Zweimal binnen weniger Wochen hatte es um den Jahreswechsel in einer Gaststätte im Landkreis Schweinfurt gebrannt. Weil die Rauchmelder im Gebäude Alarm auslösten und die Feuerwehren schnell vor Ort waren, blieb der Schaden überschaubar. Die Kriminalpolizei nahm die Ermittlungen auf. Es stellte sich heraus, dass in beiden Fällen Wäsche Feuer gefangen hatte – und das, obwohl sich in zumindest einem Fall niemand im Haus aufgehalten hatten. Hatte sich die Wäsche selbst entzündet?
Was sich zunächst unglaublich anhört, gibt es tatsächlich. Gerade in Großküchen oder in Wellnessbereichen von Hotels besteht die Gefahr, dass frisch gewaschene, aufgestapelte Wäsche wie aus heiterem Himmel in Flammen aufgeht. Der Grund: Fett- und Ölrückstände im Gewebe.
Ein Experte bei der Selbstentzündung fettverschmutzter Textilien ist Gerhard Sprenger aus Mannheim von der Berufsgenossenschaft (BG) Nahrungsmittel und Gaststätten. Besonders gefährlich seien die mehrfach ungesättigten, die essentiellen Fettsäuren, die der menschliche Organismus nicht selbst produzieren kann und deshalb zur Vermeidung von Mangelerscheinungen über die Nahrung aufgenommen werden sollten. Einen besonders hohen Gehalt solcher Fettsäuren gibt es beispielsweise in Soja-, Raps-, Sonnenblumen-, Walnuss- und Distelöl. Gerhard Sprenger: „Je flüssiger ein Fett oder ein Öl bei Kühlschranktemperatur ist, umso mehr ungesättigte Fettsäuren sind in ihm enthalten.“
Ausgerechnet da, wo man gesund kochen will, oder da, wo im Wellnessbereich bei einer Massage edle Öle verwenden werden, besteht also die größte Brandgefahr. „Denn die ungesättigten Fettsäuren haben einen sehr niedrigen Entflammpunkt“, sagt Sprenger. Entsprechende Versuche im Labor hätten gezeigt, dass es schon ab Temperaturen von knapp über 40 Grad kritisch wird. „Ein Wäschetrockner oder eine Mangel kommen da natürlich locker drüber.“ Und wenn die noch warmen Textilien anschließend eng aufeinander gestapelt oder vielleicht sogar in Plastik verpackt werden, so geschehe im Stapel die gleiche chemische Reaktion wie in einem feuchten Heustock oder in einem frisch aufgeschütteten Komposthaufen.
Was also tun gegen die drohende Brandgefahr im Wäschestapel? Das A und O ist eine gründliche Reinigung. Wer hier allerdings seine Hoffnung auf die gängigen, aus der Fernsehwerbung bekannten Vollwaschmittel setzt, der wird enttäuscht. „Die kann man alle vergessen“, sagt der Experte von der Berufsgenossenschaft. Untersuchungen hätten gezeigt, dass diese Waschmittel nicht das gesamte Fett aus dem Gewebe lösen können. Fett und Öl reichere sich allmählich in der scheinbar sauberen Wäsche an – und dann wird es gefährlich.
Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten hat deshalb eine Liste mit Spezialwaschmitteln zusammengestellt, deren Lösungssubstanzen das Fett knacken können. Allerdings auch nicht zu hundert Prozent. „Wer sicher sein will, der wirft in regelmäßigen Abständen die betroffenen Textilien einfach weg.“ Doch man sollte nicht nur an Handtücher oder Schürzen denken, so Sprenger. „Wer mit diesen neuen Wischmopps den Küchenboden sauber macht, kann auch Probleme kriegen.“
In der Gaststätte im Landkreis Schweinfurt hat sich der Verdacht auf die Selbstentzündung der Wäschestücke übrigens nicht bestätigt. Wie Polizeisprecher Michael Zimmer am Donnerstagvormittag berichtete, hätten die Brandfahnder der Kriminalpolizei die angekokelten Wäschestücke in einem Labor untersuchen lassen. An den Textilien fanden sich keine Fettrückstände.
Jetzt ist die Staatsanwaltschaft Schweinfurt mit den beiden Fällen betraut, bestätigt Rainer Gündert, ständiger Vertreter des Leitenden Oberstaatsanwalts.
Textilbrände vermeiden
Die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gaststätten hat Grundregeln für die Vermeidung von Textilbränden durch Selbstentzündung zusammengestellt:
• Stark mit Öl oder Fett verschmutzte Wäsche separat und in einem darauf abgestimmten Waschprogramm waschen.
• Geeignetes Waschmittel verwenden, das mit wirksamen Lösungssubstanzen Fett oder Öl aus dem Gewebe bringt.
• Beim Waschvorgang die maximale Beladung der Waschmaschine nicht überschreiten und das Waschergebnis sorgfältig prüfen, gegebenenfalls erneut waschen.
• Die Abkühlphase im Programm des Wäschetrockners auf keinen Fall abschalten.
• Das Mangeln der Wäsche möglichst vermeiden.
• Wäsche nach dem Trockner oder nach dem Mangeln erst gut auskühlen lassen, bevor sie gestapelt oder verpackt wird.
• Auf ranzige beziehungsweise brenzlige Gerüche achten.
• Immer Brandmelder im Wäscherei- und Wäschelagerbereich installieren.