„Goodbye Deutschland!“ Das sagt Frank Keller, der erfolgreiche Schweinfurter Gastronom, der mit seinen Themenrestaurants – von der alpenländisch bis mexikanischen Küche – die regionale Gastronomieszene belebt hat. Der 49-Jährige wandert mit seiner Familie nach Florida aus, wo er ein kleines Hotel an der Südwestküste gekauft hat.
„Wir sitzen auf gepackten Koffern“, sagt Keller auf die Frage, wann es losgeht. Eigentlich wollte er schon 2017 in die USA auswandern. Ein familiärer Schicksalsschlag verhinderte das, bestärkte ihn aber gleichzeitig, seinen Plan nicht aufzugeben. „Es ist keine Flucht, sondern ein Lebenstraum“, den sich Keller erfüllen will. Auch, weil er mehr Zeit für seine Familie haben möchte. „Sie ist wichtiger als das Geschäft“, hat der erfolgreiche Geschäftsmann erkannt.
Keller: „Es war ein absoluter Glücksgriff“
Koch, Wirt, Unternehmer – Frank Keller machte eine beispielhafte Karriere. Schon als Zwölfjähriger half er in der Gaststätte seines Cousins aus. Mit 15 begann er eine Lehre als Koch, danach ging's in die große, weite Welt – Würzburg, Frankfurt, München, Texas. In Austin arbeitete er bei Starkoch Gert Rausch. Aus den Staaten brachte er auch die Ideen für seine Themenrestaurants mit. Das Habaneros (mittlerweile gibt es das Restaurant nur noch in Würzburg) erinnert an ein mexikanisches Dorf, das Brick-House an eine Florida-Beachbar, der Hirschkeller an eine Almhütte. Und aus dem Ebracher Hof machte Keller das Estanzia, eine argentinische Rinderfarm.
Nach 25 Jahren in der Gastronomie will Frank Keller nun an sich denken. Schon länger hatte er in den Staaten nach einer passenden Immobilie für seine Auswanderungspläne gesucht. In Gulfport entdeckte er das „Sea Breeze Manor“, ein kleines Hotel mit sieben Suiten direkt am Wasser der Boca Ciega Bay. „Es war ein absoluter Glücksgriff“, freut sich der Schweinfurter, dieses Kleinod nun in seinem Besitz zu haben. Das zweistöckige Haus im klassischen Tudor-Stil wurde 1923 erbaut, zu einer Zeit, als dieser Teil von Florida Schriftstellern und Künstlern als Winterresidenz diente. 1996 erwarb und sanierte ein amerikanischer Bauunternehmer die Immobilie. Zuletzt wurde es als Bed-and-Breakfast-Hotel betrieben.
Schlemmen auf der Terrasse am Wasser
Frank Keller möchte das Sea Breeze Manor erst einmal so weiter führen, also nur Frühstück anbieten. Amerikanisches Frühstück wohlgemerkt. Das ist deftig und üppig mit Speck, Würstchen, Bratkartoffeln, Rührei oder Spiegelei, aber auch süß und kalorienreich mit Biscuits, Pancakes und French Toast. Schlemmen können nicht nur die Hotelgäste, die große Terrasse soll für jedermann geöffnet sein. „Ich will die Gäste verwöhnen“, freut sich Keller auf seine neue Aufgabe im Sonnenschein-Land Florida.
Natürlich hat der innovative Gastronom, der bei seinem früheren Amerika-Aufenthalt nebenbei Restaurantmanagement in Orlando studiert hat, noch eine Vision für das „Sea Breeze Manor Inn“: mexikanisches Essen, deutsches Bier und ein bayerisches Oktoberfest. „Darauf fahren die Amerikaner voll ab.“ Letzteres würde stilecht in Lederhosen und Dirndl über die Bühne gehen. Und natürlich würde Keller dafür eine Musikkapelle aus Deutschland holen. Seine Fühler hat er schon ausgestreckt.
Nachfolger für Hirschkeller gesucht
Was er auf keinen Fall machen wird, ein deutsches Lokal eröffnen, obwohl gerade in Florida viele Deutsche leben. „Die sind sehr anspruchsvoll, und in Amerika hat man nicht immer die richtigen Zutaten für die deutsche Küche.“ Deshalb will Keller, wenn er in ferner Zukunft mal zum Hotel ein Restaurant eröffnet, das anbieten, was die Amerikaner am liebsten mögen: mexikanisches Essen. Noch ist das aber Zukunftsmusik. Erst einmal muss Frank Keller für seine hiesigen Lokale sorgen. Das Habaneros in Würzburg sowie das Brick-House und Estanzia in Schweinfurt wird er mit einem Geschäftsführer weiterbetreiben. Den Hirschkeller allerdings möchte er in „liebevolle Hände“ abgeben. „So ein Lokal kann man nicht von der Ferne aus führen“, verweist Keller auf Investitionen von einer Million Euro für den Umbau des Restaurants im alpenländischen Stil. Er sucht deshalb einen „Nachfolger mit Herzblut, der das zu schätzen weiß“. Das Küchen- und Serviceteam könne der neue Betreiber übernehmen.
Bei den anderen Restaurants wird Keller selbst nach dem Rechten sehen. „Ich werde immer wieder mal da sein.“ Ob er für immer im Mallorca der USA bleiben wird, lässt der Schweinfurter Auswanderer offen. Sein Visum ist erst einmal auf fünf Jahre begrenzt. In dieser Zeit muss er dem amerikanischen Staat beweisen, dass er ein erfolgreicher Hotelier und Gastronom ist. Bei seinem Ideenreichtum dürfte Frank Keller dies gelingen.