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Gerolzhofen
Über 400 Oldtimer in der Altstadt von Gerolzhofen: "Geo Classics" enden mit Teilnehmerrekord – Viele Fotos
Die Veranstalter zeigen sich von der Resonanz auf das Oldtimertreffen im Herzen der Altstadt überwältigt. Nur die Hitze schreckte wohl manche Besucher ab.
Nicht nur alte Autos gab es bei den 'Geo Classics' zu bestaunen, wie dieser Oldtimer-Wohnanhänger vor der Stadtpfarrkirche zeigt.
Foto: René Ruprecht | Nicht nur alte Autos gab es bei den "Geo Classics" zu bestaunen, wie dieser Oldtimer-Wohnanhänger vor der Stadtpfarrkirche zeigt.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 09.02.2024 13:20 Uhr

Heißes Blech in Hülle und Fülle. So ließen sich die "Geo Classics" am Sonntag in der Gerolzhöfer Altstadt überschreiben. Das Wörtchen "heiß" beschreibt das Oldtimer-Treffen im doppelten Sinn. Denn unter den angereisten Fahrzeugen befanden sich nicht nur wahre Schmuckstücke und Raritäten, vor denen Oldtimer-Fans mit offenem Mund staunend stehen blieben.

Die Sonne brannte an diesem Tag gnadenlos vom Himmel. Auf mancher Karosserie hätte man problemlos ein Spiegelei braten können – was sich angesichts des auf Hochglanz polierten Lacks natürlich von selbst verbot.

Fotoserie

Geschätzt gut 400 Oldtimer auf vier Rädern und weitere 80 historische Motorräder sind nach dem Stadtfest-Samstag am Sonntag nach Gerolzhofen gekommen. "Das sind so viele wie noch nie", sagt Jörg Zink, der die "Geo Classics" zusammen mit Günter Engert für die Motorsportvereinigung Gerolzhofen organisiert hat. Bereits im Vorjahr war von einem Teilnehmerrekord die Rede. Damals waren es rund 250 Oldtimer.

Straßenkreuzer und Alltagsautos

Der Spaziergang entlang der zur Schau gestellten Prachtstücke auf vier Rädern wurde nicht nur für eingefleischte Oldtimer-Fans zur Augenweide. Einerseits waren es freilich die Cadillac-Straßenkreuzer, Ford Mustangs oder Chevrolets, die ihre Bewunderer anzogen. Die auch einst alltäglichen, aber seit langem aus dem Straßenbild verschwundene Modelle von VW, Opel oder NSU lohnten einen zweiten oder dritten Blick.

Bei den ausgestellten Schmuckstücken lohnte sich der Blick auf die Details.
Foto: René Ruprecht | Bei den ausgestellten Schmuckstücken lohnte sich der Blick auf die Details.

Und wer sich etwas Zeit nahm, der erfuhr von den Besitzerinnen und Besitzern manche Geschichte zur Geschichte der Fahrzeuge. Nico Zelenko aus Münnerstadt beispielsweise hatte den vielleicht interessantesten seiner fünf Trabis mitgebracht. Den olivfarben lackierten Trabant 601 A hatte der Vorbesitzer im Sommer 1990 persönlich an einer Kaserne des in Sonneberg stationierten Grenzregiments der Nationalen Volksarmee der DDR abgeholt. Anschließend parkte der Trabi mit Verdeck 30 Jahre in einer Scheune. Unverändert.

Armee-Trabi mit originaler Ausstattung

Von einem Bekannten erfuhr Zelenko von dem in der Scheune ruhenden Schatz. Fünf Monate lang, erzählt der 30-Jährige, habe er den Besitzer überzeugt, ihm den Armee-Trabi zu verkaufen, mit Erfolg. "Ich habe die Reifen gefüllt, den Vergaser geputzt, dann fuhr der Trabi wieder", sagt sein heutiger Besitzer. Das Auto ist inklusive eingebauter Funkgeräte und Sturmgewehr (Attrappe) im Originalzustand.

Der im Jahr 1915 gebaute Ford T dürfte der älteste der ausgestellten Oldtimer gewesen sein.
Foto: René Ruprecht | Der im Jahr 1915 gebaute Ford T dürfte der älteste der ausgestellten Oldtimer gewesen sein.

Der Ford T war zu seiner Zeit ein Massenprodukt. Zwischen 1909 und 1927 verließen 15 Millionen dieser auch "Tin Lizzy" ("Blechliesel") genannten Autos die Bänder. Das 20- PS-Exemplar von Rudolf Schmitt aus Würzburg, mit dem er nach Gerolzhofen getuckert ist, wurde im Jahr 1915 gebaut. Es dürfte das älteste der an diesem Tag ausgestellten Autos sein.

