Einheimische Erdbeeren von März bis November? Das neue Glashaus des Genusshofs Knaup mit Regenwassersammler vom Dach für die Tröpfchenbewässerung macht es möglich. Zur Früchte-Vielfalt des konventionell wirtschaftenden Betriebs zählen noch andere Beeren, aber auch Wein sowie vor allem Spargel und Gurken. Wie diese Lebensmittel hier erzeugt werden und wie sie zum Verbraucher kommen, wurde bei der BBV-Schleppertour #EssenAusBayern erläutert.
"Aus der Region für die Region" lautet das Motto des Bauernverbands, der das Bewusstsein für regionale Lebensmittel stärken will. "Es wächst hier, also soll es auch hier gekauft und gegessen werden", meint BBV-Kreisobmann Michael Reck.
Klappt das, hier ernten und an den Verbraucher verkaufen?
Das funktioniert sehr gut, erklärt Juniorchef Christian Knaup. Im Hofladen in Röthlein und auf den Wochenmärkten in Schweinfurt, Würzburg, Bad Neustadt, Mellrichstadt und Hammelburg sind Knaups Spargel und Gurken, Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren erhältlich. Aber weil mittlerweile drei Familien – Vater und Mutter Andreas und Claudia Knaup sowie die Söhne Christian und Matthias mit ihren Familien – vom 70 Hektar-Hof leben müssen, war klar, dass die Direktvermarktung nicht reicht. Handelspartner wie Edeka, Tegut oder Kühne kamen auf den Betrieb zu, der seinen Sonderkulturen-Anbau erweiterte.
Was erwarten die Handelspartner vom Betrieb?
Jeder hat seine eigene Zertifizierung, was einen besonderen Aufwand erfordert. Die Qualität der Produkte muss natürlich stimmen und mit der Auswahl von frühen bis späten Sorten soll möglichst lange eine gleichbleibende Früchtemenge garantiert werden.
Wann gibt es frischen Spargel?
Durch dreifache Folienabdeckung und den Sandboden der 20 Hektar Spargelfelder kann die Dauerkultur – circa acht Jahre trägt die Pflanze – schon ab März bis traditionell Ende Juni geerntet, also die Spargelstangen per Hand einzeln gestochen werden.
Läuft die Ernte mit Hilfe von Saisonkräften?
Am Genusshof Knaup werden etwa 50 rumänische Saisonkräfte beschäftigt, zumal quasi von Januar bis Dezember immer Arbeit am Hof ist. Untergebracht sind die Erntehelfer in eigens gebauten apartmentähnlichen Wohnungen. Wegen der Coronakrise mussten zusätzliche Wohncontainer besorgt und aufgestellt werden.
Wo wachsen die Erdbeeren?
Größtenteils geschützt, also im Folientunnel zusammen mit den anderen Beeren sowie ausschließlich im Gewächshaus mit 10 000 Quadratmetern Fläche. Die Erdbeeren werden jedes Jahr neu gepflanzt, sie wachsen im Kulturrinnensystem im Hochbeet. Die Pflücker müssen sich deshalb nicht bücken. Das Glashaus ist beheizbar mit Erdgas. Das dabei anfallende Kohlendioxid wird zur Düngung verwendet. Zum Gießen dient eine Tröpfchenbewässerung, die Blattnässe verhindert. Das Regenwasser dafür wird über das Dach in ein 5000 Kubikmeter Becken gesammelt.
Warum wachsen die Beeren nicht auf freiem Feld?
Je trockner die empfindlichen Früchte stehen, desto besser. Gerade heuer in diesem regennassen Jahr litten die Erdbeeren im Freien besonders unter der Fäule. Angedellte Früchte sind nicht zu verkaufen.
Wie funktioniert der Anbau von Gurken?
Die einjährigen Gurken, fränkisch "Kümmerli" werden im April bis Mai ins Freiland gesät. Wenn dort vorher Getreide wuchs – die Knaups tauschen auch mit anderen Landwirten wegen der nötigen Fruchtfolge ihre Ackerflächen –, werden über den Winter Zwischenfrüchte angesät: zur Erhaltung der Nährstoffe, für das Bodenleben, zum Humusaufbau und zur Erosionsvermeidung. Dadurch kann einiges an Mineraldünger gespart werden. Nach dem Frost wird die Zwischenfrucht abgemulcht, eingearbeitet, das Feld geackert und geeggt. Dann werden die Folien mit dem Tropfschlauch darunter – versorgt mit Wasser aus Grundwasserbrunnen – verlegt. Das Saatgerät sticht beim Säen ein Loch für das Saatkorn in die Folie. Auf diese kommt ein Kulturschutzvlies, um die Temperatur zu halten, gerade bei den Eisheiligen im Mai.
Wie werden die Gurken geerntet?
Ab Ende Juni, Anfang Juli bis in den September. Früher wurden in gebückter Haltung die Gurken vom Boden in Körbe gepflückt. Heute fährt der Gurkenflieger alle vier bis sieben Tage durch das Feld, die Saisonkräfte liegen bäuchlings auf einer Matratze, pflücken die Gurken und legen sie auf ein Förderband. Dieses transportiert die Früchte in einen Anhänger, der an dem speziellen Schlepper mit Superkriechgang hängt.
Wie werden die Gurken vermarktet?
Frisch im Hofladen und auf den Märkten. Die Knaups liefern sie zum Einmachen auch nach Hause. Außerdem sterilisieren sie die Salatgurken als Gewürzgurken ein. Der größte Teil wird an die Firma Kühne in Sennfeld per Anhänger geliefert. Dort werden die kleineren Gurken eingemacht und die größeren weiterverarbeitet, für die Gastronomie oder für Feinkostsalate.
Wie sieht es mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus?
Die Mulchfolie um die Gurke verhindert Unkraut, so dass keine Herbizide gespritzt werden müssen, erklärt Christian Knaup. Eventuell muss er zwischen den Reihen mit der Hackmaschine durchfahren. Falls im Sommer Pflanzenkrankheiten auftreten, müsse er reagieren, aber so wenig wie möglich spritzen.
Bei den Beeren kommt es im geschützten Folientunnel oder Gewächshaus wegen der Tropfbewässerung nicht zur Blattnässe, so dass keine Herbizide eingesetzt werden müssen. Auch Insektizide sind nicht nötig, zumal Nützlinge gegen fast alle Schädlinge eingesetzt werden können. Christian Knaups Devise ist, das Wachstum für die Pflanze optimal zu gestalten mit Wasser, Dünger und Licht.
Wie kann künftig die Bewässerung von Gemüse und Obst hier auf der Fränkischen Trockenplatte noch funktionieren?
Das Wassermanagement wird ein existentielles Thema für unsere Region, weiß auch Landrat Florian Töpper, der die BBV-Schleppertour besuchte. Andreas Knaup schlägt unter anderem vor, die Hallendächer der benachbarten Industriegebiete zum Sammeln von Regenwasser zu nutzen. Der Gesetzgeber habe die Aufgabe, mit mehr Dynamik aktiv zu werden, sagt Töpper, das Landratsamt könne die Vorgaben dann umsetzen.