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Schweinfurt
Gedenkfeier für den ehemaligen OB Kurt Petzold: Erinnerung an einen Menschenfreund
Die Stadt gedenkt des früheren Oberbürgermeisters und Ehrenbürgers Kurt Petzold. Rückblick auf drei Amtsperioden, die die Stadt Schweinfurt entscheidend geprägt haben.
Gedenkfeier für den verstorbenen Ehrenbürger und ehemaligen OB Kurt Petzold in der Kunsthalle.
Foto: Anand Anders | Gedenkfeier für den verstorbenen Ehrenbürger und ehemaligen OB Kurt Petzold in der Kunsthalle.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 09.02.2024 07:34 Uhr

Mit großer Dankbarkeit und großem Respekt gedenke die Stadt Schweinfurt ihres Ehrenbürgers und langjährigen Oberbürgermeisters Kurt Petzold. Mit diesen Worten fasste Oberbürgermeister Sebastian Remelé am Samstag in der Kunsthalle seine Würdigung einer Persönlichkeit zusammen, die Schweinfurt geprägt und verändert hat. Er sei ein analytisch denkender Politiker und exzellenter Jurist und dabei den Menschen stets zugewandt gewesen.

Im Dezember 2020 ist Kurt Petzold gestorben. Coronabedingt konnte keine Trauerfeier stattfinden und so kam es am Samstag, an dem er 86 Jahren alt geworden wäre, zu einem Gedenken, bei dem Marietta Eder für die SPD sprach und die Rede seines erkrankten Weggefährten Thomas End vom Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, Ralf Hofmann, verlesen wurde.

Drei Redner skizzierten den politischen Lebensweg von Kurt Petzold

In der großen Halle hatten sich neben der Witwe Gisela Petzold mit Familie und Freunden auch zahlreiche ehemalige Stadträte und Mitglieder der Verwaltung aus der 18-jährigen Ägide Petzolds als Oberbürgermeister versammelt. Eingerahmt von Mozarts Sonate C-Dur KV 545 und einem Siciliano Bachs (BWV 1031) – Christina Stolle (Flöte) und Alexander Stöhr (Gitarre) – hörten sie drei Redner, die den politischen Lebensweg Petzolds nachzeichneten, aber auch an eine Persönlichkeit erinnerten, der für das gesellschaftliche, soziale und kulturelle Leben über seine Amtszeit hinaus von besonderer Bedeutung war.

Christina Stolle und Alexander Stöhr umrahmten musikalisch die Gedenkfeier.
Foto: Anand Anders | Christina Stolle und Alexander Stöhr umrahmten musikalisch die Gedenkfeier.

Kurt Petzold wurde 1974, kurz vor der Vollendung seines 38. Lebensjahres, zum Schweinfurter Oberbürgermeister gewählt. Nach 18 Jahren endete seine Amtszeit 1992. In dieser Zeit sei es ihm gelungen, "viele richtungsweisende und zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen und bedeutsame Schwerpunkte bei der Entwicklung der Stadt zu setzen", betonte Remelé. Noch heute stehe sein Name in Verbindung mit vielen Meilensteinen, "die Schweinfurt zu dem gemacht haben, was es heute ist".

In diesem Zusammenhang nannte der OB den Ankauf von Industrie- und Gewerbeflächen im Süden der Stadt und das Gewerbegebiet Hainig. Es seien Straßen, Wege und Grünanlagen ausgebaut und saniert und mit der Errichtung von Parkhäusern und Tiefgaragen um die Altstadt ein neues Verkehrskonzept geschaffen worden, das die optimale Erreichbarkeit der Innenstadt gewährleiste. Es sei Petzolds Initiative zu verdanken, dass Schweinfurt als eine der ersten Kommunen in die Städtebauförderung aufgenommen wurde. Mit der Folge, dass mit der Sanierung u.a. in der Judengasse, der Altstadt Süd und im Zürch die zentrale Bedeutung der Altstadt als Zentrum urbanen Lebens gestärkt worden sei.

Mit seiner Umweltpolitik habe Kurt Petzold Maßstäbe gesetzt, betonte Remelé und nannte in diesem Zusammenhang das Gemeinschaftskraftwerk, mit dem umweltschädigende Wärmekraftwerke der Industrie und der Stadt zeitgemäß ersetzt wurden.

Gedenkfeier für den verstorbenen Ehrenbürger und ehemaligen OB Kurt Petzold in der Kunsthalle, im Bild die Witwe Gisela Petzold und OB Sebastian Remelé.
Foto: Anand Anders | Gedenkfeier für den verstorbenen Ehrenbürger und ehemaligen OB Kurt Petzold in der Kunsthalle, im Bild die Witwe Gisela Petzold und OB Sebastian Remelé.

In Petzolds Amtszeit wurde das Leopoldina-Krankenhaus fertiggestellt. Zahlreiche Schulen wurden saniert. Die Kultur habe dem damaligen Oberbürgermeister am Herzen gelegen, betonte Remelé und nannte in diesem Zusammenhang die Gründung der Städtischen Sammlungen, die Stärkung und Ausweitung der Musikschule, die Förderung von Volkshochschule und freier Kulturarbeit.

Geschätzte Freizeiteinrichtungen wie der Baggersee und der Wildpark seien geschaffen und ständig verbessert worden.

Wichtig waren ihm die Völkerverständigung und Aussöhnung

Wichtig, so Remelé, sei Petzold die Völkerverständigung und Aussöhnung gewesen. Das habe sich mit seinem Bemühen um die deutsch-amerikanische Verständigung, die Stärkung der Städtepartnerschaften sowie die Versöhnung mit ehemaligen jüdischen Mitbürgern gezeigt.

