(rv) Die Gemeinde Grettstadt nahm Abschied von ihrer langjährigen Bürgermeisterin Traudl Epp und lud Wegbegleiter und Mitstreiter zu einem Empfang in den Bürgersaal. Höhepunkt der Abschiedsfeier war die Verleihung der Bürgermedaille.
Zwölf Jahre war Traudl Epp Bürgermeisterin der Großgemeinde. Insgesamt blickt sie auf 38 Jahre als Beschäftigte im öffentlichen Dienst zurück. Vom September 1972 bis zum April 1978 war sie in der damals noch selbstständigen Gemeinde Obereuerheim als rechte Hand des Bürgermeisters beschäftigt. Nach der Gebietsreform 1978 wechselte sie auf Wunsch des damaligen Bürgermeisters Ernst Lenhard ins Rathaus nach Grettstadt, wo sie das Pass- und Einwohnermeldeamt leitete. Bei den Bürgermeisterwahlen 1998 entschied sie sich, selbst zu kandidieren und ging als Siegerin aus der Wahl hervor, ebenso wie bei der Bürgermeisterwahl 2004.
In diesem Jahr feierte Epp ihren 65. Geburtstag und trat nicht mehr zur Wahl an. Seit dem 13. Oktober heißt ihr Nachfolger im Bürgermeisteramt Ewald Vögler.
Die Gemeinde Grettstadt bestimmte lange Zeit das Leben der Eheleute Norbert und Traudl Epp. Denn auch ihr Ehemann Norbert war politisch in der Gemeinde aktiv. 18 Jahre war er Gemeinderatsmitglied (1978 bis 1996), davon 16 Jahre als Zweiter Bürgermeister.
Ade und Danke sagten nicht nur die Mitglieder dreier Gemeinderatsgremien, denen Epp als Ortsoberhaupt vorstand. Landrat Harald Leitherer, die Bürgermeisterkollegen der Mainbogengemeinden, Pfarrer, Bankenvertreter, Feuerwehrkommandanten, Kindergärten, Schule und Verwaltung kamen, um Dank zu sagen. Staatssekretär Gerhard Eck und Michael Glos, Bundesminister a. D., bestellten Grüße und dankten für den vorbildlichen Einsatz von Traudl Epp.
Die Feierlichkeiten begannen unter der historischen Linde, wo die Kinder der Kindertagesstätte Storchennest die Bürgermeisterin musikalisch verabschiedeten.
„Ein Abschnitt geht zu Ende und manch einer wird neidisch sagen: Mensch, die darf schon in Pension“, sangen die Kinder vom Schulchor der Grundschule und wünschten am Schluss „Du sollst mal voll abheben“, wobei sie Luftballons fliegen ließen. Dazu passte das von Bürgermeister Ewald Vögler überreichte Abschiedsgeschenk der Gemeinde: Ein Ballonfahrt über ihre Heimatgemeinde.
Die vier Mitglieder des Grettschter Dreigesangs würdigten die Verdienste Epps musikalisch. Angefangen von der Entscheidung Epps als Bürgermeisterin zu kandidieren („Des bissla mach doch ich“), über den Elan, das Geschick, den Charme und den Mut vier Gemeindeteile unter einen Hut zu bringen, bis zu dem Entschluss „Habs gern gemacht – Gemee, das war mei Sach', jetzt soll a annerer amal die Ärwet mach“. Für den Ruhestand hatten sie auch gleich eine Beschäftigung parat. Mit ihrem Hobby Kochen könnte sie zur Dorfentwicklung beitragen und ein Gourmet-Restaurant in Obereuerheim eröffnen.
In einer Art Zwiegespräch blickte Bürgermeister Ewald Vögler zusammen mit seiner Vorgängerin auf deren berufliches Leben zurück. Eine schwierige Zeit seien die Anfangsjahre in Grettstadt gewesen, bestätigte Epp. Damals gab es eine Flut von Asylbewerbern. Zeitweise waren 30-40 Asylbewerber in Grettstadt im Burkardsbrunnengebäude untergebracht. Eine interessante, lehrreiche Zeit, so Epp, in der sie sehr viel Menschenkenntnis erwerben konnte. „In den Jahren unter Bürgermeisterin Traudl Epp ist viel saniert und gebaut worden“, stellte Ewald Vögler fest. Angefangen von den Baugebieten, der PCB-Sanierung der Grundschule, der Sanierung des Kirchturms in Obereuerheim und des Hauptschiff der Kirche in Grettstadt, der Neugestaltung des Dorfplatzes in Dürrfeld mit Verkauf des alten Schulhauses oder der Friedhofsumlegung in Untereuerheim. Saniert wurden fast alle Feuerwehrhäuser der vier Ortsteile und Feuerwehrautos gekauft. Landrat Harald Leitherer blickte auf den Bau zahlreicher Radwege in Grettstadt zurück. „Dabei hast du doch gar kein Fahrrad“, meinte Vögler scherzhaft. Und Traudl Epp bekannte: „Ich bin zwar kein Radfahrer, aber ich kann Rad fahren. Zur Einweihung der Radwege habe ich mir immer ein Fahrrad von unserem Kämmerer geliehen“. Viel Herzblut habe Epp in die Sanierung der alten Rathäuser in Dürrfeld und Grettstadt gesteckt, hielt Vögler fest. Ein Schock sei die Schließung des EZB-Geländes gewesen.
Epp selbst meinte zurückblickend: Oft wurde gekämpft und heiß diskutiert, unter dem Strich sei es aber immer ihr Ziel gewesen, das Beste für die Gemeinde zu erreichen. Ihrem Nachfolger Ewald Vögler wünschte sie eine glückliche Hand, Gottvertrauen und Geld in der Gemeindekasse, weshalb sie ihm einen Goldhamster als Geschenk für den Schreibtisch überreichte.