Peter Schmidt-Schönberg ist in Schweinfurt kein ganz Unbekannter. Es war im Herbst 2013, als er zu einem Liederabend im Theater-Foyer fünf Bilder zeigte, die er zur Gustav Mahlers Vertonung von Friedrich Rückerts „Kindertotenliedern“ gemalt hatte. Damals wurde der Wunsch an ihn herangetragen, sich auch mit fünf weiteren von Mahler vertonten Rückert-Gedichten zu beschäftigen. Das Ergebnis und einige weitere Bilder sind jetzt als Beitrag zum Rückert-Jahr bis Ende Juli in der eventgalerie in der Neuen Gasse zu sehen.
Ein mitreißender Erzähler
Der in Berlin lebende 73-Jährige ist, wenn er über seine Arbeit spricht, ein mitreißender Erzähler. „Die Quelle der Inspiration ist die Musik“, sagt er, der mit einer Pianistin verheiratet ist und bereits zu allen Verdi-Open gemalt hat und sich derzeit mit Tschaikowski beschäftigt. Die stärksten Impulse erhält er, wenn seine Frau probt und er im Atelier im Stock darüber am Malen ist.
Bei seiner Arbeit, in der seine Dankbarkeit der Musik gegenüber zum Ausdruck kommen soll, betrachtet Schmidt-Schönberg zunächst das gesamte Werk eines Komponisten, sucht das Charakteristische. „Die Musik muss in mir drin sein.“ Er arbeitet in Zyklen, lässt ein Bild aus dem anderen herauswachsen und spiegelt so die Komplexität der Musik wieder.
Mehr als nur eine Illustration
„Der Maler kam über Mahler zu Rückert“, beschreibt Schmidt-Schönberg seinen Weg zum großen Dichter im Gespräch mit Karin Rhein (Museum Georg Schäfer) bei der Vernissage. Dabei wolle er nicht illustrieren, nicht zeigen, was passiert, sondern das, wie jemandem zumute ist, dem etwas passiert.
Mahler wählte aus Rückerts Flut an Gedichten diejenigen aus, in denen er sich selbst wiederfand. Die Poesie wurde zur Komposition.
Bei Schmidt-Schönberg entsteht daraus das Bild.
Die Phasen der Trauer
In den „Kindertotenliedern“ vermittelt er die verschiedenen Stadien des Schmerzes. Die Konfrontation mit dem Tod, die Einsamkeit, das Hoffen auf ein Wiedersehen. So sind denn auch die Himmel, die sich über kleingliedrige Landschaften spannen, sehr ausgeprägt. Wolken, Berge und Bäume sind voller kleiner mit feiner Feder brillant gezeichneten Figuren. Immer wieder einmal taucht die Physionomie Friedrich Rückerts auf.
In den neuen Mahler-Bildern nimmt die Liebe einen breiten Raum ein, spielt auf das schwierige Verhältnis von Gustav und Alma Mahler an. Rückerts Lyrik ist stark von der Natur geprägt, Mahler hat mitten im Wald zurückgezogen komponiert.
In „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ erscheinen seine verwunschene Hütte und Rückerts Gartenhaus. Karl-Heinz Körblein
Die Ausstellung ist von Mittwoch bis Freitag von 10 bis 13 und von 15 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung, Tel. (0 97 21) 73 04 44 geöffnet.