
„In Schweinfurt, da sprechen sie ein ordentliches Deutsch“: Volker Heißmann ist voll des Lobes für seine Gastgeber, im gut gefüllten Festzelt des TV Oberndorf. Dabei hört man Hochdeutsch hierzulande nur in der Logopädie. Das Fürther Duo Heißmann & Rassau, fast besser bekannt als „Waltraud & Mariechen“, ist ein Garant für volle Hallen – allein an diesem Tag reihen sich 550 Besucher auf den Bierbänken, anlässlich 150 Jahre TV Oberndorf.
Veranstalter ist die Schweinfurter Disharmonie. Vorstandsmitglied Hans-Peter Hepp vom TVO begrüßt das schräge Duo, dann gibt's über zwei Stunden fränkisches Comedy-Dauerfeuer – mit Erkenntnissen der Art, dass gelbe Limo im Krankenhaus nicht zwangsläufig Bluna oder Fanta sein muss.
Good Kopp, Blödkopp: Nach diesem Schema ist Volker Heißmann in den Sketchen auf die Rolle des Unterbelichteten abonniert, sein Konterpart Martin Rassau gibt den mal gelassenen, mal genervten Vordenker. Auch wenn, wie im richtigen Leben, das schielende Depperle manchmal am längeren Hebel sitzt: Etwa in der Post, wo Rassau als selbstherrlicher Schaltertyrann einen Kunden auflaufen lassen will – nur dass der ihm gerade die Kündigung der Mietwohnung vorbeibringt. Der Humor der beiden ist halt volksnah und eigenwillig-konservativ, aber gar nicht doof, mit einem Ohr immer an den Leuten und deren Alltag.
Kalauer erwünscht
Heißmann, der auch als Solo-Musiker im Sinatra-Stil durch die Lande zieht, ist sogar dann charmant, wenn er ein paar Plauderer hinten in der Bar „leiser stellt“. Es geht um durchgeknallte B-Promis wie Küblböck (der mit dem Gurkenlaster). Oder Ottfried Fischer, der, igitt, mit dem roten Stuhl: Wer will sich schon wirklich dessen Sexvideos anschauen? Vor allem: „Wer hat so große Fernseher?“
Es darf auch gekalauert werden, über Überschalgeschwindigkeit etwa, die man immer dann erreicht, wenn man schneller ist als ein Schal. Oder über erotische Candlelight Dinner, zwischen Taubenbrüstchen und sauren Zipfeln. Und Deodorants für 98 Stunden: „Welche Drecksau wäscht sich solange ned?“, ätzt Rassau. Das Ganze ist ein Potpourri aus zwanzig Jahren gemeinsamer Unterhaltung – dabei sind die beiden gerade mal Mitte 40. Zumindest in Bad Kissingen, in der Fußgängerzone, da fühlen sie sich noch jung. Thema Wetter: „Sie merken schon an den Temperaturen: Weihnachten rückt näher.“ Zeit fürs Weihnachtsmann-Casting, das natürlich im totalen Chaos endet.
Fränkische Lebenserfahrung
Viel Applaus im Publikum, für zwei ausgebuffte, erfolgreiche Chaoten mit viel fränkischer Lebenserfahrung: „Was muss eine Frau tragen, dass Sie sie auch nach 25 Jahren noch attraktiv finden?“ Ganz klar: „Einen Kasten Bier.“ Da lacht das Zelt verständnisvoll. Bis ziemlich vor Schluss müssen die treuen Fans warten, dann die Erlösung: Als Finale entern Waltraud und Mariechen die Bühne – zwei echte fränkische Powerfrauen.