Das jährliche unterfränkische Kooperationsprojekt „Kunst geht fremd“ startet auch in der Kunsthalle Schweinfurt in eine neue Runde. Dort mischt sich bis 8. November eine wertvolle chinesische Vase des 17. Jahrhunderts aus dem Bestand der Museen Schloss Aschach unter die abstrakte Nachkriegskunst des Informel und sorgt gewollt für Irritationen. Auf den zweiten Blick sind diese jedoch weniger stark als angenommen und es ergeben sich spannende Bezüge.
748), der für seinen verrückten Schreibstil bekannt war.
Zwischen der chinesischen Porzellanmalerei und der Kunst in Deutschland nach 1945, dem Kernbestand der Kunsthalle Schweinfurt, bestehen zahlreiche Verbindungen: Einige der informellen Künstler, die im Erdgeschoss einen Schwerpunkt der ständigen Sammlung bilden, ließen sich etwa von der asiatischen Kalligraphie beeinflussen, wie beim aufmerksamen Rundgang schnell auffällt. Schon der Gruppenname „ZEN 49“, unter dem sich viele Vertreter der Kunstrichtung zusammenfanden, lässt die Nähe zum fernöstlichen Raum vermuten.
„Kunst geht fremd … und bekennt Farbe“ ist das diesjährige Motto: In Schweinfurt bekennen die Künstler nun also auch Farbe zu ihren asiatischen Inspirationen. Insgesamt nehmen 16 unterfränkische Museen am Ausstellungsprojekt teil und schicken ihre interessanten und teils skurrilen Objekte wie etwa die Fayence eines liegenden Nilpferds (zu sehen im Heimatmuseum Ebern) bis hin zur blauen Rhöngazelle des Künstlers Herbert Waibl (zu sehen im Museum für Franken, Würzburg) auf die Reise.
Allzu passend ist das Tauschobjekt, das die Kunsthalle im Gegenzug an das Knauf-Museum Iphofen gibt. Es handelt sich um eine Druckgraphik von Rupprecht Geiger, der Mitbegründer eben jener Gruppe „ZEN 49“ war. Wie eine glutrot untergehende Sonne schiebt sich ein Farbkreis in das weiße Blatt. An der Farbe Rot und ihren vielfältigen Abstufungen arbeitete sich Geiger bis ins hohe Alter ab. Es entstanden derart farbenfroh leuchtende Werke, dass die Besucher seinen berühmten Ausspruch „Rot macht High“ sicher vor Ort nachvollziehen können.
In Iphofen treffen mit Geiger nun Morgen- und Abendland, Antike und Moderne aufeinander. Die Sonne des Münchner Künstlers leuchtet in der vornehmlich weißen Gipssammlung von Meisterwerken des alten Südens und Ostens, wie etwa aus dem alten Ägypten, Mesopotamien, Persien und der europäischen Antike, passend bunt. Gleichzeitig bringt sie die überzeitliche Verbindung zum jüngeren Kunstschaffen mit sich.
Wer noch mehr über die fremdgehende Vase und deren Verbindungen zu Schweinfurt erfahren möchte, kann dies beim Vortrag mit Rundgang am 8. Oktober, um 19 Uhr mit Josefine Glöckner, der Leiterin der Museen Schloss Aschach, und Jan Soldin in der Kunsthalle. Zudem starten dort jeden Sonntag um 14.30 Uhr spannende themenbezogene öffentliche Führungen.
„Kunst geht fremd“, in 16 unterfränkischen Museen, bis 8. November. Mehr zu den Fremdgängern und ihrem Begleitprogramm finden Sie unter www.kunst-geht-fremd.de