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Schweinfurt
Gasthaus zum Roth: Essen mit Liebe und Trinken mit Genuss
Schweinfurt-Rückkehrer Swen Geis verwirklicht mitten in der Corona-Krise seinen Lebenstraum und eröffnet ein fränkisches Gasthaus in der Schweinfurter Innenstadt.
Mario, Alexander und Maria Borst von der Brauerei Roth gratulieren dem neuen Pächter Swen Geis (Zweiter von links) zur Eröffnung des Gasthaus zum Roth. Geis hat sich mit dem fränkischen Gasthaus einen Lebenstraum verwirklicht und auch gleich eine Neuerung eingeführt: Ab sofort gibt es einen Stehausschank im überdachten Bereich der Hofeinfahrt hinter dem markanten Hoftor. Im Hintergrund der bestuhlte Außenbereich im Innenhof des Gasthauses.
Foto: Stefan Pfister | Mario, Alexander und Maria Borst von der Brauerei Roth gratulieren dem neuen Pächter Swen Geis (Zweiter von links) zur Eröffnung des Gasthaus zum Roth.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:19 Uhr

Den gut bezahlten Job aufgegeben, aus der Großstadt in die geliebte Heimat zurückgekehrt und hier jüngst den Lebenstraum verwirklicht: Der gebürtige Schweinfurter Swen Geis hat mitten in den Corona-Wirrungen ein fränkisches Gasthaus eröffnet. Allen Widrigkeiten zum Trotz spricht er von einer glücklichen Fügung.

Sein geliebtes Schweinfurt hat Swen Geis nie aus den Augen gelassen, selbst während seiner langen Zeit in München nicht. Auch seinen früheren Beruf nicht: Koch hatte er gelernt, später den Hotelbetriebswirt nachgelegt. Und doch landete er in einer anderen Branche, arbeitete lange für den größten Rückversicherer.

Lange besaß die Brauereigaststätte eine reich verzierte Giebel-Fassade. Das im 16. Jahrhundert erbaute Patrizierhaus wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und danach nicht mehr in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt.
Foto: www.schweinfurtfuehrer.de | Lange besaß die Brauereigaststätte eine reich verzierte Giebel-Fassade. Das im 16. Jahrhundert erbaute Patrizierhaus wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und danach nicht mehr in seiner ursprünglichen Form ...

"Ich hatte aber schon immer den Traum, mein eigenes Gasthaus zu führen", erklärt er und ergänzt im gleichen Atemzug: "natürlich nur eines mit regionaler Küche". Das Kochen und die heimischen Spezialitäten zählen für den 48-Jährigen zu seinen großen Leidenschaften, ebenso wie die Schnüdel. Der bekennende Fan des FC 05 engagiert sich seit geraumer Zeit in der Vorstandschaft des Vereins. Und so ist es eine wenig verwunderlich, dass die Farben seines Gasthaus-Auftritts – neudeutsch  Corporate Identity – in grün-weiß erscheinen.

Fast 200 Jahre lange Tradition als Brauereigaststätte

Im Ende Juli eröffneten "Gasthaus zum Roth" kann er seine Heimatliebe nun täglich leben. Und gleichzeitig das geschichtsträchtige Haus in der Obere Straße 24 mit seiner fast 200 Jahre langen Tradition als Brauereigaststätte unter dem Namen Roth wiederbeleben, der seit knapp zehn Jahren verschwunden war.

Selbstredend mit fränkischen Gerichten, schließlich gehe "Heimatliebe durch den Magen". Die Rinderbrühe mit Leberknödel darf auf der Karte ebenso wenig fehlen wie fränkisches Hochzeitsessen, Bratwürste, Rinderrouladen mit Blaukraut oder Schnitzel- und Fischgerichte. Die Gäste können wählen zwischen Mälzerschnitzel vom Schwein und Kalbsschnitzel, wie es beim originalen Wiener Schnitzel verwendet wird.

Weltoffen ist man im Roth, und deshalb führt die kulinarische Reise abseits der regionalen und saisonalen Küche durchaus zu kreativen Interpretationen. In seiner neu eingerichteten, hochmodernen Küche wird der Chef gelegentlich über den Tellerrand hinausblicken; doch dabei die Knöchli mit Kraut nicht vergessen. Und später einmal soll's auch Schweinfurter Schlachtschüsseln vom Brett geben.  Die Regionalität sei ihm wichtig, sagt der neue Wirt. Fleisch, Gemüse, Roth-Bier, Wein, Destillate und Spirituosen, alles stammt von hiesigen Erzeugern und Familienbetrieben. "Essen mit Liebe und Trinken mit Genuss", das möchte er seinen Gästen hier bieten.

