Das Leben könnte so einfach sein. Ein Redakteur und ein Fotograf - gemeinsam durch die Kneipen ziehen und die Eindrücke der Geo-Live-Night 2017 in Text und Bild festhalten. Doch am Abend vorher ein Anruf - und der Fotograf wünscht dem Redakteur gute Besserung. Und steht alleine da – vor einer ordentlichen Herausforderung. Denn anders als im letzten Jahr, als sich nur „Bellini“ und „Distelstube“ beteiligten, gibt es nämlich 2017 wieder das volle Programm.
Sechs Bands spielten auf
In fünf Kneipen und im Pfarrer-Hersam-Haus spielen sechs Bands und das in unterschiedlichen Stilrichtungen.
Also erst einmal auf den Plan auf der Rückseite des Geo-Live-Night Flyers schauen. Die Entfernungen sind zum Glück überschaubar. Die erste Runde startet also schon vor dem Startschuss um 20 Uhr, um Zeit zu haben mit den Bands während des Aufbaus ein wenig ins Gespräch zu kommen und mehr über sie zu erfahren.
Los geht?s im Pfarrer-Hersam-Haus, wo die Herren von Kleeblatt Century gerade beim Sound-Check sind. Man merkt ihnen jetzt schon ihre Jahrzehnte an Erfahrung an. Die 2017er-Formation bilden Alfons König (Keyboards, Gesang), Erich Götzner (Bass, Gesang), Peter Volkheimer (Drums, Gesang) und Kalli Müller (Gitarre, Gesang).
Kleeblatt war mit Popmusik von den 1970er- bis 1990er-Jahren bis in die 1990er-Jahre hinein eine der angesagtesten Bands Nordbayerns. Mit der zweiten Single war aus Kleeblatt auf Veranlassung der Plattenfirma „Kleeblatt-Century“ geworden, da man der Meinung war, internationale Erfolge könnten nur mit einem zusätzlichen englischen Namen realisiert werden. Tatsächlich konnte man anschließend in mehreren Ländern weltweit Top Ten Platzierungen verbuchen.
Ab in die Weinstube
Einmal um die Stadtpfarrkirche herum geht?s in die Weinstube am Markt. Hier sind Stefan Jahn (Gesang, Gitarre), Reiner Gold (Bass) und Klaus Schenk (Schlagzeug) gerade angekommen. Seit 32 Jahren touren sie gemeinsam. Unzählige Auftritte in Clubs, auf Festivals sowie zehn große England-Tourneen schlagen zu Buche.
Ihr Name „Blues Power“ ist Programm. Sie spielen die Klassiker des Blues-Rock sowie Songs von Stefan Jahn, die eine Mischung aus Hendrix, Stevie Ray Vaughan und ZZ-Top darstellen. Die Musiker wollen alles daran setzen, das Publikum mit ehrlicher, erdiger Musik zu begeistern.
Nächste Station: „Bellini“. Auch in der Breslauer Straße laufen die Vorbereitungen. Die drei Monkeys Marcus Schniedermeier (Gesang, Gitarre), Michael Hauck (Organist) und Peter Wirth (Schlagzeug) bilden zusammen die „Monkeyman Band“. Unter dem Motto: „fresh and funky“ interpretieren sie Pop- und Rockmusik.
„Silwer“ und die Vornamen
Zurück Richtung Marktplatz laufen, schon ist man in der Distelstube am Markt. Hier sind Silke Frenzel und Werner Koetzner schon bereit, um ihre Gäste mit Hits der vergangenen Jahrzehnte zu verwöhnen. Auf die Frage ob man ihren Band-Namen „Silwer“ nicht vom englischen Begriff „Silver“ abgeleitet mit einem „v“ schreiben müsse weisen sie schmunzelnd auf die Verknüpfung zu ihren Vornamen hin.