Ein großes Anliegen sei dem ehemaligen OB ein Programm zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit mit der Gründung des Arbeitsförderungszentrums AFZ gewesen, mit dem er ein wirksames Instrument geschaffen habe, die Arbeitslosigkeit mit eigenen Anstrengungen zu bekämpfen.

SPD-Kreisvorsitzende Marietta Eder würdigte den Einsatz des verstorbenen Ehrenbürgers und ehemaligen Oberbürgermeisters Kurt Petzold für die Stadt Schweinfurt.
Foto: Anand Anders | SPD-Kreisvorsitzende Marietta Eder würdigte den Einsatz des verstorbenen Ehrenbürgers und ehemaligen Oberbürgermeisters Kurt Petzold für die Stadt Schweinfurt.

Die SPD-Kreisvorsitzende Marietta Eder erinnerte an Petzolds Prägung durch den Jugendverband Falken, in dem er sich mit vielen anderen für Freiheit, Gleichheit und Solidarität eingesetzt habe. Er sei stets bescheiden geblieben, sei kein Mensch gewesen, der den großen Auftritt suchte. Dabei habe er als Sozialdemokrat keine Berührungsängste gehabt. Weder mit dem schwedischen König Carl Gustav oder dem CSU-Kanzlerkandidaten Franz-Josef Strauß. Das gelte auch für die großen Entscheider in der Industrie, in Handel und Handwerk, die Zusammenarbeit mit Betriebs- und Personalräten, mit den Wohlfahrtsverbänden und der Vielzahl an Vereinen.

Als Petzold 1974 zum Oberbürgermeister gewählt wurde, habe die Wahlbeteiligung bei 76,4 Prozent gelegen. Heute würde er dazu auffordern, "strengt euch an, macht mehr, damit die Wahlbeteiligung wieder diese Höhe erreicht. Nicht zum Selbstzweck, sondern aus Überzeugung, dass Demokratie Demokraten braucht".

Auch Eder würdigte die Arbeitsmarktpolitik des früheren Oberbürgermeisters, seinen Einsatz für bezahlbares Wohnen, eine wohnliche Innenstadt, für die Kultur.

Ralf Hofmann, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, verlas die Gedenkrede des erkrankten Thomas End, der ein Weggefährte des verstorbenen Ehrenbürgers und ehemaligen Oberbürgermeisters Kurt Petzold war.
Foto: Anand Anders | Ralf Hofmann, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, verlas die Gedenkrede des erkrankten Thomas End, der ein Weggefährte des verstorbenen Ehrenbürgers und ehemaligen Oberbürgermeisters Kurt Petzold war.

In seinem Redebeitrag beschrieb End drei Charakteristika Petzolds, mit dem er als Referent 32 Jahre zusammengearbeitet hat. Er sei ein Mittler gewesen, der auch abweichenden Meinungen geduldig zugehört habe. Er habe seine politischen Grundeinstellungen stets mit ausgesuchten Argumenten vertreten, aus denen die Sozialdemokratie sichtbar durchschien. Engere Parteipolitik, die andere als Gegner oder gar als Feinde dastehen ließ, sei ihm fremd gewesen. "Er wusste immer, dass er Oberbürgermeister aller Schweinfurter war." Kurt Petzold sei ferner ein Motor gewesen, der politisch und gesellschaftlich viel in Bewegung gesetzt habe.

Schließlich sei Petzold ein begeisterter und begeisternder Bergfreund gewesen, der in den Bergen sich selbst finden und den freien Blick für manches Problem gewinnen konnte. In der Gemeinschaft mit seinen Lauf-, Ski-, Rad- und Bergfreunden habe er Ruhe und Kraft geschöpft.

In der Kunsthalle lag ein Kondolenzbuch für den verstorbenen Ehrenbürger und ehemaligen OB Kurt Petzold aus.
Foto: Anand Anders | In der Kunsthalle lag ein Kondolenzbuch für den verstorbenen Ehrenbürger und ehemaligen OB Kurt Petzold aus.

Besonders wichtig sei ihm das Engagement in der Fritz-Soldmann-Stiftung gewesen, die die Kommunikation, den Sport und die Erziehung junger Menschen zu selbstbewussten Bürgern fördert und Gruppen hilft, das Zusammenleben von Bürgern verschiedener Herkunft zu verbessern, betonte End.

Oberbürgermeister mit natürlicher Autorität

"Kurt Petzold war ein Oberbürgermeister mit natürlicher, freundlicher Autorität und sympathischer Weltläufigkeit. Ein Spitzenjurist mit sicherer Rechtsanwendung. Nie seelenlos, auf Prinzipen herumreitend, sondern auf die Belange und Wünsche der Bürger eingehend. Ein Menschenfreund."

Fast gleichzeitig fand in der französischen Partnerstadt Châteaudun ein Festakt für deren Ehrenbürger Kurt Petzold statt.

Nach der Gedenkfeier für den verstorbenen Ehrenbürger und ehemaligen OB Kurt Petzold gab es vor der Kunsthalle einen Empfang.
Foto: Anand Anders | Nach der Gedenkfeier für den verstorbenen Ehrenbürger und ehemaligen OB Kurt Petzold gab es vor der Kunsthalle einen Empfang.
 
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Kommentare
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  • Schmetterling
    Ob Kurt Petzold das heutige Schweinfurt gefallen würde?
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    • Antworten
  • eboehrer@gmx.de
    Wie schade, dass gerade die SPD dafür gesorgt hat, weil er sich privat umorientiert hatte, ihn nicht mehr antreten zu lassen. Das würde ich auch verschweigen.
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