018 die Renovierung des „Käppele“ in die Wege.
„Ich renoviere das ,Käppele‘ gerne“, so die Antwort von Paul Berchtold auf die Anfrage, ob er diese Aufgabe übernehmen könne. Paul Berchtold stammt aus Gernach und betreibt eine Maler- und Gerüstbau-Firma in Zeil. Er ließ es sich nicht nehmen, alle Maler- und Verputzerarbeiten im Außenbereich selbst auszuführen und auch den Anstrich innen zu erneuern.
Der Sportangelverein Gernach hatte für diese Renovierungsarbeiten einen großzügigen Kostenbeitrag zugesagt, informiert Edwin Pohli, der Vorsitzende des SAV. Und Paul Berchtold stellte eine deutlich niedrigere Rechnung im Vergleich zu seinem Arbeits- und Materialaufwand, sodass der Sportangelverein die Gesamtkosten für diese Renovierung übernahm.
Ein Dank ging an Erwin Räth, der in all den Jahren mit seiner Familie die Betreuung des „Käppele“ übernommen hat und auch eigene Finanzmittel eingesetzt hat, um das „Käppele“ zu erhalten.
Erwin Räth und Edwin Pohli berichten, dass auch viele Heidenfelder gerne das Käppele besuchen, manche machen täglich dort Station. Für viele, vor allem für ältere Gernacherinnen und Gernacher, ist der häufige Besuch des „Käppele“ mit dem Kindergarten noch in lebhafter Erinnerung. Edwin Pohli und Erwin Räth erinnern sich, dass alle Kinder sich an einem Seil festhalten mussten. So gesichert, zog man dann gemeinsam, geführt von der „Kindergartenschwester“, vom Kindergarten zur Wolfskapelle und wieder zurück. Für viele Gernacher ist das „Käppele“ ein beliebtes Ziel für ihre Spaziergänge. Manche finden sich dort ein, um für einige Augenblicke zu beten vor der „Schmerzhaften Mutter Gottes“, die den Altar des „Käppele“ ziert.