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Frankenwürfel für Peter Kuhn
Das Gespräch führte Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 11.11.2009 11:18 Uhr

Peter Kuhn hat viele Facetten: Büttenredner, Schauspieler, Regisseur, Bühnenbildner, Erzieher. Feiner Humor, das Doppeldeutige, sind seine Markenzeichen. Seit Mittwoch ist er ein Gewürfelter: Im Oberfränkischen Bauernmuseum in Kleinlosnitz bekommt er den Frankenwürfel verliehen. Diese Auszeichnung wird seit 1985 von den drei Fränkischen Regierungspräsidenten verliehen: Seitdem gibt es jedes Jahr am Martinstag ein neues Würfel-Trio: Aus jedem Fränkischen Regierungsbezirk kommt ein Preisträger.

Frage: Wendig, witzig, widersprüchlich: Diese Eigenschaften soll der Gewürfelte Franke haben. Sind Sie das?

Peter Kuhn: Offenbar. Gewürfelt bin ich aber auf jeden Fall. Ist komme ja aus dem Badischen Franken, bin kein echter Unterfranke.

Hat Sie die Auszeichnung überrascht?

Kuhn: Ja. Die Preisträger sind ja sonst immer Leute, die etwas mit Mundart zu tun haben.

Stichwort Mundart. Was ist ihr Lieblingsausdruck im Fränkischen?

Kuhn: Sie fragen Sachen. Ich kann kein Fränkisch!

Was macht einen typischen Franken aus?

kuhn: Eine gewisse Humorigkeit, Sturheit, ein Dickschädel. Aber auch ein Hang zur Behäbigkeit.

Sie kommen gerade im Fasching viel herum. Ist der Unterfranke anders als der Mittel- und Oberfranke?

Kuhn: Auf jeden Fall. Der Unterfranke ist sehr lebendig, kann auch mal spontan humorig sein. Der Mittelfranke sitzt eher da und lässt sich unterhalten. Und der Oberfranke ist ziemlich schwer aus der Reserve zu locken. Deswegen spielt der Fasching in Unterfranken wohl auch die größere Rolle.

Sie gehen bei der Schwarzen Elf in Schweinfurt in die Bütt, treten bei der „Fastnacht in Franken“ auf. Gibt es Themen, über die sie auf keinen Fall Witze machen würden?

Kuhn: Ja, über Privatangelegenheiten anderer Menschen. Da gibt es Grenzen. Tratsch, Klatsch, das ist tabu. Es sei denn, jemand stellt sich selbst in die Öffentlichkeit.

Was ist für Sie das Wichtigste am Fasching?

Kuhn: Über sich selbst lachen zu können – und über seine eigenen Fehler. Das kann nicht jeder. Es gibt bei den Sitzungen Prominente im Publikum, die können das. Bei anderen sieht man kein Lachen, nur Zähne.

Was macht einen guten Büttenredner aus?

Kuhn: Wenn ich das wüsste, würde ich es patentieren lassen. Dann hätte ich ausgesorgt! Ich schreibe literarische, politische Reden, versuche die Leute gut zu unterhalten, aber auch zum Nachdenken, zum Grübeln zu bringen. Ich setze auf Doppeldeutigkeiten. Damit die Leute den Hintersinn verstehen, brauchen sie allerdings Hintergrundwissen.

Über was lachen Sie eigentlich?

Kuhn: Lauthals lachen, das ist nicht meine Sache. Ich bin eher ein Schmunzler. Vieles finde ich witzig. Ich bin nach allen Seiten offen – und nicht ganz dicht.

Haben Sie Ihre neue Büttenrede schon fertig?

Kuhn: Nein, vor Weihnachten, Silvester fange ich nicht an. Das Thema soll ja einige Zeit aktuell sein. Ich werde meistens kurz vor knapp fertig.

Haben Sie eigentlich noch Lampenfieber vor Ihren Auftritten?

Kuhn: Mehr oder weniger immer. Gerade am Anfang der Session, wenn noch nicht klar ist, wie die Rede ankommt.

Viele Leute mögen keinen Fasching. Können Sie das verstehen?

Kuhn: Genauso, wie ich es verstehen kann, dass manche Leute nichts mit Weihnachten anfangen können, oder mit dem Ballermann auf Mallorca. Fasching muss man nicht mögen – auch wenn es sehr altes Brauchtum ist. Fasching ist quasi das älteste Volksfest der Welt. Nicht alles, was in der Fastnacht passiert, ist allerdings niveauvoll. Und das Treiben einzelner während der tollen Tage ist schon geeignet, das Ansehen der Fastnacht zu schmälern. Deswegen freut es mich schon, dass mit der Verleihung des Frankenwürfels auch das Kulturgut Fastnacht wahrgenommen wird.

Zur Person

Peter Kuhn stammt aus Unterbalbach, seit 1973 wohnt er in Oberwerrn. Seit 1989 arbeitet er als Gruppenleiter einer heilpädagogischen Wohngruppe im Haus Marienthal in Schweinfurt. Als Büttenredner (Schwarze Elf Schweinfurt, Fastnacht in Franken) hat er zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Kuhn ist Mitglied der Amateurtheatergruppe „Junge Oberwerrner Bühne“. Er ist außerdem im Bezirksvorstand des Verbandes Bayerischer Amateurtheater.

 
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