
Rettet eine Fusion von Geomed-Klinik und Leopoldina den Krankenhausstandort Gerolzhofen? Für die Option Zusammenschluss spricht inzwischen einiges, denn beide Häuser haben den renommierten Unternehmensberater Oberender & Partner in München mit der Prüfung dieser Möglichkeit beauftragt. Er soll ein Medizinkonzept und eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für einen Zusammenschluss der beiden Häuser erstellen. Entsprechende Hinweise liegen dieser Redaktion vor.
Danach gab es am 11./12 Juli bereits erste Gespräche. Ziel ist es, eine medizinisch hochwertige und ökonomisch sinnvolle ambulante und stationäre Versorgung in Stadt und Landkreis Schweinfurt zu schaffen.
Töpper: Thema nicht neu
Landrat Florian Töpper bestätigt, dass derzeit Möglichkeiten einer Fusion beider Häuser überprüft werden. „Das ist nichts Neues. Wir haben schon bei der Einführung von Dr. Matthias Blanke gesagt, dass wir verschiedene Varianten bis hin zur Fusion prüfen.
“ Blanke kommt aus dem Leopoldina. Er war zum 1. Juni 2016 als Chefarzt für der Orthopädie, Unfallchirurgie und Endoprothetik in Gerolzhofen angetreten und praktiziert auf Basis einer Kooperationsvereinbarung in beiden Häusern.
Der Verwaltungsrat an der Kreisklinik hat nach Auskunft des Landrats in nichtöffentlicher Sitzung am 16. Mai beschlossen, die Variante Fusion prüfen zu lassen. Dabei handele es sich um eine offene Prüfung, das heißt, es wird nicht gezielt auf eine Fusion hingearbeitet. Neben einer Verschmelzung beider Häuser gebe es auch mehrere andere Möglichkeiten einer Zusammenarbeit.
95-Betten-Haus
Ziel dieses Vorgehens sei eine „stringente Fortführung der Standortsicherung Gerolzhofen“, sagt Töpper. Der Standort im Süden des Landkreises sei ihm seit seinem Amtsantritt am Herzen gelegen. Das betreffe sowohl die medizinische Seite als auch die Sicherung der Arbeitsplätze am 95-Betten-Haus. Schließlich sei es ein Ziel, das Defizit der Geomed-Kreisklinik zurückzufahren.
2013 musste der Kreis mehr als zwei Millionen Euro zuschießen, für 2014 waren es gut 1,5 Millionen. 2015 dann eine Wende zum Besseren, als der Verlust nur noch 926 000 Euro betrug (angesetzt hatte Kreiskämmerer Wolfgang Schraut 1,645 Millionen Euro). 2016 stieg das Defizit dann wieder leicht auf 1,081 Millionen Euro an.
232 Arbeitsplätze am Geomed
Die Frage, was eine eventuelle Fusion für die derzeit 232 Beschäftigten und den Fortbestand der Fachabteilungen bedeutet, konnte der Landrat zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Hier müsse über den Tag hinaus geplant werden. Dazu werden Gespräche mit Chefärzten und Mitarbeitervertretern geführt. „Wir wollen das Haus mitnehmen und so etwas nicht nur auf politischer Ebene austragen“, erklärt der Kreischef. Wann mit einem Ergebnis der Prüfung zu rechnen sei, stehe noch nicht fest.
Bisherige Kooperationen mit dem Leopoldina würden jedenfalls funktionieren. Töpper nennt hier die Synergien, die mit der die räumlichen Einbindung der gastroenterologischen Filialpraxis Gerolzhofen des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Leopoldina Schweinfurt unter dem Dach des Geomed einhergehen.
Es gibt bereits zahlreiche Kooperationen
Geomed-Geschäftsführer Wolfgang Schirmer listet weitere schon bestehende Kooperationsfelder zwischen Geomed und Leopoldina auf. Dazu gehört die Arzneimittelversorgung durch die Apotheke des Leopoldina. Es gibt gemeinsame Tumorkonferenzen zwischen Ärzten beider Kliniken. Bestellungen medizinischen Sachbedarfs wie reinigungs- und Desinfektionsmittel oder Einwegartikel) laufen das Materiallager des Leo. Und beide Häuser unterstützen sich gegenseitig bei der Schulung und Qualifikation von Beschäftigten.
Landrat Töpper betont weiter, ihm sei wichtig, ein Haus mit kommunalem Träger als Partner zu haben. Er suche keine schnelle Lösung, etwa durch einen Verkauf des Geomed an einen privaten Krankenhausträger. Eine Lösung über eine Kooperation oder Fusion sei auch besser als eine Schließung. Das wird nach Töppers Wahrnehmung auch im Kreistag parteiübergreifend so gesehen.
Dass die Möglichkeit einer Fusion von Leopoldina und Geomed schon länger in Raum steht, wusste Geomed-Betriebsratsvorsitzender Toni Niedermeier. Nicht aber, dass es schon konkrete Untersuchungen am Haus gibt.
Das steht im Widerspruch zu Töppers Aussage, die Verhandlungen um die weitere Entwicklung sollten transparent sein. Niedermeier müsse eigentlich über diese Entwicklung Bescheid wissen, denn er gehöre dem Verwaltungsrat an, sagt der Landrat.