Weise und prophetisch sei es gewesen, als der damalige Oberbürgermeister Kurt Petzold 1986 Hans Schnabel vom Arbeitsamt zur Stadt holte. Mit diesem Satz des heutigen Stadtoberhauptes Sebastian Remelé lässt sich gut zusammenfassen, was an Lob und Anerkennung einem Mann gespendet wurde, der an der Entwicklung der Stadt in vielen Bereichen maßgeblich beteiligt war. „Wer länger im Schweinfurter Rathaus arbeitet, kommt an diesem Amtsleiter nicht vorbei“, sagte Remelé.
Damit ist es jetzt vorbei. Nach 49 1/2 Jahren im Berufsleben, davon 32 im Rathaus, wurde Schnabel in der von Mitarbeitern der Verwaltung, der städtischen Tochtergesellschaften und Vertretern des öffentlichen Lebens gut besuchten Rathausdiele offiziell in den Ruhestand verabschiedet.
Schwere Zeiten gut bestanden
Mit Leib und Seele, mit Herz und Verstand, habe sich Schnabel seit 1995 um die Wirtschaftsförderung und die Verwaltung der Liegenschaften gekümmert – und das auch „in Zeiten, in denen nicht alles wie am Schnürchen lief“, sagte Remelé. Zuvor war er für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt verantwortlich.
Als nur einige zentrale Projekte nannte der OB die Entwicklung des Industrie- und Gewerbeparks Maintal, wo 3900 Arbeitsplätze entstanden sind. Schnabel sei die treibende Kraft hinter dem Konferenzzentrum gewesen, das zu einem Magnet mit nationaler und sogar internationaler Ausstrahlung wurde. Mit dem Gesundheitspark habe er eine neue Komponente nach Schweinfurt gebracht. Weiter nannte der OB das Projekt „Neue Hadergasse“, die Tiefgarage Kunsthalle, die Ausweisung von Wohngebieten, das Wohnen in der Innenstadt.
An der langen Leine gelassen
Schnabel habe für seine Heimatstadt gebrannt, seinen Beruf immer als Berufung verstanden. Drei Oberbürgermeister seien gut beraten gewesen, „Schnabel an der langen Leine zu lassen“, schloss Remelé – nicht ohne zu betonen, dass Schnabel bis Herbst 2019 noch an einigen Projekten der Konversion mitarbeite. Den ausdrücklichen Dank formulierte Remelé auch im Namen seiner Vorgänger Kurt Petzold und Gudrun Grieser.
Grenzen angekratzt
Alexander Siegel, der Vorsitzende des Personalrats, erinnerte sich, schon vor fast 30 Jahren mit Schnabel über die Zukunft von Verwaltung diskutiert zu haben. Dabei sei es um Flexibilität, Schnelligkeit und Bürgernähe gegangen. Schnabel stehe mit für den Aufbruch der Verwaltung. Er sei ein Mensch klarer Worte, der durchaus auch Anstoß bewirkt, der bewusst Grenzen ankratzt, die Räume nutzt, die ihm gegeben werden.
Schnabel selbst erinnerte an einige ihm wichtige oder beeindruckende Aufgaben, wie die Entwicklung des ersten Stadtmarketingkonzepts Deutschlands, an das Stadtjubiläum 1991 mit dem Besuch ehemalige jüdischer Bürger, an das Jahr 2006, als die Stadt Gastgeber der tunesischen Fußballnationalmannschaft zur WM war, oder an das über Nacht entwickelte Zukunftspaket, das zum Bau des Gesundheitsparks führte.
Respekt erworben
Abschließend betonte er, dass er stolz darauf sei, den Respekt von drei völlig unterschiedlichen Oberbürgermeistern erworben zu haben.
Wichtig war ihm die Erinnerung an den früh gestorbenen Finanzreferenten Martin Baldauf, der ihm ein Freund, Ratgeber und Gesprächspartner gewesen sei. Nach ihm sollte der Stadtrat eine Straße oder einen Platz benennen, äußerte er einen letzten offiziellen Wunsch an die Spitze der Stadt.