
Die Terrorakte in Paris, der VW-Abgasskandal, der Absturz des German-Wings-Flugzeuges mit 150 Toten, der Ein-Millionste Flüchtling in Deutschland – Schwanfelds Bürgermeister Richard Köth blickte beim Neujahrsempfang im voll besetzten Bürgerzentrum weit über den Tellerrand seiner Gemeinde hinaus. Das Geschehen am Hauptbahnhof in Köln am Silvesterabend bezeichnete auch der Bürgermeister als „völlig neue Dimension der Gewalt“.
Es gäbe aber auch gute Nachrichten, so Köth, der seinen Bürgern in der „guten Stube der Gemeinde“ nicht nur mit Schreckensmeldungen überbringen wollte. Die guten Nachrichten müsse man zwar suchen, aber es gäbe sie. So sei beispielsweise die Kinderlähmung weltweit fast ausgerottet, sehr viele Deutsche würden den Flüchtlingen tatkräftig helfen, und der Ökostrom habe in Deutschland mittlerweile einen Anteil von 33 Prozent erreicht. „Die Kindersterblichkeit hat sich weltweit seit 1990 fast halbiert, Deutschland hat die niedrigste Arbeitslosenquote seit 1991“, zählte Köth weiter auf.
Seit vielen Jahrzehnten würde Europa im Frieden leben, und angesichts des drohenden Terrors „dürfen wir nicht in Panik verfallen. Wir dürfen unsere Lebensgewohnheiten und unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht einschränken lassen“, sagte Köth. Gleichwohl müsste Menschen in Not geholfen werden, wie es auch in der Gemeinde selbst geschehen ist, zog Köth den Bogen von der Welt- in die kommunale Politik. Die jordanischen Familien, die bis vor kurzem noch in Schwanfeld gelebt hätten, seien freiwillig wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, die Männer hatten zuvor noch Ein-Euro-Jobs im Bauhof erledigt.
Der Neubau des Bauhofes und des Feuerwehrhauses schreite voran, „die Gemeinde hat nun zwei Grundstücke gekauft“. Köth verwies auf die kommunalen Förderprogramme für Familien und Bauwillige, den Helferkreis für die Flüchtlinge und sprach davon, dass der leer stehende Vierseit-Bauernhof an der Hauptstraße für Flüchtlingsfamilien hergerichtet werden soll. „Wir stehen vor anspruchsvollen Projekten, auch im Bereich der Dorferneuerung, und wir sind optimistisch, was das Jahr 2016 angeht“, schloss Köth seine Rede.
Die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge, so Landrat Florian Töpper in seinem Grußwort, „stellt für uns eine besondere Herausforderung dar“. Vor allem die Bilder von verhungernden Kindern in Syrien zeigten, „dass wir uns mit dieser Not auseinandersetzen müssen. Die Welt ist schon längst aus den Fugen geraten, und wir, die wir in Wohlstand und Sicherheit leben, werden uns dem Näherrücken nicht entziehen können“.
Gleichwohl will Töpper besonnen an diese Aufgabe herangehen, und für die Schwanfelder fand er viele lobende Worte für ihren Umgang mit Flüchtlingen. „Sie spüren die Dankbarkeit der Flüchtlinge direkt, eine Integration kann gelingen“, sagte der Landrat.
Nachdem der Bürgermeister eigens im Oktober einen Ehrungsabend durchgeführt hatte, blieben die Ehrungen beim Neujahrsempfang überschaubar. Rita Wehner, die als Verwaltungsangestellte schon in die Altersteilzeit gehen wollte, übernahm kurzfristig die Vertretung in einer Elternzeit. Josef Krimmel wurde in Abwesenheit für sein 40-jähriges Dienstjubiläum geehrt.
Seine Ausbildung begann im August 1975 beim Versorgungsamt Frankfurt, und über diverse Arbeitsstellen, unter anderem beim Landesversorgungsamt Hessen und der Gemeinde Grafenrheinfeld, kam er im Oktober 2002 zur Verwaltungsgemeinschaft Schwanfeld, deren Geschäftsstellenleiter der „sehr engagierte, sehr gewissenhafte und mit großem fachlichen Hintergrund versehene“ Krimmel seit März 2014 ist. Barbara Gensler und Günter Schneider, schon beim Ehrungsabend vom Bürgermeister bedacht, „sind untrennbar mit dem Jugendspielmannszug verbunden“. Auch wenn der jetzt aufgelöst wurde, so hatte der Gemeinderat dennoch beschlossen, beiden die Bürgermedaille in Bronze zu verleihen.
Die Ehrung der Blutspender übernahm BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Lindörfer. Bemerkenswert fand er, dass unter den Geehrten auch einige Frauen waren. Die, so Lindörfer, „dürfen nur viermal im Jahr spenden, Männer hingegen sechsmal“. Geehrt wurden Carmen Sauer, Erwin Martin (je 50 Spenden), Claudia Kober (75), Mada Sprenger (100) und Andreas Reitwiessner (125).