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Werneck
Gebrauchte Mode ist immer stärker gefragt
Tanja Pfister leitet federführend den Second-Hand-Shop im Wernecker Feige-Haus, in dem die Weltkind-Genossenschaft auch einen Unverpackt-Laden und ein Bistro betreibt.
Foto: Silvia Eidel | Tanja Pfister leitet federführend den Second-Hand-Shop im Wernecker Feige-Haus, in dem die Weltkind-Genossenschaft auch einen Unverpackt-Laden und ein Bistro betreibt.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 24.04.2023 02:29 Uhr

Second-Hand-Kleidung liegt im Trend. Das Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung ist immer mehr Menschen wichtig, gerade vielen jungen. Aber auch der günstige Kauf lockt auf die vielen Online-Plattformen und in die Läden, vor allem auch immer mehr Bedürftige. Gebrauchte Mode läuft sowohl bei der Weltkind-Genossenschaft in Werneck mit ihrem Unverpackt-Laden richtig gut, als auch bei den Rotkreuz-Läden in Schweinfurt.

Mit der Eröffnung des Unverpackt-Ladens für regionale Bio-Lebensmittel im Wernecker Feige-Haus vor einem Jahr starteten auch das vegetarisch-vegane Bistro sowie der Second-Hand-Shop der Weltkind-Genossenschaft. "Es ist super gut angelaufen", sagt Tanja Pfister. Sie arbeitet in Teilzeit im Unverpackt-Laden und kümmert sich ehrenamtlich federführend um die Gebraucht-Moden-Abteilung. Frauen-, Männer- und Kinderkleidung aus zweiter Hand sind in drei Zimmern im Obergeschoss des sanierten Sandsteinhauses zu finden.

Pool von 20 Ehrenamtlichen

Tanja Pfister hatte früher einen eigenen Second-Hand-Laden in Grafenrheinfeld, kennt sich aus. Die nötige Ladeneinrichtung fertigte das Weltkind-Handwerkerteam kreativ selbst an, die Kleiderständer wurden gebraucht erworben, erzählt sie. Bei der Annahme der Waren kann die Leiterin auf einen Pool von 20 Ehrenamtlichen zurückgreifen.

Die Kunden bringen ihre Kleidung auf Kommission, gemeinsam werden die Stücke durchgesehen. "Unser Anspruch ist, keine Wegwerfmode oder Billig-T-Shirts zu nehmen", erklärt Tanja Pfister. Vielmehr sind Auswahlkriterien gut erhaltene Markenprodukte, modische Kleidung, auch ausgefallene Mode, gerne von Öko-Firmen und wenn möglich natürliche Materialien. "Da wird aber zu wenig angeboten", weiß sie.

"Wir haben alle 14 Tage neue Ware im Geschäft", sagt die Leiterin, sie achtet auch auf saisonale Kleidung. "Der Verkauf lief von Anfang an richtig gut". Pfister nennt das Weltkind-Konzept mit der Kombination der drei Standbeine Unverpackt-Laden, Bistro und Second-Hand-Shop als erfolgsversprechend. "Nur Second Hand, das ist ganz schwierig", weiß sie aus eigener Erfahrung.

Hinzu kommt in Werneck die spezielle, umwelt- und klimabewusste Klientel im Feige-Haus. "Wir haben hier Kunden, die sehr bewusst einkaufen", sagt sie. Wenn diese ihre Bio-Lebensmittel oder auch Öko-Reinigungs- und Hygieneartikel im Laden mitnehmen, würden viele eben auch aus Überzeugung Gebrauchtkleidung kaufen. Denn auf Neuware zu verzichten und Ressourcen zu schonen, zählt zu den Prinzipien der Genossenschaft.

"Uns fehlen nur die Männer, die kaufen weniger und probieren auch weniger an", hat Tanja Pfister erfahren. Frauen seien da viel unkomplizierter. Auch ältere Kunden sieht sie eher selten.

Wer seine getragene Kleidung verkaufen will, kann maximal 30 Teile bringen. Vom Verkaufserlös erhält der Kunde 40 Prozent, der Laden 60 Prozent. "Wir zahlen davon aber noch 19 Prozent Mehrwertsteuer", erklärt Pfister. Was nicht verkauft wird, wird nach drei Monaten an den Kunden zurückgegeben. Teilweise werden gute Kleidungsstücke aber auch gespendet. "Das ist dann unser Gewinn".

Aus Spenden generieren auch die Schweinfurter Rotkreuz-Läden am Marktplatz und in der Gabelsberger Straße ihre Waren aus zweiter Hand. "Viele Bedürftige kaufen bei uns ein", weiß Gabi Siegmund, Sachgebietsleiterin soziale Dienste beim BRK Schweinfurt. "Und es sind mehr geworden." Wesentlich mehr Kundenkarten als sonst würden seit einiger Zeit ausgestellt. Damit können Empfänger von Sozialhilfeleistungen, Rentner oder Studenten die günstigen Waren sogar für den halben Preis kaufen.

Auch Spenden von Firmen

Wenn die Rotkreuz-Läden Kleiderspenden von Firmen erhalten und beispielsweise Markenjeans für wenig Geld bekommen können, "dann ist das hier der helle Wahnsinn", sagt Siegmund. Allerdings bekommen die Läden viele Spenden von Privatpersonen oder aus Nachlässen, die in Säcken und Kisten verpackt nicht immer vom eigenen, ehrenamtlichen Personal sofort bei der Abgabe kontrolliert werden könnten.

Erst bei der Sortierung fällt auf, dass auch ungewaschene oder beschädigte Kleidung oder Haushaltswaren dabei sind, seufzt Gabi Siegmund. Sachen, die man nicht mehr weitergeben kann. Selbst alte Betten oder völlig durchgesessene Sofas würden nachts vor die Tür der BRK-Läden gestellt. "Wir werden da benutzt als Entsorger", zeigt sich die Leiterin enttäuscht.

Dennoch weist sie darauf hin, dass die Second-Hand-Shops sehr gut laufen. "Da trifft sich die Welt", meint sie. Für die meisten Kunden gilt: "Ich habe wenig Geld und möchte mir auch mal was leisten".

 
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