
Wer sich auf die Suche nach Frauen macht, die die Geschichte Schweinfurts geprägt haben, wird auch auf dem Friedhof fündig. Stadtführerin Claudia Helldörfer hat sich gemeinsam mit der Gleichstellungsbeauftragten Heide Wunder auf die Spuren dieser Frauen begeben. Im Rahmen der Frauenwochen bot sie nun die Führung "Frauennamen in Stein gemeißelt" an.
Die erste Frau begegnete den Teilnehmerinnen der Führung gleich an der Mauer des Vorplatzes. Dort befindet sich der Grabstein von Johanna Amalia Wagner, die als Leiterin und Hausmutter des Schülerheims "Johanneum" zahlreichen auswärtigen Schülern den Besuch Schweinfurter Gymnasien ermöglichte.
Eine Besonderheit gibt es auf dem Grabstein der Schweinfurter Pianistin Emma Bamberg. Dort ist ihr Beruf angegeben, eine Seltenheit bei Frauen ihrer Zeit. Zu jeder Frau kann Helldörfer etwas erzählen, ihre Geschichte aufleuchten lassen. Die zweite Pianistin im Reigen weiblicher Berühmtheiten, Kitty Martin, erlangte über die Stadt hinaus Anerkennung. Sie trat u. a. mit den Bamberger und Münchner Symphonikern auf.
Acht Frauennamen haben Helldörfer und Wunder auf dem Friedhof schon entdeckt und die Geschichte der Frauen recherchiert, darunter auch die der Künstlerin Maria Calvary, die als Jüdin im Dritten Reich aus Schweinfurt fliehen musste. Nach Jahren in Argentinien und Spanien wählte sie für ihren Lebensabend trotzdem ihre Geburtsstadt und hinterließ der Stadt viele ihrer Werke.
Der Rundgang führte an die Gräber bekannter Frauen, wie der großen Dame der SPD Amanda Käß, der langjährigen Vorsitzenden des Evangelischen Frauenbundes Elisabeth Rauhut oder der Buchhändlerin Heide Trebst-Kaemmerling vorbei. Aber auch die wahre Erfinderin der Schweinfurter Schlachtschüssel fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Hauptfriedhof. Es war eben nicht ihr Mann, sondern Susanna Magdalena Schwanhäuser, die die Idee hatte, eine fünf Meter lange Holztafel aufzustellen und ihre Gäste dort mit Schweinefleisch zu bewirten.
Von: Ursula Lux (Sprecherin, Frauenplenum Schweinfurt)
