
Am 9. Mai sollte in Birnfeld eigentlich kräftig gefeiert werden. Denn der Chor "Gesangverein 1895" kann in diesem Jahr auf sein 125-jähriges Bestehen zurückblicken. Wegen der Corona-Pandemie wird das Fest jedoch auf später verschoben.
Gegründet wurde der Verein als reiner Männerchor von sangesfreudigen Birnfelder Bürgern. Aufzeichnungen belegen die musikalischen Einsätze. Auch gesellige Veranstaltungen hielt der Verein ab, denn bis 1908 wird von einer jährlichen Weihnachtsverlosung berichtet.
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges löste sich die Gemeinschaft auf, da die Männer in den Krieg mussten. Erst 1925 entstand auf Initiative des damaligen Lehrers Emil Kilgenstein und des Pfarrers Pius Werner wieder eine Singgemeinschaft, jetzt als gemischter Chor unter dem Namen Cäcilien-Verein. Sowohl Chorproben, Auftritte und gesellige Aktivitäten des Vereins wurden abgehalten. Selbst in der Zeit des Nationalsozialismus erlosch der Chorgesang bei kirchlichen Anlässen nicht.
Großen Aufschwung nahm der Chor von 1947 bis 1963, geleitet von Lehrern in Birnfeld und Musiklehrern aus dem damaligen Internat im nahegelegenen Schloss Craheim. Bis 1986 wurden immer wieder aus aktuellen Anlässen Projektchöre ins Leben gerufen.
Unter Udo Budau aus Birnfeld erfolgte 1986 eine Wiederbelebung des Chores. Anlass war das 50-jährige Priesterjubiläum des Ortspfarrers Richard Konrad. Zu einem gemischten Chor fanden sich 40 Frauen und Männer aus dem Ort zusammen. Der Chor nannte sich "Gesangverein 1895 nachmals Cäcilienverein" mit Sitz in Birnfeld und beschloss den Beitritt zum Fränkischen Sängerbund. "In den folgenden Jahren entwickelte sich der Chor zu einem wichtigen kulturellen Verein in der Gemeinde", betont Udo Budau, der seit der Wiedergründung den Vorsitz innehat.
Aktive Jugendarbeit
In den letzten Jahrzehnten wurden im Chor die Weichen für eine gute Zukunft gestellt. Durch die gemeinsame Gestaltung der jährlichen Serenade im Franziskushof ab 1987 ergab sich eine gedeihliche Zusammenarbeit mit dem Gesangverein aus der Nachbargemeinde Nassach. Beide Gesangsvereine sind weiterhin eigenständige Vereine, agieren aber gemeinsam seit 1993 als "Chorgemeinschaft Nassach-Birnfeld" und zählen heute über 30 aktive Sängerinnen und Sänger. Der Gesangverein Birnfeld zählt etwa 84 Mitglieder, darunter rund 22 aktive Sänger, von denen auch einige aus den weiteren Ortsteilen des Marktes Stadtlauringen kommen. In jedem Jahr sind zwölf bis 15 Auftritte zu verzeichnen.
Das als Bürgerhaus umgestaltete ehemalige Birnfelder Brauhaus bietet gute Räumlichkeiten für die wöchentlichen Proben unter der derzeitigen Chorleiterin Katharina Götz. In regelmäßigen Zeitabständen werden Kinder- oder Jugendchöre aus der Taufe gehoben, von denen die "Singing Sisters", mit überdurchschnittlich jungen Sängerinnen zwischen 20 und 40 Jahren, zurzeit der Chorgemeinschaft Nassach-Birnfeld angegliedert sind. "Von den Singing Sisters gehören einige der Frauen auch zu unserem Chor, das stimmt uns ganz hoffungsvoll", meint Hildegard Budau. Die Schriftführerin des Vereins räumt ein, dass der Chor zwar über genügend Männerstimmen verfügt, aber gerade Schichtarbeit Tenor und Bass im Chor zahlenmäßig schwächt.
Die Mitglieder der Vorstandschaft hatten mit Chorleiterin Katharina Götz das Jubiläumsfest vorbereitet. "Aber es geht nicht, wir können ja keine Chorproben abhalten für unseren Auftritt", erklärt Hildegard Budau - und zuversichtlich fügt sie hinzu: "Eventuell feiern wir im Herbst. Aber jetzt kann man noch gar nichts sagen, man muss einfach abwarten."