Das geschichtsträchtige Haus in der Oberen Straße 24 ist seit knapp zwei Jahrhunderten Stammsitz der Roth-Brauerei und ihrer Vorgänger.
Foto: Stefan Pfister | Das geschichtsträchtige Haus in der Oberen Straße 24 ist seit knapp zwei Jahrhunderten Stammsitz der Roth-Brauerei und ihrer Vorgänger.

Sicher gibt es bessere Zeitpunkte für eine Eröffnung als den Sommer 2020. Den Vertrag mit der Brauerei Roth hatte er bereits im Februar unterschrieben, dann kam Corona. Dennoch nennt er es eine "glückliche Fügung", dass nach seiner Rückkehr ausgerechnet ein Gasthaus frei wurde wie er es sich erhofft hatte.  Der Familie Borst von der Brauerei Roth ist er dankbar für ihre Unterstützung, unter anderem bei den Modernisierungsarbeiten. Der ureigene Charme der Brauereigaststätte ist erhalten geblieben, mit dunkler Holzvertäfelung an den Wänden im Gastraum, die mit den neuaufgezogenen, hellen Tischplatten harmoniert.

Der traditionsreiche Name Roth ist nach mehreren Jahren Pause wieder fester Bestandteil des Gasthaus-Schriftzuges.
Foto: Stefan Pfister | Der traditionsreiche Name Roth ist nach mehreren Jahren Pause wieder fester Bestandteil des Gasthaus-Schriftzuges.

Bei den Arbeiten stieß Geis auf unbekannte Zeichnungen mit Schweinfurter Ansichten, ein Teil davon ist nun im Lokal zu sehen. Der schmucke Innenhof wird als Außenbereich genutzt. Und für die Fläche direkt hinter dem markanten Hoftor hat er sich eine Neuerung einfallen lassen: Dort gibt es jetzt einen gemütlichen Stehausschank, für den "Ratsch auf ein Helles". Wer dann doch länger bleibt, kann sich auf den Sitzflächen in den Mauernischen mit ihren schönen Rundbögen niederlassen.

Wenn der neue Pächter hier so steht und seine Geschichte erzählt, dann will er keinesfalls mit dem Schicksal hadern. Auch wenn er nicht wusste, wann er öffnen darf. Seit 30. Juli läuft nun der Betrieb, vier Wochen später als geplant, gleichwohl mit Einschränkungen.

Das Positive überwiegt dennoch für ihn. "Ich hatte immer die Hoffnung, dass es weitergeht. So ist es auch eingetreten. Durch Corona hatte ich sogar mehr Zeit für die Vorarbeiten und für mein Konzept. Dass mich meine Familie ebenfalls tatkräftig unterstützt hat, war für mich eine große Hilfe. Und jetzt ist der Moment da, jetzt kann ich endlich meinen Traum leben."

Zwei Jahrhunderte Brauereigaststätte Roth

Die Ursprünge der Brauereigaststätte reichen gut zwei Jahrhunderte zurück. Im Haus in der Oberen Straße 24 gründete Nikolaus Baumann im Jahr 1818 eine Brauerei, nachdem er eine Konzession zum Bierbrauen im Städtischen Brauhaus erworben hatte. Ab 1830 war das Brauen auch in privaten Bierbrauereien erlaubt, und so errichtete er hinter dem Gebäude ein Sudhaus. Das Patrizierhaus aus der Renaissancezeit, erbaut 1598, hatte damals eine mehrstöckige, wunderschöne Fassade.
Nach Baumanns Tod erwarb Georg Christoph Glaser die Brauerei, und als seine Tochter 1857 Robert Roth heiratete, war die Roth'sche Brauerei-Dynastie begründet. Diese währte bis zum Verkauf an die Löwenbräu AG 1988. Fünf Jahre später kaufte Roth-Bilanzbuchhalter Edgar Borst die Brauerei zurück und führt seitdem zusammen mit seinen Söhnen die Namenstradition fort. Die Frontansicht des Patrizierhauses wurde mehrfach verändert und 1877 mit Malereien des Frankfurter Architekten Lieblein verziert.
Im Zweiten Weltkrieg wurden das Haus und die Brauerei schwer getroffen. Am 24. Februar 1944 zerstörten Spreng- und Brandbomben das Vordergebäude. Im Gegensatz zum Brauereibetrieb wurde die Fassade des Gasthauses nicht mehr wiederhergestellt. Erhalten geblieben ist bis heute die einstöckige Ansicht mit dem großen Hoftor.
spf/Quellen: www.schweinfurtfuehrer.de / Bibliothek Städt. Sammlung Schweinfurt 
 
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Kommentare
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  • eboehrer@gmx.de
    Sehr schön, Herr Pfister.
    Sie können noch anfügen, dass Jakob Lieblein ein gebürtiger Schweinfurter ist und das nicht das einzige war, was er in SW erstellt hat.
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