Es ist viel Unsinn über die Freimaurer verbreitet worden – aus unterschiedlichsten Motiven. Die Schweinfurter Loge will deshalb mit einigen Vorurteilen aufräumen. Unter dem Titel „Geheimnis Freimaurerei“ spricht der ehemalige Stuhlmeister, also Leiter der Loge „Brudertreue am Main“, Hubertus Karsten, am Montag, 11. März, 20 Uhr, über die Arbeit der Freimaurer. Er wird über die Geschichte der Schweinfurter Loge sprechen, über die Ziele der Freimaurerei und über deren Bedeutung in heutiger Zeit.
Den vermutlich bleibendsten – negativen – Effekt auf das Ansehen der Freimaurer hatten die Verleumdungen eines gewissen Léo Taxil im späten 19. Jahrhundert. Taxil war ausgeschlossen worden und wendete sich anschließend mit erfundenen Schauergeschichten von satanischen Ritualen an die katholische Kirche, die dergleichen gerne zur Kenntnis nahm. Der sogenannte Taxil-Schwindel wurde zwar 1896 enthüllt, viele der Lügen hielten sich aber, in Deutschland nicht zuletzt dank gezielter Propaganda der Nazis.
„Die katholische Kirche hat ein Problem mit uns, wir aber nicht mit ihr“, sagt Hubertus Karsten. Hauptziel der Freimaurerei ist der einzelne Mensch, so Karsten. Freimaurer fragen nach dem Sinn des Lebens. Was ist zu tun, damit das Leben gut gelingt? Die Beschäftigung mit Themen aus Philosophie, Kultur und Musik und vielen anderen Bereichen spiele eine wichtige Rolle.
„Es gibt in der Freimaurerei keine Themenbegrenzung und kein Denkverbot, weder Dogma noch Ideologie und keine Hierarchie. Erlaubt ist, was Freude macht, Hoffnung schenkt und dem Menschen zur positiven Entwicklung dient.“ Allerdings: Die Freimaurerei sei kein Therapieansatz. Immer wieder suchten Menschen mit schweren psychischen Problemen Anschluss bei den Freimaurern, die seien aber dort fehl am Platze. Ebensowenig verstehen sich die Freimaurer als Geheimbund, dessen Mitglieder einander Posten oder Vorteile zuschanzen.
Die heutige Freimaurerei entwickelte sich aus dem Brauchtum der mittelalterlichen Dombauhütten und gelangte über die erste moderne Logengründung in England schon im frühen 18. Jahrhundert nach Deutschland. Nach Schweinfurt kam die Freimaurerei vor fast 150 Jahren, unterbrochen nur durch die Diktatur der Nazis. „Die Schweinfurter Freimaurer trafen sich aber dennoch wöchentlich im Untergrund“, erzählt Karsten. 1946 nahm die Brudertreue als erste deutsche Loge die Arbeit wieder auf, prägender Kopf dabei war Theodor Vogel (1901–1977), der auch bundesweit eine bedeutende Rolle spielte.
Wöchentlich treffen sich die Mitglieder der Loge, um gemäß den Alten Pflichten im Tempel ihr Ritual zu feiern. Die Alten Pflichten sind die „ganz schmale Basis“ (Karsten), auf der die Freimaurer arbeiten. Sie umfassen Humanismus, Toleranz und brüderliche Verbundenheit. Man habe sich dieses Ritual wie ein meditatives Theaterstück vorzustellen, sagt Hubertus Karsten, der unter anderem auch folgende Fragen beantworten will: Wie wird man Mitglied? Ist die Freimaurerei eine Kirche oder Religion? Was ist vom angeblichen Geheimnis freimaurerischer Rituale wirklich zu halten? Wie begegnen Freimaurer der wachsenden Bindungslosigkeit und Isolierung des einzelnen Menschen? Kann man nach dem Eintritt eine Loge auch wieder verlassen?
Die Liste berühmter Freimaurer ist lang: Lessing, Goethe, Mozart, Liszt, Sibelius, Jitzchak Rabin, sind nur einige wenige Beispiele. Richard Wagner hat sich immer wieder bemüht, aufgenommen zu werden. Vergeblich – eine antisemitische Einstellung war und ist nicht vereinbar mit den Idealen der Freimaurerei.
Vortrag „Geheimnis Freimaurerei“ mit Hubertus Karsten, Loge „Brudertreue am Main“, Neutorstraße 4, Schweinfurt. Montag, 11. März, 20 Uhr.