Ende Juli 2017 wird das Filmforum der Volkshochschule nach fast 25 Jahren eingestellt, in anderer Form geht es im Herbst dann unter dem Dach des KulturPackts weiter (siehe Text rechts). Wer außergewöhnliche, sonst in Schweinfurt nicht gezeigte Filme sehen möchte, sollte also diese Chancen vor den Sommerferien nutzen. Mit diesen Filmen verabschiedet sich das Filmforum – Anlass für Erinnerungen an viele, viele besondere Film-Erlebnisse, aber auch Dank: An das KuK, die LAG Film Bayern und Walter Stock, an die Volkshochschule und an das Publikum, dessen Vorlieben und Abneigungen bis zum Schluss undurchschaubar blieben – manchmal kamen nur zwei Zuschauerinnen oder Zuschauer, einmal unerwartete 134.
Am Montag, 3. Juli, wird Gun crazy (Gefährliche Leidenschaft) von Joseph H. Lewis gezeigt (USA 1950, 86 Min., OF, FSK 16). Ein aus der Army entlassener Waffennarr und eine Kunstschützin ziehen raubend und mordend durchs Land. – Faszinierender film noir über die tödliche Liebe eines Mannes zu einer dominierenden Frau: „die Durchführung eines Überfalls als Metapher des Sexualakts“.
Eine der Inspirationsquellen für „Bonnie and Clyde“, weniger brutal, dafür vielschichtiger. Es folgt am Montag, 10. Juli, Bob le flambeur von Jean-Pierre Melville (F 1956, 98 Min. frzOmenglU, FSK 18), der erste der zahlreichen Gangster-Filme, für die Melville berühmt wurde und mit denen er den film noir auf eigenständige Weise weiterentwickelte. Mit niedrigem Budget über zwei Jahre hinweg gedreht, weil Melville immer wieder das Geld ausging – trotzdem bravourös inszeniert und atmosphärisch dicht.
Am Montag, 17. Juli, ist Terrence Malicks Debut Badlands zu sehen (USA 1973, 90 Min., englOmU, FSK 16). Kit, ein rebellischer Underdog (Martin Sheen), und die 15-jährige Holly (Sissy Spacek) verlieben sich. Hollys Vater, der gegen diese Beziehung ist, erschießt zur Strafe Hollys Hund, er selbst wird wenig später von Kit umgebracht. Auf ihrer Flucht vor der Polizei tötet Kit wahllos weitere Menschen. – Malicks Debüt ist ein tief berührender und verstörender Film voller poetischer Naturaufnahmen, der seine Geschichte von Liebe und Gewalt in einer faszinierenden Mischung aus Beiläufigkeit und Intensität erzählt.
Das Abschiedswochenende beginnt am Sonntag, 23. Juli, um 11 Uhr mit 24 Präludien zu einer Fuge – Arvo Pärt (Dorian Supin, Estland 2002, 87 Min., OmU). Dokumentation über einen der erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart, mit erhellenden Interviews und wunderbarer Musik. Es folgt um 19 Uhr Serkalo (Der Spiegel), (Andrej Tarkowskij, SU 1975, 102 min., russOmU). In Tarkowskijs Filmen überlagern sich Vergangenes und Gegenwärtiges, Gedachtes, Erinnertes, Geträumtes. Das gilt besonders für seinen wohl persönlichsten Film, in dem Kindheitserlebnisse, historische Ereignisse, literarische Reminiszenzen, Träume und philosophische Überlegungen ineinandergespiegelt werden. – Ein vielschichtiger Film, dessen poetisch-traumhafte Bildwelt noch lange im Gedächtnis bleibt.
Letzter Film ist am Montag, 24. Juli, Lichter der Vorstadt von Aki Kaurismäki (Finnland 2006, 74 Min., finnOmU, mit Musik von Carlos Gardel). Ein einsamer und wortkarger Wachmann begegnet eines Tages einer schönen Frau – doch die ist als Lockvogel eines Gangsterbosses lediglich an seinem Schlüsselbund und den Zugangscodes zu einer Shopping-Mall interessiert . . . Melancholisch, witzig, berührend – bester Kaurismäki.
Eintritt: 6 ermäßigt 5 Euro. Teilnehmer der vhs-Sprachkurse zahlen 4 Euro. Beginn ist immer um 19 Uhr, sofern nicht anders angegeben. Die Filme werden im KuK in der Ignaz-Schön-Straße 32 gezeigt.