Es hat Holzspeichenräder, keinen Anlasser und keinen Tacho. Um das Auto mit dem Planetengetriebe zu starten, braucht es viel Kraft, sagt Schmitt, "besonders, wenn das Öl kalt ist". Dies ist auch der Hauptgrund, weshalb er sich nach zwölf Jahren von dem älteren seiner beiden Ford-Oldtimer trennen möchte. Dem noch nicht gefundenen Käufer rät er: "Wer so ein Auto kauft, muss eine Liebe dazu entwickeln." Der Vorteil am Ford T sei, dass quasi alle Ersatzteile noch erhältlich sind. Er habe seinen Oldtimer immer selbst repariert, verrät Schmitt. "Ich bin halt ein Schrauber."

Besitzer erfüllt sich einen Jugendtraum 

Gleich nebenan steht noch ein Ford-Lizzy, Baujahr 1919. Werner Motz aus Eichfeld fährt diesen ebenfalls noch regelmäßig selbst. Mit dem Kauf vor rund einem Jahr hat er sich einen Lebenstraum erfüllt, wie er sagt. Als Jugendlicher habe er als Automechaniker in einer Ford-Werkstatt gelernt. Seitdem wollte er ein solches Modell haben. Seine "Francine", wie der in Paris für Ford gefertigte Oldtimer heißt, habe er in einer Internet-Anzeige gefunden und am Chiemsee abgeholt, sagt Motz.

Auch Nikolaus Engelbrecht aus Volkach hat sich mit einem Autokauf einen Traum erfüllt. Dies liegt lange zurück. Im Dezember 1966 hat er seinen Mercedes 170 S gekauft. Damals war der gebürtige Gerolzhöfer 17 Jahre alt und hatte noch nicht einmal einen Führerschein. Ab 1968 fuhr er den im Februar 1950 erstmals zugelassenen Wagen für gut zwei Jahre, dann funkte der TÜV dazwischen. Behalten hat er sein Traumauto dennoch.

Zur Hochzeit seiner Tochter ließ Engelbrecht den Oldtimer ab dem Jahr 2005 restaurieren. Seit August 2014 ist er wieder TÜV-geprüft und zugelassen. Seitdem fahren er und seine Frau mit dem einstigen Jugendtraum regelmäßig und mehrere Tausend Kilometer im Jahr.

Im Blickfang steckt echte Handarbeit

Die Excalibur Phaeton IV von Jürgen Zetzmann ist ein Hingucker.
Foto: René Ruprecht | Die Excalibur Phaeton IV von Jürgen Zetzmann ist ein Hingucker.

Mit einem echten Blickfang ist am Sonntag auch Jürgen Zetzmann aus Rödental bei Coburg angereist. Der 69-Jährige war bereits vergangenes Jahr mit seinem Excalibur Phaeton IV bei den "Geo Classics". Mit dem Baujahr 1984 ist der im Stil einer Limousine der 1930er-Jahre nachempfundene Oldtimer zwar bei Weitem nicht der älteste am Platz – doch bestimmt einer der auffälligsten. "Den Excalibur fahre ich am liebsten, weil er am seltensten ist", sagt sein Besitzer. Das Interieur des Fahrzeugs ist wie das komplette Prachtstück handgefertigt. Verarbeitet wurde hierfür unter anderem echtes Hartholz.

Nicht nur die befragten Aussteller waren zufrieden mit dem Verlauf des Oldtimer-Treffens. Auch Organisator Zink zeigte sich am Ende eigenen Worten nach hochzufrieden und überwältigt. Alles lief gesittet und ruhig ab, "es gab keinerlei Ärger", berichtet er. Das Feedback, das er erhalten habe, sei durchwegs positiv gewesen.

Die meisten Aussteller kamen unangemeldet

Zink dankt dem 25-köpfigen Team an Helfern, die in zwei Schichten als Einweiser an den Absperrposten und Aufstellflächen für die Oldtimer für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Und das trotz der nicht vorhersehbaren Rekord-Teilnehmerzahl. Angemeldet waren etwa 110 Oldtimer. Doch viele Aussteller entschlossen sich dann wohl am Sonntag noch spontan zur Fahrt nach Gerolzhofen.

Dass die Zahl der Besucherinnen und Besucher geringer ausfiel als im Vorjahr, erklärt Zink mit der Gluthitze von gut 30 Grad am Sonntagnachmittag. Diese hätte sicherlich manche Menschen von einem Besuch der "Geo Classics" abgehalten.

 
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