In 25 Jahren 30 000 Grundschülern das Abc im Straßenverkehr zu vermitteln, dazu braucht man viel Verständnis, Geduld und Einfühlungsvermögen. Herbert Riegler, Verkehrserzieher der Polizeiinspektion Schweinfurt, vereint diese Eigenschaften.
Zum Jahresende geht er in den Ruhestand und hält für sich fest: Es hat sich einiges verändert. Aber geblieben ist die Sorge, dass sich die Kinder unfallfrei im Straßenverkehr bewegen.
Spaß soll die Verkehrserziehung, der sogenannte Fahrradführerschein, den Kindern machen. Und sie sollen die Polizei als „Freund und Helfer“ erfahren, hofft Herbert Riegler. „Die Kinder sollen auf jeden Fall keine Angst vor der Polizei haben.“
Auf 13 Übungsplätzen unterwegs
Bedrohlich oder furchteinflößend wirkt der 60-Jährige jedenfalls nicht. Eher gelassen und väterlich. Fünffacher Opa ist er mittlerweile, erzählt er beim Treffen auf dem Kreisbauhof in Niederwerrn, wo gerade die Klasse 4c der örtlichen Grundschule mit den Rädern übt. Er weiß, wie man mit Kindern von heute umgeht.
75 Prozent seiner Arbeit besteht darin, Viertklässlern zu vermitteln, wie sie sich mit dem Fahrrad im Straßenverkehr verhalten müssen. Auf 13 Übungsplätzen zwischen Stadtlauringen und Gerolzhofen ist Riegler mit seiner Kollegin Diana Ruppert präsent; beide lernen derzeit seinen Nachfolger Dominik Leistner ein.
„Die Klassen sind heute viel kleiner als früher“, erinnert sich Riegler. 30 bis 33 Schüler zählte er früher, heute sind es 20 bis 25. Pro Jahr wurden früher 1500 Viertklässler im Landkreis geschult, heute sind es etwa 1000. Damals wie heute gibt es unter den Kindern „mal einen Zappelphilipp oder einen, der nur herumkaspert“, meint Riegler. „Den nehme ich dann beiseite und rede mit ihm.“
Verändert haben sich aber die Übungsfahrräder der Kinder. Bestand die Anfangsausstattung der Verkehrserzieher 1975 aus gesponserten Klapprädern, so sind diese inzwischen komplett ersetzt worden. „Da war kein Licht dran, gar nichts“, erinnert sich der Polizist.
Neue Fahrräder gekauft
Weil seit 20 Jahren die Kinder auch im Realverkehr üben und geprüft werden, geht das natürlich nicht. Nach und nach hat der Landkreis neue Zweiräder angeschafft: mit Drei-Gang-Drehgriffschaltung, Rücktrittbremse und zusätzlicher Handbremse aufs Hinterrad.
Riegler verhehlt nicht, dass er nichts davon hält, „wenn die Kinder zur Kommunion“ 24- oder 27-Gang-Räder geschenkt bekommen, aber noch nicht in der Lage sind, sie zu beherrschen. „Wenn die den Berg runterfahren, abbiegen wollen, Handzeichen geben müssen, da sind dann viele beim Bremsen nur mit einer Handbremse überfordert.“
Selbstverständlich ist für die heutigen jungen Fahrer das Tragen eines Helmes geworden. „Das ist Standard, das war vor 20 Jahren nicht Usus.“
Im Gegensatz zu früher seien die Eltern auch viel sensibler geworden. Gerade weil sich der Straßenverkehr verändert hat, helfen viele Erwachsene als Schulweglotsen oder bei der Fahrradprüfung im Realverkehr mit. „Sie vergleichen dann ihr Kind mit anderen und können erkennen, ob es schon sicher fährt oder wackelig ist“, weiß Riegler. „Es ist wichtig, die Eltern einzubinden.“
Viel Erfahrung mit Kindern gesammelt
Er hat eine Menge Erfahrungen gesammelt in seinen 25 Jahren als Verkehrserzieher. Nicht nur mit Kindergarten- und Viertklasskindern, auch bei der Schulung von Schüler- und Elternlotsen, bei der Radfahrausbildung für Flüchtlinge oder bei der Hilfe für Behinderte.
Absehbar war für ihn diese Arbeit nicht, als er 1976 in den Polizeidienst ging. „Als junger Beamter will man ein bisschen Action, das Blaulicht“, formuliert er es. Aber nach Einsatzzug und Streifendienst bei der Polizeiinspektion Schweinfurt-Land kam ihm das Angebot der Verkehrserzieherstelle 1993 nicht ungelegen. „Es war eine Möglichkeit, aus dem Schichtdienst herauszukommen.“ Und er hatte es mit einer ganz anderen Klientel zu tun.
Auch wenn die neue Arbeit eine verhältnismäßig begrenzte Tätigkeit war, bereut hat Herbert Riegler sie nicht. „Man muss einen Draht zu den Kindern haben“, weiß er. Der wird auch in seinem Ruhestand nicht abreißen.