
Es war ein ganz besonderer Tag für 78 junge Menschen in der Schweinfurter Stadthalle. Die ehemaligen Azubis aus dem Handwerk erlebten im feierlichen Rahmen ihre Freisprechung in den Gesellenstand. Alleine die gut besetzten Reihen in der Stadthalle seien schon ein Zeichen der Wertschätzung für das Handwerk, erklärte Kreishandwerksmeisterin Margit Rosentritt in ihrer Begrüßungsrede. Die Veranstaltung begleitet hat auch ein ZDF-Team, das über die Maurerin Maya Scheel aus Geroda (Landkreis Bad Kissingen) berichtete, die an diesem Tag auch ihre Freisprechung erhielt.
Eine 2023 veröffentlichte Umfrage des Work Wellbeing Report fand heraus, dass in Deutschland nur jeder Fünfte gerne zur Arbeit geht. Im Handwerk scheint das ganz anders zu sein. Rosentritt bediente sich einer Statistik, in der knapp über die Hälfte der Handwerker "sehr zufrieden" mit ihrem Beruf sind, 40 Prozent "zufrieden" und nur acht Prozent sind mit ihrer Berufswahl nicht zufrieden.
Den acht Prozent machte Rosentritt, die laut eigener Aussage selbst in ihrer Lehrzeit auch mal "alles hin schmeißen wollte", dennoch Mut: "Vielleicht verändert sich etwas in der Gesellenzeit. Geben sie dem Handwerk eine Chance." Rosentritt hat das getan und ist seit 47 Jahren Friseurin – "mit Leib und Seele", wie sie betont.
Nachwuchswerbung ist wichtig
Die Wichtigkeit des Handwerks betonte dann auch Landrat Florian Töpper in seiner Begrüßungsrede. "Wenn man sich das Handwerk wegdenken würde, wären wir volkswirtschaftlich rettungslos verloren." Das untermauern auch die Zahlen der Kreishandwerkerschaft Schweinfurt, deren über 2200 Handwerksbetriebe mit rund 11.100 Beschäftigten einen jährlichen Umsatz von etwa 1,75 Milliarden Euro erwirtschaften.
Dennoch muss das Handwerk kräftig die Werbetrommel rühren, um Nachwuchs zu gewinnen. "Trendig" sind die Berufe im Handwerk vielleicht nicht. Das sei aber auch kein Problem, befindet Rosentritt. "Dinge die voll im Trend sind, sind meistens auch ganz schnell wieder out", sagt die Friseurmeisterin. "Aber modern ist das Handwerk allemal", ergänzt sie und erklärt, dass die Handwerksberufe, trotz aller Traditionen, in den Ausbildungsinhalten immer weiterentwickelt werden.
Traditionell ging auch der Festakt zu Ende: Die Freizusprechenden, die verteilt im Saal, meist nebst ihrer Familien saßen, erhoben sich und hielten ihre Schals der Kreishandwerkerschaft in die Höhe und wurden in den Gesellenstand erhoben. "Ich bin guter Dinge, sie werden alle ihren Weg machen", sagte Landrat Töpper. Einen Spruch des US-Amerikaners Charles Franklin Kettering gab Rosentritt den Nachwuchshandwerkern noch mit auf den Weg: "Glück ist nur ein Sammelbegriff für Tüchtigkeit, Klugheit, Fleiß und Beharrlichkeit."

Die Innungssieger
Bauinung Schweinfurt und Haßbergkreis: Mauerer: Mika Raum (NR Bau GmbH, Zeil); Fließenlegerin: Letizia Hofmann (FMG Hofmann GmbH, Sand am Main); Beton- und Stahlbetonbauer: Lorenz Reinwand (Bauunternehmen Glöckle Hoch und Tiefbau, Schweinfurt).
Friseurinnung Main-Rhön: Sevda Demirok (Groha Frisuren, Schweinfurt).
Innung für Elektro- und Informationstechnik: Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik: Torben Joe (BSH GmbH & Co. KG, Bad Königshofen).
Malerinnung Schweinfurt Stadt und Land: Maler und Lackierer: Jakob Wehner (Malerbetrieb Wehner, Werneck).

