Nicht nur in Deutschland, auch in China sterben die meisten Menschen an einer Herz- und Kreislauferkrankung. Diese Problematik wird sich verschärfen, denn in beiden Ländern – so unterschiedlich sie auch sind – werden die Menschen immer älter. Vor diesem Hintergrund startete das Institut für Medizintechnik Schweinfurt im Kompetenzzentrum Mainfranken der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (IMeS) ein spannendes Projekt.
Unter dem Titel „Biomedical Applications in Cardiovascular Diagnosis“ entschloss sich das Institut unter Leitung von Professor Dr. Walter Kullmann zu einem Austausch von Wissenschaftlern mit der Abteilung für Kardiovaskuläre Medizin und Geriatrie an der China Medical University in Shenyang. Die Schweinfurter Institutsmitarbeiterin Ying Zhao besuchte kürzlich die chinesische Partnergruppe. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass in einer überalterten Gesellschaft eine nichtinvasive Frühdiagnostik für die Bürger, aber auch für die Volkswirtschaft von größter Bedeutung sein wird. Unter nichtinvasiver Diagnostik verstehen Mediziner Untersuchungen, bei denen der Arzt weder einen Schnitt macht, noch Geräte in den Körper einführt.
In dem interdisziplinären medizintechnischen Forschungsprojekt sollen neue, nichtinvasive elektrooptische Diagnosesysteme zur Diagnostik des Herz- und Gefäßsystems weiterentwickelt und klinisch getestet werden. Im Vordergrund stehen Messsysteme, auch zur Früherkennung von Alterskrankheiten wie der arteriellen Gefäßsteifigkeit. Sie können die Volkskrankheiten Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.
Der chinesische Projektpartner Professor Dr. Guoxian Qi ist Spezialist auf dem Gebiet der kardiovaskulären (also der Herz- und Gefäßsystem betreffenden) Diagnostik und der Geriatrie. Im klinischen Institut der chinesischen Arbeitsgruppe stehen die gesamte Elektrokardiogramm- und Blutdruckdiagnostik, Ultraschall, Computertomografie-, MR- und Angiographie-Bildgebung, Radionuklid-Bildgebung, Herzkatheter-Labor sowie verschiedene biochemische kardiale Markertechniken zur Verfügung. Beim klinischen Partner sollen technische Prototypen zur kardiovaskulären Diagnostik, die im IMeS Schweinfurt entwickelt werden, getestet und die Ergebnisse mit alternativen Diagnosemethoden verglichen werden.
Die China Medical University in Shenyang zählt zu den Top-10-Einrichtungen der medizinischen Universitäten in der Volksrepublik China. Neben der Projektkooperation mit der Abteilung von Professor Qi knüpfte Ying Zhao aus Schweinfurt während ihres Besuches in Shenyang Kontakte mit anderen medizintechnischen Arbeitsgruppen am College of Basic Medical Science an der China Medical University. Das Projekt wird über ein staatliches chinesisches Förderprogramm unterstützt.