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Gerolzhofen
Geografie-Champion: Johannes Markert geht gelassen in den Bundesentscheid eines Wissenswettbewerbs
Diercke Wissen hat den 15-Jährigen aus Gerolzhofen zum besten Geografie-Schüler Bayerns gekürt. Jetzt geht's um den Deutschland-Titel. Mit Faktenwissen allein wäre er nie so weit gekommen.
Johannes Markert aus Gerolzhofen hat beim Wettbewerb Diercke Wissen in Geografie den Landessieg in Bayern errungen. Am 10. Juni tritt der Neuntklässler der Ludwig-Derleth-Realschule in Gerolzhofen beim Finale des Bundeswettbewerbs an.
Foto: Michael Mößlein | Johannes Markert aus Gerolzhofen hat beim Wettbewerb Diercke Wissen in Geografie den Landessieg in Bayern errungen. Am 10. 
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 11.02.2024 04:56 Uhr

Wer Johannes Markert nach seinen Hobbys fragt, der erhält von dem 15-Jährigen eine Antwort, die wenig überrascht: Fußball. Eine weitere Antwort des Jugendlichen aus Gerolzhofen lässt dann doch aufhorchen: Geografie. Das Schulfach Erdkunde also, und alles, was irgendwie damit zusammenhängt, fasziniert ihn nicht nur, Johannes Markert verfügt in Geografie auch über ein immenses Wissen. Kein Wunder, ist er doch Bayerns bester Geografie-Schüler.

Diesen Titel hat der Schüler aus der Klasse 9c der Ludwig-Derleth-Realschule in Gerolzhofen freilich nicht einfach so erhalten oder sich am Ende gar selbst verliehen. Er hat sich diesen Titel im Geografie-Wettbewerb von Diercke Wissen erkämpft. Deutschlandweit beteiligten sich daran in diesem Schuljahr den Angaben des Westermann-Schulbuch-Verlags zufolge, der den Wissenswettbewerb für Zwölf- bis 16-Jährige ausrichtet, rund 310 000 Schülerinnen und Schüler. Zwei Mädchen und 15 Jungen wurden nun zu Landessiegerinnen und -siegern gekürt; ein Sieger vertritt die deutschen Schulen im Ausland.

Bundesfinalisten treten virtuell gegeneinander an

Als bayerischer Landessieger ist Johannes Markert zugleich der einzige Vertreter einer Realschule. Die restlichen Landesbesten besuchen alle Gymnasien. Am 10. Juni nun treten sie zum Bundesentscheid gegeneinander an. Aufgrund der Corona-Pandemie gab es diesen zwei Jahre lang nicht. In diesem Jahr findet der Entscheid zwar erstmals wieder statt, allerdings virtuell übers Internet und nicht, wie es in den Jahren bis 2019 üblich war, während einer Präsenzveranstaltung in Braunschweig.

"Die Fragen beim Landeswettbewerb waren schon sehr schwer."
Johannes Markert über seinen Sieg auf Bayern-Ebene

Die beiden ersten Stufen – unter dem Landes- und Bundeswettbewerb – hat Johannes Markert innerhalb seiner Schule gewonnen. Zunächst überzeugte er innerhalb seiner Klasse, um dann auch auf Ebene der gesamten Ludwig-Derleth-Realschule die meisten Punkte einzuheimsen. Mit dem gewonnenen Landesentscheid erreichte er Stufe drei. Das Bundesfinale ist dann die vierte und letzte Stufe.

Wissen aus dem Schulunterricht reicht nicht aus

Doch worum geht es bei dem Wissenswettbewerb überhaupt? Welche Fragen werden dort gestellt? Eine klare Antwort darauf kann auch Johannes Markert nicht geben. Wie auch, denn die Bandbreite des Wissens, das abgefragt werden kann, ist riesig. Grob umrissen geht es beispielsweise um Rohstoffe, verschiedene Länder, Inselgruppen, Höhenangaben und Klimadiagramme. Die Fragen sind auf jeden Fall lehrplanunabhängig und verlangen von den Teilnehmern auch ein deutlich größeres Wissen als es der Schulunterricht vermittelt.