In der Rügshöfer Straße wird der „Schlapp?n“ gerade zum Irish Pup umfunktioniert. Hier sind Peter Wendel (Gesang, Gitarre, Mandoline), und Christian Hartung (Geige, Gesang) gerade mit ihrem Set-up beschäftigt. Verzichten müssen sie heute leider auf Udo Hafner - der Stimmung soll das aber keinen Abbruch tun. Ihren Namen leitet die „Black Velvet Band“ wie könnte es anders sein, von einem irischen Lied ab, in dem ein Mädchen besungen wird, das ein schwarzes samtenes (black velvet) Tuch trägt. Auch sie können bereits auf eine 32-jährige Bandgeschichte zurückblicken.
„Zero“ in der Pizzeria
Nur einen Steinwurf weit liegt das nächste Lokal entfernt. In der neuen Pizzeria Elias an der Ecke Steingrabenstraße/Rügshöfer Straße haben die Hardrocker von „Zero“ ihre neue Heimat bei der Geo-Live-Night gefunden. Die fünfköpfige Band mit Stefan Herbig (Gesang), Frank Schuster (Bass), Frank Schölch (Gitarre), Oliver Verne (Gitarre) und Andreas Kraus (Schlagzeug) gehört zu den Urgesteinen des Kneipenfestivals.
Die zweite Runde startet natürlich wieder im Pfarrer-Hersam-Haus. Gegen 20 Uhr eröffnet Bürgermeister Thorsten Wozniak das Event, musikalisch umrahmt von der Solistin Maike May. Nach dem „Warm-up“ mit der Sängerin und Gitarristin aus dem Grabfeld übernimmt Frankens Kultband „Kleeblatt-Century“. Trotz der Größe ist der Saal gut besucht - viele tanzen mit.
Auch „Blues Power“ legt nun in der Weinstube los. Jetzt schon ist der Raum dicht gefüllt. Sie begeistern ihr Publikum von Beginn an. Auch Akrobatik kommt dazu. Mit verschlungenen Armen wird der Bassist zum Gitarristen und umgekehrt.
Im „Bellini“ legt sich die „Monkeyman Band“ ins Zeug. Auch hier ein ähnliches Bild. Viele Gäste und eine ausgelassene, groovige Stimmung vom ersten Ton an.
In der Distelstube am Markt ist inzwischen kaum noch durchzukommen. „Silwer“ liefern wie versprochen heiße Rhythmen, zum Abtanzen und Grooven.
Die „Black Velvet Band“ hat den „Schlapp?n“ fest im Griff. Sie zeigen wie eng Folk, Country, Bluegrass und Cajun beieinanderliegen. Zahlreiche Gäste Tanzen eifrig mit.
In der „Pizzeria Elias“ fällt der Startschuss erst gegen 22 Uhr. „Zero“ haut dafür aber vom ersten Ton an richtig in die Saiten. Die vielen Besucher möchten sich die bunte Mischung aus 50er-Jahre-Rock-Geschichte anhören.
Milde Nacht
Spätestens zur dritten Runde ab 22.30 Uhr ist dann auch auf den Straßen in der Innenstadt richtig was los. Hunderte pilgern von Kneipe zu Kneipe, um sich handgemachte Live-Musik anzuhören und das in unterschiedlichen Stilrichtungen. Ein Besucher berichtet, dass er das Lied „Don't stop believin“ der Band „Journey“ jetzt schon in drei unterschiedlichen Interpretationen hören konnte. „Wo gäbe es das sonst, wenn nicht bei der Geo-Live-Night?“
Andere führen den Besucherandrang auch auf das milde Wetter zurück, das dafür sorgt, dass sich auch vor den Kneipen große Menschentrauben bilden. Erfahrene „Night Live“-Gänger sind der Meinung, dass sich die Zahl der Besucher im Vergleich zu den Vorjahren sogar leicht steigern ließ. Einziger Wermutstropfen, so andere Gäste: Sämtliche Lokale seien zeitweise so gefüllt, dass kein Durchkommen mehr sei.
Zehn Jahre Kneipenfestival
Seit zehn Jahren gibt es das Kneipenfestival jetzt schon und einmal mehr zieht es sein Publikum an. Wieder verwandelt sich das sonst eher beschauliche Gerolzhofen zur Szene-Stadt. Organisiert wird das Ganze von der Wirtegemeinschaft. Auch sie zeigt sich zum Ende der Veranstaltung sehr zufrieden.