Etwas verlassen steht der fast unberührte Gerupfte auf dem interkulturellen Büffet der Auen-Schule neben fast leeren Platten mit türkischem Börek, russischen Blinis, portugiesischen Pasteis de Natas, afrikanischen Bällchen und amerikanischen Brownies. Doch ein Freiwilliger ist schnell gefunden, der das typisch fränkische Gericht probiert: Sarbst aus Syrien kostet beherzt die unbekannte Speise.
Wie schmeckt Gerupfter?
Sein Daumen geht hoch, fast scheint der junge Kurde etwas erstaunt, dass diese undefinierbare gelbliche Masse mit den vielen Zwiebeln on top genießbar ist und auch noch „sehr gut“ schmeckt, wie er grinsend attestiert. Marie aus Deutschland dagegen findet den polnischen Nudelsalat am Leckersten, zwar anders als daheim, aber mindestens genauso gut.
Und genau darum geht es bei dem schulübergreifenden Pilotprojekt der Auen-Schule „Ich bin ich und du bist du — doch gemeinsam sind wir WIR!“: Mutig etwas ganz Neues auszuprobieren und dabei Fremdes, Unbekanntes kennen- und im besten Falle lieben zu lernen.
Barrieren überwinden
Fast das ganze zweite Schulhalbjahr haben die beiden Lehrkräfte Nicole Hepp-Schmat von der Grundschule und Michaela Salfer von der Mittelschule mit ihren Schülern in vielen Aktionen ethnische und kulturelle Barrieren überwunden, nicht in den eigenen Klassen, sondern schulübergreifend und das ist etwas ganz Besonderes.
Die Idee kam Grundschullehrerin Nicole Hepp-Schmat vor Ostern. Immer wieder kamen ihre jahrgangsgemischten Erst- und Zweitklässler (JaMi) von den gemeinsam mit der Mittelschule genutzten Sanitärräumen und berichteten mit fast ehrfürchtigem Respekt von den Begegnungen mit den „Großen“ der insgesamt drei Übergangsklassen, die für ganz Schweinfurt in der Auen-Schule für Kinder angeboten werden, die erst seit kurzem in Deutschland sind.
Über 20 Nationen beim Frühstück
Die Idee für das schulübergreifende Projekt traf bei Mittelschulkollegin Michaela Salfer auf offene Ohren und auch die Eltern zogen gerne mit am interkulturellen Strang. „Sehr offen“ war die Akzeptanz, wie Hepp-Schmat erläutert und die Rückmeldungen durchweg positiv für das gesamte Projekt, das jetzt im interkulturellen Frühstück mit weit über 20 verschiedenen Nationen und fast ebenso vielen unterschiedlichen „Guten Appetit-Wünschen einen fröhlichen Abschluss fand.
Stolz sind die beiden Lehrkräfte über den Erfolg, selbst neue Kinder, teils erst seit wenigen Tage in den Klassen, waren sofort integriert, backten und kochten daheim für den kulinarischen Projektschlusspunkt und beteiligten sich, allerdings in Englisch, an der tollen Briefaktion zwischen den großen und kleinen Projektteilnehmern.
Dank des „großen Engagements“ der beiden Lehrerinnen für das Kooperationsprojekt, so das gemeinschaftliche Fazit der beiden Rektorinnen der Auenschule, Ulrike Göbel (GS) und Martina Rottmann (MS), ist es gelungen, die soziale Empathie, den Teamgeist, schulübergreifend zu fördern.
Der Projektstartschuss fiel im Frühjahr mit einem gemeinsamen Osterfest, christliche Bräuche, aber auch Ramadan und Zuckerfest wurden thematisiert, dazu gab es musikalische, erdkundliche, mathematische, sportliche und sprachliche Gemeinschaftsaktionen für die etwa 45 Schülerinnen und Schüler im Alter von sechs bis 17 Jahren.
Im Mittelpunkt jeder Aktion stand das Wir-Gefühl des Projekt-Mottos und die abschließende Erkenntnis, das zusammen eben doch alles viel besser funktioniert und alle Schüler – unabhängig von Alter, Herkunft oder Religion – auf ganz unterschiedliche Art wunderbar voneinander profitieren können.
„Wir sind ein Team“, lautet das Zauberwort des Projekterfolges, bester Beweis war da die beim Frühstück so harmonisch gelebte, bunt durcheinander gemischte Gemeinschaft aus kleinen Grundschülern und älteren Übergangsklassenschülern, die mit der Übergabe von Briefen mit lieben, sehr wertschätzenden Worten gekrönt wurde.