Gut 850 Kilometer trennen die beiden Städte Chateaudun und Schweinfurt voneinander. Seit 1964 sind sie durch eine Städtepartnerschaft eng miteinander verbunden. Besonders in den gegenwärtig politisch schwierigen Zeiten schätzen die Vertretenden der Städte die gegenseitige Nähe.
Im Mai wurde die 60-jährige deutsch-französische Städtepartnerschaft mit einem Festakt gebührend in Chateadun am Loir, nur gut 100 Kilometer südwestlich gelegen von Paris, gefeiert. Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé sowie die SPD-Stadträtin Kathi Petersen reisten dazu nach Frankreich. Nun folgte der Gegenbesuch. In der Alten Rathausdiele empfing der OB gemeinsam mit dem "Freundeskreis Chateadun", der sein 15-jähriges Bestehen feiert, eine Delegation aus dem Nachbarland. Am Vortag fand der Konzertabend "Voyage en Chansons" im evangelischen Gemeindehaus statt.
Nationale Strömungen gewinnen an Stärke
Die Städtepartnerschaft hatte ihre Auf und Abs, erklärte Remelé in seiner Rede, die von Meta Vogel-Jehli vom "Freundeskreis Chateadun" ins Französische übersetzt wurde. Zuletzt erlebten die Beziehungen wieder ein spürbares Hoch. Angekurbelt wurde die Partnerschaft einst von Kriegsveteranen und Schülern. Besonders erfreulich ist es, dass heute auf Ebene der Schulen wieder viele Treffen stattfinden, findet der OB. Fast noch höher als die historischen Gründe bewertet das Schweinfurter Stadtoberhaupt aber den Wert der Partnerschaft mit Blick auf die Zukunft. "Die Idee eines gemeinsamen Europas wird von vielen infrage gestellt", erklärt er.
Nationale Strömungen gewinnen derzeit in vielen Ländern an Stärke. In Frankreich waren bei den zurückliegenden Europawahlen der rechtspopulistische Rassemblement National stärkste Kraft. In Deutschland feierte die AfD zuletzt bei den Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen große Erfolge. Hinzu zu den Angriffen auf die Demokratie komme noch eine Bedrohung für Europa von außen.
"Wir müssen uns gegen diese Entwicklungen stellen", fordert Remelé. Treffen wie diese zwischen Bürgerinnen und Bürgern aus Frankreich und Deutschland können ein Schlüssel sein, denkt der OB. "Es reicht nicht, es immer der großen Politik zuzuschieben", sagt er. Jeder solle in seinem Mikrokosmos sein Möglichstes tun. "Sie stehen für diese Idee und diese Werte", sagte er in Richtung der Abordnung aus der 13.000-Einwohner-Stadt, den "Dunois", wie die Bürgerinnen und Bürger Chateaduns auch genannt werden.