Helmut Brand hat sich bereits um Menschen in existentieller Not gekümmert, als Reality-TV-Star Peter Zwegat noch unbekannt war. Der ehemalige Schuldenberater aus Hambach wird am 27. Januar 80 Jahre alt. Eine "sehr gute, friedvolle, arbeitsreiche, familiär glückliche Zeit", so überschreibt der langjährige Caritas-Mitarbeiter seinen Lebenslauf.
Geboren wurde Brand 1944 in Bad Kissingen, die Schweinfurter Geburtsklinik war wegen Bombengefahr geschlossen. Die Kinderzeit in Poppenhausen empfand er als sorglos, trotz vieler Verwandter im kleinen Haus oder Badewanne im Waschhaus. Die wurde auch zur Hausschlachtung herangezogen, mit geplatzten Leberwürsten für die Kesselsuppe. Die Sozialisierung im Dorfleben hat Brand geprägt. Nach der Schule trat er in die Fußstapfen des Großvaters, eines weitgefahrenen Bierkutschers. Brand wurde Industriekaufmann und später Verwaltungsleiter in der Brauerei Werner, mit "Lehr- und Wanderjahren", etwa bei FAG und Flessabank.
Eine erfüllende Aufgabe
Früh aktiv war er in der katholischen Jugendarbeit, dabei lernte er auch Ehefrau Doris aus Hambach kennen. 1967 folgte der Wohnortwechsel, mit Engagement in der dortigen Kirchengemeinde. Noch vor der Schließung der Werner Bräu wechselte er als Betriebswirt in die kaufmännische Leitung einer Bamberger Brauerei. Doris Brand gründete den Dritte-Welt-Laden in der Schweinfurter Manggasse. Den Fair-Trade-Gedanken hat der Ehemann 21 Jahre lang im Helferkreis unterstützt.
Die Aufgabe, die Brand am meisten erfüllt hat, das waren knapp 15 Jahre Schuldnerberatung, ebenfalls im Team: für Menschen mit "finanziellen, beruflichen und familiären Belastungen." Der Beratungsstelle der Caritas sei durchweg Achtung und Anerkennung entgegengebracht worden, sagt Brand. Auch von Gläubigerseite –für fachlich seriöse und sozial qualifizierte Arbeit. 2005 wurde die Beratungsstelle der Caritas kurzfristig geschlossen, mit Übertragung auf ein "Lohnniveau-billigeres" Unternehmen, wie Brand es formuliert: "Es hat weh getan". Einen wirklichen Abschied oder seelsorgerische Anteilnahme durch die Kirchenoberen habe es nicht gegeben.
Radfahren und Wandern halten fit
Auch nach fast zwanzig Jahren bleibt diese Geschichte für Brand "unverdaut". Dank kam von außen, eine Zeitlang arbeitete Brand in der Schuldnerberatung der Diakonie. Bei der Regierung von Unterfranken wurde der Nichtjurist zuletzt als selbstständiger Insolvenzberater anerkannt. Mit Radfahren, Wandern oder Städtefahrten halten sich die Brands heute fit. Die Töchter leben in Bosnien und den USA. Die dramatischen Schuldnergeschichten von einst, bei denen es um harte Schicksale und Millionen Euro ging, lassen Helmut Brand aber bis heute nicht los.
