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SENNFELD
Friedrich Rückert beherrschte 44 Sprachen
Bearbeitet von Klemens Vogel
 |  aktualisiert: 26.02.2017 03:26 Uhr

Friedrich Rückerts Lyrik beleuchtete Peter Hub im Rahmen der Sennfelder Kulturtage mal augenzwinkernd, mal ernsthaft bei seiner Autorenlesung im Bürgersaal der „Alten Schule“. Er nannte ihn einen „Reime-Wüterich“, angelehnt an einen Text aus dem „Struwelpeter-Buch“ bei 25 000 überlieferten Gedichten.

Hub erzählte über Rückerts Leben, wie er als junger Mann ein feuriger Napoleon-Gegner war und seine „Geharnischten Sonette“ schrieb, mit denen er einen ersten Durchbruch erlebte.

Auch Rückerts erste Lieben kamen zur Sprache: In Rentweinsdorf lernt er die 15-jährige Agnes kennen, die nichts von ihm wissen will, dann die 16-jährige Elisabeth Geuss, deren Eltern das Wirtshaus „Zur Specke“ in Eyrichshof bei Ebern führten. Auch dort blitzte er ab, schreibt ihr aber einen ganzen Band Gedichte unter dem Titel „Amaryllis, eine Liebe auf dem Lande“.

1821 heiratet Rückert Luise Fischer-Wiethaus und schreibt ihr natürlich wieder Gedichte. Die er-scheinen unter dem Titel „Liebesfrühling“ und werden ein Bestseller. Mit ihr hat er zehn Kinder, von denen zwei sterben. Woraufhin er seine berühmten „Kindertodtenlieder“ dichtet, die der Historiker und Schriftsteller Hans Wollschläger die „größte Totenklage der Weltliteratur“ nennt.

Trost hat Rückert immer auch in seinem Glauben gefunden. Er wurde christlich-protestantisch erzogen, hat das auch verinnerlicht, wobei er seine Schwierigkeiten mit der Institution Kirche hatte: „Ich war schon ziemlich ein Christ“, heißt es in einem Gedicht, „und wär es noch mehr geworden, doch mir verleitet ist auf einmal der ganze Orden“, weil der es zu toll mit dem „christlichen Leide“ treibe, ohne auch die Lebensfreude zu berücksichtigen, die ja durchaus in der Lehre Jesu steckt.

Rückert war auch ein Sprachgenie, berichtete Hub. Er beherrschte 44 Sprachen, darunter Arabisch, Armenisch, Russisch, Syrisch und Türkisch. Aber er hätte sich keinen Kaffee in Arabisch bestellen können, weil er diese Sprachen nur in der Schriftform beherrschte, so Hub.

Rückert hat den Koran übersetzt und berühmte Dichter wie den Perser Hafis oder den islamischen Mystiker Rumi. „Es ist ein völliges Rätsel“, zitierte Hub die Orientalistin Annemarie Schimmel, „wie es ihm gelang, ohne Wörterbücher und andere Hilfsmittel den Text in deutsche Reimprosa zu übertragen.“

„Weltpoesie allein ist Weltversöhnung“ – dieses bekannte Wort habe Rückert geprägt. Und auch Heinrich Heine schlug in dieselbe Kerbe: „Für die Völker ist nichts wichtiger, als sich kennenzulernen. Irrtümer können hier die blutigsten Folgen haben“ – wie ja überall auf der Welt zu sehen sei.

Hub endete mit einem Gedicht, das für Verständnis wirbt: „Wie du die Dinge siehst, so sind die Dinge nicht“, heißt es da und endet „… die Welt ist, was sie ist, und wir sind du und ich.“

 
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