
"Eile mit Weile", "In der Ruhe liegt die Kraft", "Vergiss nicht zu leben", "Das Leben ist schön", "Alles, was in Eile geschieht, wird nicht von Dauer sein": Fünf Liegestühle, mit Anregungen in Deutsch und Französisch, zählten zu den Gastgeschenken, beim Besuch von rund 30 Nieder- und Oberwerrnern in der normannischen Partnergemeinde Ifs. Thomas Wohlfahrt, Vorsitzender des Förderkreises FIGP, klappte mit den Liegen ein neues Kapitel der Freundschaft auf, nach zwei Jahren Corona-Zwangspause.
Im Vorort von Caen wurden 30 Jahre "Jumelage" gefeiert, dort, wo sie am 31. Oktober 1992 durch die Bürgermeister Jean Moulin und Peter Heusinger aus der Taufe gehoben worden ist. Monique Tamine und Dietrich Fuhrmann waren damals als Partnerschaftsbeauftragte am Start gewesen. Bereits Ende Mai 1992 hatten die ersten Ifoises die Werntalgemeinde besucht. Die Nachkriegsgeneration hat seither am neuen Europa mitgebaut, sich auf Kulturveranstaltungen, den Weihnachtsmärkten, bei Boule-Turnieren, Ausflügen oder im Schulleben kennengelernt.
Wohlfahrt vertrat als zweiter Bürgermeister Rathauschefin und Vize-Landrätin Bettina Bärmann, selbst Vorstandsmitglied im FIGP. Martine Kerguelen, Präsidentin des Partnerschaftskomitees in Ifs, steuerte ein Zitat von Lyriker Alphonse de Lamartine beim Empfang bei: "Geht voran, die Menschheit lebt nicht nur von der Idee!"
"Es gibt Momente, Begegnungen, die das Herz erwärmen", freute sich Bürgermeister Jean Patard-Legendre über das Wiedersehen. Dass gelebte Freundschaft über einstige Kriegsgräben hinweg keine Selbstverständlichkeit ist: Allen Verantwortlichen war dies schmerzlich bewusst, angesichts des Ukrainekriegs. Die Franzosen schicken Hilfspakete ins Krisengebiet, Niederwerrn hat 60 Flüchtlinge aufgenommen, meist Mütter und Großmütter mit Kindern.
Patard-Legendre gestand ein, dass das "Europa von oben" gerade Zeichen der Schwäche zeige. Um so wichtiger sei es, von unten, dem Europa der Menschen und Regionen her, zusammen zu finden. Die fünf Teenager aus Nieder- und Oberwerrn, die Anfang Juni beim Pfingstbesuch dabei waren, wurden um so herzlicher aufgenommen, als Vertreter der nächsten Generation.
Unter den Niederwerrnern befanden sich auch Jugendliche syrisch-kurdischer Abstammung, Zwei der drei Schwestern sind aufgrund von Glasknochenkrankheit auf Rollstuhl bzw. Gehhilfe angewiesen. Ihre Familie ist auf der Flucht vor dem IS nach Deutschland gekommen. Dass sich Normannen, Kurden und Franken auf Anhieb verstanden, lag auch, aber nicht nur, an den Dolmetschern (Joel Regul, Werner Lehrl und Franziska Darde).
Zur französischen Gastfreundschaft gesellte sich die einheimische Küche. Erstmals gab es eine Fahrt nach Granville, zum Museum Christian Dior, mit den Kreationen des weltbekannten Modeschöpfers, der im Küstenort geboren worden ist. Mit den Gastfamilien wurden die unterschiedlichsten Aktivitäten unternommen, vom Grillen über einen Schlossbesuch bis zum Strandtag in wildromantischer Küstenlandschaft.
Auch in Niederwerrn sollen nun fünf Klappstühle aufgestellt werden. Darauf ausruhen wollen sich die Aktiven der Partnerschaft nicht, trotz aller Begeisterung: "Es wäre wünschenswert, wenn diese Begeisterung auch auf andere Jugendliche und junge Familien unserer beiden Gemeinden überspringen würde", heißt es im Bericht.