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NIEDERWERRN
Fußballhobbit aus dem fränkischen Mittelerde
Händels Pointen-Feuerwerkmusik: der Kabarettist mit Knarre statt Gitarre, als Macho-Bodyguard Silvester Capone.
Foto: Uwe Eichler | Händels Pointen-Feuerwerkmusik: der Kabarettist mit Knarre statt Gitarre, als Macho-Bodyguard Silvester Capone.
Von unserem Mitarbeiter Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 31.03.2015 18:40 Uhr

Astrologie funktioniert eigentlich immer. Auch im gut besuchten Gemeindezentrum: Als Finale präsentiert Franken-Comedian Bernd Händel einen Rundumblick über die esoterische Welt der Sternzeichen.

Da wären der trotzige Widder („eine Art Steinbock mit Dauerwelle“), die kamasutraliebenden Fische, die zum Chaos neigenden Schützen, die nüchternen Jungfrauen (mit Blähungen als heftigster Gefühlsregung) oder die ultrapragmatischen Stiere, zu denen auch Queen Elisabeth zählt. Egal, was ein Löwe sagt oder macht: „Die dürfen das“, weiß der Nürnberger. Die Krebse haben wiederum gerne Familie: „Seehofer hat sogar zwei.“

Der ehemalige Sitzungspräsident der Buchnesia, seit 2006 bekannt als Moderator von „Fastnacht in Franken“, ist wiederum bekennender Skorpion: Die sind bekanntlich eigensinnig, geradlinig, ehrlich, mitreißend, und a bissle stachelnd – das passt schon mal, beim gitarrespielenden Stimmenimitator, Spross des Nürnberger Mundartdichters Willi Händel von den „Peterlesbuom“. Ein Parodist, der noch nahe an den charmanten Waagen angesiedelt ist, als Oktoberkind des Jahres 1956: zu denen er auch Heidi Klum zählt.

Händel, der auf Einladung des Gewerbevereins an der Wern weilt, bringt das Kunststück fertig, manch büttenbewährte Pointe kabarettistisch zu entstauben. Nostalgie ist aber ausdrücklich erlaubt, wenn er mit sonorer Stimme durch die Welt der Promis vergangener Jahre eilt. Ein markantes Timbre, das wie geschaffen ist für die Imitation von Peter Maffay und seinem ekstatisch besungenen ersten Mal, im Sommer, oder dank Dr. Sommer („Ich war 1-Meter-16, sie 2-Meter-10“ „Ich war 16 und sie 91“).

Auch Fußballkommentator Gerd Rubenbauer schwingt in diesem Klang von vorneherein mit. Stichwort „schönste Nebensache der Welt“: „Sind Club Fans anwesend?“ Die Clubberer sind wie erwartet in der Mehrheit, plus ein paar versprengte Bayern. Sogar Fans von Greuther Fürth haben sich in die Turnhalle gewagt: „Ich habe gedacht, wir sind heut Abend unter uns.“ Michael A. Roth, Ehrenpräsident der Nürnberger und „Fußballhobbit aus Mittelerde“ – äh Mittelfranken – kommt ebenso zu Wort wie Jogi oder die Lichtgestalt: „Die einen sind dumm, die anderen schlauer. Am besten weiß es Beckenbauer.“

Herbert Hisel erwacht, leicht modernisiert, zu neuem Leben, „jou wirgli“, der Stamm(tisch)vater fränkischen Humors. Die Rolle von Helmut Kohl ist Händel fast schon auf die markanten Brillengläser geschrieben. Der kleine Nobbi Blüm, der große Gerhard Schröder, der Dieter, der Thomas, der Hitparaden-Heck oder das Bobbele, alias Bumm-Bumm-Boris, haben ebenfalls ihren Auftritt. Außerdem Silvester Capone, italienischer Bodyguard mit mafiösen Zügen hinter adretter Spiegelsonnenbrille.

Zwischendurch lauern kleinere Längen, aber es darf herzhaft gelacht werden, dank eines eigenständigen Charakterkopfs aus der Region, für die Region. Eine Verwechslung ist Bernd Händel aber doch unterlaufen: Topmodel Klum hat am 1. Juni 1973, unter dem Sternzeichen der Zwillinge, das Licht der Welt erblickt. Die sollen, sagt Händel, wiederum intelligent sein. Na also: Die Sterne lügen nicht.

 
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