
Der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Karl Straub, kam zu einer Austauschrunde mit den Migrantenvereinen aus Schweinfurt. Dies berichtet die Gesellschaft zur beruflichen Förderung (GbF) Schweinfurt mbH in einer Pressemitteilung, der auch die folgenden Informationen entnommen sind. An der Veranstaltung, die bei der GbF stattfand, nahmen neben den Vertretern der Vereine auch Landtagsabgeordnete Martina Gießübel, die dritte Bürgermeisterin der Stadt Schweinfurt, Ayfer Rethschulte, der Stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Lehrerverbandes, Tomi Neckov, sowie einige Schulvertreter aus Schweinfurt teil.
Hamzeh Alkheder, der seit sieben Jahren als Jobbegleiter bei der GbF tätig ist, berichtete von seinen Erfolgen und Misserfolgen. Straub lobte den Einsatz des Jobbegleiters und des Ausbildungsakquisteurs Halil Cesur.
In den Diskussionen mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden aus Schweinfurt ging es um bürokratische Hürden und Herausforderungen, mit denen Migranten laut Pressemitteilung in bestimmten Berufsfeldern konfrontiert sind wie beispielsweise in der Verwaltung.
Das Gefühl, als Migrant benachteiligt zu sein
Als langjähriger Ausbildungsakquisiteur der GbF Schweinfurt berichtete Halil Cesur von den Sorgen und Anliegen von Menschen mit Migrationshintergrund. Man habe als Migrant sehr oft das Gefühl, benachteiligt zu sein, so Cesur.
Die GbF Schweinfurt wurde 1980 gegründet, um junge Menschen mit türkischer Herkunft beruflich zu integrieren. Aktuell werden von der GbF Schweinfurt gut 3000 SchülerInnen unterschiedlicher Herkunft durch verschiedene Maßnahmen und Projekte betreut, so Henriette Dinkel, Prokuristin der GbF.
Die Bürokratie bei der Jobvermittlung von Pflegekräften und allen anderen Berufen müsse abgebaut werden, so Rethschulte: "Letztens war eine Pflegekraft mit Touristenvisum da und wäre gerne als Krankenschwester bei uns geblieben, musste aber ausreisen, weil sie mit einem Arbeitsvisum kommen musste." Neckov sagte: "Ob es gelingt, Menschen mittel- und langfristig in unsere Gesellschaft zu integrieren, hängt ganz wesentlich von der Schule ab." Denn der Schlüssel zur Integration seien Sprache und Bildung. "Unsere Schulen sind Kompetenzzentren für Integration, deshalb benötigen Bildungseinrichtungen ausreichend Ressourcen, damit eine nachhaltige Integration der Kinder und Jugendlichen möglich ist."
Konkrete Pläne für die Zukunft
Straub kam auch nach Schweinfurt, um sich gelungene Integrationsbeispiele vor Ort anzusehen. Der damalige Integrationsbeauftragte Martin Neumeyer besuchte vor zwölf Jahren Mustafa Cetin während seiner Ausbildung. Heute ist Mustafa Cetin 30 Jahre alt und ein erfahrener Kfz-Meister mit eigener Werkstatt.
Cetin bildet aus, um den Erhalt seiner Werkstatt langfristig zu gewährleisten. Er verglich seine Ausbildungszeit von damals mit heute und meinte, dass die heutige Jugend völlig anders "tickt" als zu seiner Jugendzeit. "Ich kann es manchmal verstehen, wenn manche Betriebe nicht mehr ausbilden wollen“, sagt Mustafa Cetin. Ohne die Unterstützung durch Cesur hätte er den Schritt in die Selbstständigkeit nicht gewagt. Für die Zukunft hat er konkrete Pläne und geht dafür in die Offensive: Anfang Juni zieht er in größere Räumlichkeiten.
Die Autohaus Galerie in Sennfeld hat seit ein paar Jahren Schwierigkeiten passende Mitarbeiter für den Verkauf zu finden. "Viele bevorzugen Großbetriebe als Arbeitgeber in unserer Region", so Ali Ökcü, Ausbilder und Geschäftsführer des Autohauses. Ökcü hat vor zehn Jahren selbst dort seine Ausbildung absolviert. Gemeinsam mit Cesur haben sie einige Jugendliche erfolgreich durch die Ausbildung gebracht.
Martina Gießübel lobte das Engagement vieler Unternehmen, um Jugendliche für eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz zu gewinnen.