
Ganz nah beisammen lagen am Dienstag die nostalgische Vergangenheit und die mögliche Zukunft und Wiedergeburt des GEO-Kfz-Kennzeichens. Während auf dem Marktplatz eine interessante Palette alter Fahrzeuge mit GEO-Nummernschild zu bewundern war, berichtete nur einen Steinwurf weiter im Bürgerspital der Vater der Wiedereinführung alter Kfz-Kennzeichen, Professor Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn, über den aktuellen Stand der von ihm angeschobenen Initiative zur Kennzeichenliberalisierung und die Ergebnisse einer bundesweiten Studie zu diesem Thema.
Vier Jahrzehnte nach der Gebietsreform fahren immerhin noch über 600 Kraftfahrzeuge aus dem Bereich des 1972 aufgelösten Landkreises Gerolzhofen mit GEO-Kennzeichen zwischen Eisenheim im Westen und Geusfeld im Osten, zwischen Pusselsheim im Norden und Wüstenfelden im Süden.
Eine Reihe ihrer Besitzer hatte sich auf den Weg nach Gerolzhofen gemacht, um die Fahrzeuge bei einer kleinen Parade im Vorfeld des Vortrags auf dem Marktplatz zu präsentieren. Darunter befanden sich neun Traktoren, die aus Gerolzhofen, Rügshofen, Siegendorf, Prüßberg, Wiebelsberg und Zeilitzheim kamen. Dazu gesellten sich als besondere Blickfänge und Attraktionen ein Ford Taunus 17M aus Gerolzhofen und ein Goggomobil Coupé aus Schonungen.
Zu guter Letzt hatte zur Freude der beiden Initiatoren der Begleitveranstaltung zur Ausstellung über den früheren Landkreis Gerolzhofen im Alten Rathaus – Bertram Schulz vom Stadtmuseum und Stadtrat Thomas Vizl – ein noch im Einsatz befindliches Tanklöschfahrzeug mit GEO-Nummernschild der Freiwilligen Feuerwehr Volkach im Rahmen eines „Spezialeinsatzes“ den Weg zurück in die alte Kreisstadt gefunden. Zahlreiche interessierte Besucher ließen sich die einmalige Gelegenheit nicht entgehen, um die alten Fahrzeuge zu sehen und zu mustern.
Nicht minder groß war die Resonanz auf die anschließende Informationsveranstaltung in der voll besetzten Minnesängerstube, in der es um die konkreten Bestrebungen ging, die alten Kennzeichen wie „GEO“ wieder einzuführen oder in anderen Bundesländern durch Gebietsreformen gefährdete Kennzeichen zu erhalten. Dabei zeigte sich, dass es sich hierbei um keinen Anflug nostalgischer Spinnerei handelt, sondern die Initiative vor allem durch die Nutzung der Kennzeichen wie GEO als Marke, Symbol, Produkt und damit als Werbemittel Sinn macht.
„Ein Nutzen, der nichts kostet“
Dazu kommt laut Professor Bochert „der Charme der ganzen Geschichte: Sie bekommen einen Nutzen, der nichts kostet“. Er spielt damit darauf an, dass es jederzeit möglich sei, mehrere Kennzeichen kostenneutral und unbürokratisch zu verwalten. Allenfalls könnte es dazu kommen, dass Landkreise eine gewisse Gebühr, wie für andere Wunschkennzeichen auch, erheben.
Das so genannte Wunschkennzeichen bezeichnete er dabei auch als das Modell, das er favorisiere. Konkret würde das bedeuten, dass es künftig im Landkreis Schweinfurt „SW“ als Standard-Kennzeichen und dazu „GEO“ als allerdings nur zu diesem Landkreis zugeordnetem Wunschkennzeichen gebe.
Inzwischen seien, so Bochert, über 30 000 Personen in 144 Städten nach ihren Kennzeichenwünschen befragt worden. Der bundesweite Trend, wonach drei Viertel der Menschen für die Initiative zur Kennzeichenliberalisierung sind, habe dabei auch bei den Befragungen in 20 Städten in Bayern mit „Altkennzeichen“ seine Bestätigung gefunden. So wünschen im Freistaat 70,8 Prozent der Befragten die Wiedereinführung der auslaufenden Kennzeichen. Nur 14,8 Prozent der Befragten wollen das derzeitige Kennzeichen behalten. Allein die Tatsache, dass nur 14,4 Prozent der Menschen keine Meinung zu dieser Frage haben, zeigt, so Bochert, wie wichtig den Bürgern die Kfz-Kennzeichen sind.
Noch deutlicher als auf Bundesebene stimmen neben Menschen über 61 Jahren die 16- bis 30-Jährigen am deutlichsten zu, und zwar zu über 80 Prozent. Bochert hob in diesem Zusammenhang hervor, dass sich in dieser Frage die Marketinginteressen der betroffenen Städte offensichtlich mit den Bürgerwünschen decken: „Das Kfz-Kennzeichen ist für viele Städte das wichtigste Symbol für die Marke der Stadt. Dieses Symbol kann nach innen und außen mit großer Wahrnehmung wirken.“ Besonders interessant: Städte mit eigenem Kennzeichen werden häufig als größer empfunden und wahrgenommen als Städte, die zwar zum Teil deutlich mehr Einwohner, aber kein eigenes Kfz-Kennzeichen haben.
Laut Professor Bochert zeichnet sich im Bundesrat eine immer stärkere Unterstützung der erforderlichen Änderung der Kfz-Zulassungsverordnung durch die Bundesländer ab. Er rechne damit, dass die Entscheidung spätestens im Herbst fallen wird. Danach könnte jedes Land für sich entscheiden, ob es mitmacht. Die konkrete Umsetzung in den Ländern könnte dann relativ schnell erfolgen.
Nach der Begrüßung durch Bertram Schulz und Bürgermeisterin Irmgard Krammer hatte Thomas Vizl seine Gedanken zum Thema „GEO, das Markenzeichen von Stadt und Region – Nostalgie oder modernes Regionalmarketing?“ vorgetragen. In seinem Redebeitrag machte er dabei deutlich, dass es hier nicht um die Gefährdung der Kreiseinheit oder separatistische Bestrebungen gehe, sondern um ein Instrument für die Identifikation der Bewohner aus Gerolzhofen und der näheren Region „mit unseren Städten“. Thomas Vizl: „Wir brauchen das Markenzeichen GEO als Identifikationsmerkmal und als Werbemittel für Gerolzhofen und seine Vorzüge.“