Wuchtige klassische Marschklänge, coole Swingnummern, mythische Klangarrangements und heiße Sambaklänge sorgten beim 18. Konzert des Kreisblasorchesters (KBO) in der Grafenrheinfelder Kulturhalle für die eine oder andere Grenzerfahrung.
Durchaus gewollt, denn das Konzertmotto der 50 Musikerinnen und Musiker aus den Mitgliedsvereinen des Nordbayerischen Musikbundes (NBMB) lautete schlicht „Grenzgänge“, und so wechselten sich fulminante Klangexplosionen und zarte Instrumentalerlebnisse ab. Mal herrschte fatalistische „Götterdämmerung“, dann wieder fröhliche Idylle mit einem Orchester, das mit hoher Spielfreude wirklich alle blasmusikalischen Register zog.
Das KBO hat eine ganz besondere Geschichte, wie der Kreisvorsitzende des NBMB, Peter Geb, erzählte: gegründet wurde es, um Musikern aus den 55 Musikvereinen im Nordbayerischen Musikbund ein Podium zu bieten, um konzertante Erfahrungen zu sammeln und dabei anspruchsvolle, symphonische Blasmusikliteratur in nahezu vollständiger Orchesterbesetzung zu gestalten.
Gerade in vielen kleinen Musikvereinen ist das nicht machbar, und so treffen sich jedes Jahr Blasmusikbegeisterte zur knackigen, zehntägigen Probephase an fünf Wochenenden. Den krönenden Abschluss der intensiven Mühen bildet dann ein Konzerterlebnis, dass zum Ende alle Besucher, darunter viele Kommunalpolitiker, begeistert von den Sitzen reißt, wie am Wochenende in der Grafenrheinfelder Kulturhalle.
Ausgerichtet wurde die Veranstaltung diesmal vom Grafenrheinfelder Spielmanns- und Fanfarenzug, der 2017 sein 50-jähriges Bestehen feiert und Mitte Juli das „Große Spielmannszugtreffen“ in Grafenrheinfeld organisiert. Die stellvertretende Landrätin Christine Bender fand treffende Dankesworte, lobte das Engagement aller Beteiligten und wertete den Konzertbesuch in Anspielung auf die begrüßenden Worte Klaus Hammers als „beste Entscheidung“.
Eröffnet wurde der fast dreistündige Konzertreigen vom erst 2015 gegründeten Kreisjugendblasorchester (KJBO) unter der sicheren Leitung von Kreisdirigent Klaus Hammer, auch Initiator des KJBO. Über 20 junge Musikerinnen und Musiker, manche nicht viel größer als die Instrumente, die sie spielten, boten einen eindrucksvollen Einblick in die blasmusikalische Jugendarbeit der Region, stemmten sie doch klanglich ganz zauberhaft-souverän Marschklänge, coole Discomusik, cha-cha-leichte Klangtupfer, Filmmelodien und musikalische Spaziergänge durch das Land der aufgehenden Sonne.
Mit dem wuchtigen Wagnerischen „Einzug der Gäste auf der Wartburg“ aus der Oper Tannhäuser eröffnete dann das KBO, bereits zum zweiten Mal unter der energiegeladenen Leitung von Martin Karl, mit einem klassischen Marsch das Hauptkonzertprogramm. Ganz im Gegensatz dazu bestach das „Concertino“ von Cécile Chaminade mit zarten Tönen im Arrangement von Dirigent Martin Karl und der wunderbaren Solistin Sandra Weißenseel (Querflöte) im Mittelpunkt. Mit dem modernen Werk „…From these Ashes“ schufen die Musiker dann ein äußerst anmutiges Tongemälde voller Klangfarben und dramatischen Wendungen mit einem hoffnungsfrohen Finale.
Musikalische Grenzgänge gab es auch mit Michael Sweenys „Passages“ und einem tollen Altsaxophon-Solo. Trompetenklänge holten die Besucher aus der Pause und es ging mit „Gonna Fly now“ and „Man in the Ice“ genauso schwungvoll weiter, wie es aufgehört hatte. Während Sängerin Franziska Dummer beim klangstarken rhythmischen „One note Samba“ noch etwas unterging, gewann ihre wunderbar warme Stimme dann beim „Make me feel my love“ von Nobelpreisträger Bob Dylon und der Swing-Nummer „Beyond the Sea“ gehörig an Fahrt. Ganz toll die Zugabe dann von Caro Emeralds „A Night like this“.
Ein klasse Konzert mit einem abwechslungsreichen, anspruchsvollen und überraschenden Programm, das ganz zu Recht mit donnerndem Applaus und stehenden Ovationen belohnt wurde.