Ein letztes Crescendo im Orchester, ein dramatischer Paukenwirbel über dem Schlussakkord, dann überwältigte Stille in der Rathausdiele: Das Konzert Nr. 1 für Klavier, Pauken und Streichorchester des Schweinfurter Komponisten Gustav Gunsenheimer hatte das Publikum so beeindruckt, dass es einen Moment zögerte, bevor es in furiosen Beifall ausbrach.
Im Konzert des Schweinfurter Kammerorchesters erklang das Werk in Anwesenheit des Komponisten, mit den Solisten Gert Drost, Klavier, und Martin Amthor, Pauken, geleitet von Christina Drost. In vier Sätzen, die beiden letzten durch ein Attacca verbunden, beweist Gunsenheimer, dass er nicht nur auf neobarocken Pfaden zu wandeln versteht, sondern dass sich in ihm auch ein veritabler Jazzmusiker versteckt.
Der 84-Jährige, der mit Fug und Recht als der Schweinfurter Komponist mit der größten europaweiten Strahlkraft bezeichnet werden darf, hat in seinem Klavierkonzert liedhafte Themen, raffinierte Rhythmik und Metrik, Eingängiges und der klassischen Moderne Verhaftetes mit Elementen der gehobenen Unterhaltungsmusik kombiniert. So konnte das Orchester, das sich hörbar intensiv mit dem Werk auseinandergesetzt hatte, in den Ecksätzen Vielfalt in Ausdruck und Gestaltung zeigen, dazu in der Aria warmen, melödiösen Sound produzieren und im Fadeout ein herrlich spannendes Morendo zelebrieren.
Der Dialog des dritten Satzes war den ausgezeichneten Solisten vorbehalten, die ihre Parts mit Leichtigkeit und großer Souveränität ablieferten. Der Übergang ins Rondo gelang bestens, die Schlusswirkung war prachtvoll. Nicht nur dem Komponisten hatte diese Interpretation sichtlich Vergnügen bereitet!
Eingebettet war das Hauptwerk des Abends in drei Salzburger Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 136, 137, 138). Sehr bekannte Werke - da mochte der eine oder andere im Publikum ins Vergleichen kommen, da muss sich ein Orchester mit vielen anderen messen wollen und können.
Doch das Schweinfurter Kammerorchester nahm die Herausforderung an, musizierte mit Verve, ging bis an die Grenzen seines Leistungsvermögens und zeigte dadurch eine für ein Laienorchester ansprechende Leistung. Hörbar gut geprobt waren Dynamik und Artikulation, auch die Geschlossenheit funktionierte meistens.
Dirigentin Drost überzeugte mit fein differenziertem, elegantem Dirigat, schlug deutlich, wohlüberlegt, durchaus körperbetont. Zum Abschluss drei Sätze aus Benjamin Brittens „Simple Symphony“: Erarbeitet worden waren die ungestüme Bourrée, das spielerische Pizzicato und die sentimentale Sarabande.
Vor allem die ganz großen Tutti-Passagen gelangen gut, die Fugato-Stellen schienen eher herausfordernd und knifflig. In der Sarabande konnte man in großen Gefühlen schwelgen, in Melodienseligkeit baden. Das Playful Pizzicato war, was Tempowahl und die sich daraus (nicht) ergebende Schlusswirkung betrifft, eher beschaulich.
Etliche Aufgaben und Herausforderungen, vor allem im Bereich der Intonation, liegen noch vor dem Schweinfurter Kammerorchester. Doch ambitioniert und engagiert, wie es sich in diesem Konzert zeigte, dazu mit der Einstellung, sich auch mal auf Neues einzulassen, ist es auf einem sehr guten Weg. Es gab reichlich und anhaltenden Applaus vom überschaubaren Publikum.