"Die Fragen beim Landeswettbewerb waren schon sehr schwer", sagt Johannes Markert. Allein mit dem Auswendiglernen irgendwelcher Daten und Fakten wäre er sicherlich nicht weitergekommen, meint er. Um das anschaulich zu machen, nennt er ein Beispiel für eine Frage: Mit welchem Wind segelten die Helden eines bestimmten Comicfilms übers Meer? Außerdem musste er aus einer Anzahl genannter Städte entscheiden, welche am nächsten beieinander liegen. Dass er sich mit Länder-Flaggen und den Umrissen der Länder bestens auskennt, hilft bei solchen Fragen auch nicht weiter.

Was andere im Lexikon nachlesen, hat er im Kopf

Er lädt zu einem Test ein. Man soll auf einem Globus auf ein x-beliebiges Land zeigen. Die Spitze des Stifts landet in Südostasien. Wie aus der Pistole nennt der 15-jährige Gerolzhöfer den Namen des bezeichneten Landes: Malaysa. Doch nicht nur das. Die Insel, auf der sich neben diesem Land noch Teile von Indonesien und der Staat Brunei befinden, heißt Borneo und ist die drittgrößte Insel der Welt. Die allermeisten Menschen müssten für diese Antworten wohl ein Lexikon zu Rate ziehen. Johannes Markert dagegen hat das alles abrufbereit im Kopf.

Wo sein Wissen in Geografie und seine Liebe zu diesem Fach herrühren, das weiß er nicht so genau. Geografie interessiert ihn einfach. Was ihm entgegen kommt, sich etwa die Lage von Ländern in der Welt und die Form von deren Grenzen zu merken, ist sicherlich ein fotografisches Gedächtnis,  das seine Mutter Annette Markert bei ihrem Sohn vermutet. Schon als Knirps mit drei, vier Jahren habe dieser sich etwa während einer Autofahrt Verkehrszeichen und Ortsschilder blitzschnell merken können – noch bevor er überhaupt Buchstaben und Zahlen richtig lesen konnte.

Im Zeugnis steht selbstverständlich eine Eins

Ohne falschen Stolz meint Johannes Markert, dass ihn die Lehrer an seiner Schule als ihren "besten Geografie-Schüler" bezeichnen. Ein Lehrer habe zu ihm spaßeshalber einmal gesagt, er hätte ein bisschen Angst vor ihm, weil er in Erdkunde ja eh alles wisse, und mehr als der Lehrer selbst. Dass er in Erdkunde eine Eins im Zeugnis stehen hat, ist da kaum mehr als eine Randnotiz.

"Ich gehe da entspannt rein."
Johannes Markert zum bevorstehenden Bundesfinale

Seine Mitschüler, berichtet Johannes Markert, hätten vor ihm zum Glück keine Scheu, "auch wenn sie sich manchmal wundern, wie viel ich weiß". Zum Glück, möchte man fast meinen, gehen dem Neuntklässler nicht alle Schulfächer so leicht von der Hand wie Erdkunde. Physik und Chemie etwa seien nicht so seine Favoriten, sagt der Jugendliche, der sich selbst auch nicht als Wunderkind sieht.

Auch sein Berufswunsch hat mit Geografie zu tun

Geografie dagegen ist das Terrain, auf dem er sich mit schlafwandlerischer Sicherheit bewegt. Da wundert er einen nicht, wenn er sagt, dass sein Berufswunsch derzeit tatsächlich Erdkunde-Lehrer ist. Sollten seine Schulnoten am Ende des kommenden Schuljahres, wenn er seine Mittlere Reife macht, passen, möchte Johannes Markert deshalb sein Abitur nachholen, um dann Geografie zu studieren.

Vor dem Bundesfinale an diesem Freitag ist dem 15-Jährigen nicht bange. "Ich gehe da entspannt rein", sagt er. Der Titel als Landesseiger habe ihn erst so richtig motiviert und selbstbewusst werden lassen, sagt er über sich selbst. Start des Wettbewerbs ist für alle Teilnehmer um 9.30 Uhr. Alle Kandidatinnen und Kandidaten müssen die Fragen gleichzeitig beantworten. Es gibt laut Johannes Markert mehrere Ausscheidungsrunden bis zum letzten Entscheid gegen 14 Uhr.

 
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