"Kindertotenlieder" nannte Friedrich Rückert (1788 bis 1866) einen Zyklus von über 400 Gedichten. Er schrieb sie unter dem Eindruck vom frühen Tod von zweien seiner Kinder. In der Veranstaltungsreihe "Literaturcafé im Poetikum" hatte der Friedrich-Rückert-Arbeitskreis Oberlauringen zu einem Vortrag über dieses traurige Thema eingeladen.
Der Hintergrund: Rückert lebte damals mit seiner Familie in Erlangen und lehrte dort als Professor für Orientalistik an der Theologischen Fakultät. Im Dezember 1833 waren sechs Kinder Rückerts an Scharlach erkrankt. Die beiden jüngsten, die dreijährige Luise und der fünfjährige Ernst, starben am Jahreswechsel 1833/34 kurz hintereinander an der ansteckenden Kinderkrankheit.
In ihrem Vortrag erläuterte Christa Kebschull, dass die sozialen und hygienischen Verhältnisse in dieser Zeit die oft grassierenden Infektionskrankheiten begünstigten. Die medizinischen Möglichkeiten zur Behandlung waren noch sehr begrenzt. Die Kindersterblichkeit war entsprechend hoch und nur ein Teil der Kinder erreichte später das Erwachsenenalter.
Den schweren Verlust durch den Tod seiner beiden geliebten Kinder verarbeitete Rückert mit dem Mittel, das er als bestes beherrschte: Er schrieb sich in 428 Gedichten seine Trauer und seinen Schmerz von der Seele. Der Komponist Gustav Mahler hat zwischen 1901 und 1904 fünf der Gedichte vertont und damit in der Kulturwelt bekannt gemacht. Die Musikpädagogin Jutta Meierott führte die Zuhörer in diese Musik Mahlers ein. Bei Tee und Plätzchen wurde eine kleine Auswahl von Gedichten aus den "Kindertotenliedern" vorgetragen und lebhaft über das ernste Thema des Abends debattiert.
Von: Johann Mager (Mitglied, Friedrich-Rückert-Arbeitskreis Oberlauringen)