Welche gewaltige Herausforderung die Sömmersdorfer mit ihren neuen Fränkischen Passionsspielen gemeistert haben, ist beim Empfang nach der Premiere am Sonntag in Worte gefasst worden. Unter den Superlativen der Festredner kursierte immer wieder der Satz: „Ich bin stolz auf Sömmersdorf.“
Eine bewegende Vorstellung hatten die 400 ehrenamtlichen Mitwirkenden aus dem 680-Einwohner-Dorf geboten, hatten mit ihrer Neuinszenierung der Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu die Menschen „in Herz und Seele getroffen“, wie es Schirmherr Bischof Friedhelm Hofmann ausdrückte. Unter den vielen Passionsspielorten in Europa sei Sömmersdorf ganz vorne dabei, hinter Oberammergau müsse es sich nicht verstecken: „Man war live dabei, im Geschehen mittendrin.“ Gerade die Einbettung der Geschichte in eine Rahmenhandlung in der Gegenwart zeige: „Hier passiert etwas, das uns alle angeht.“
Sichtlich angetan von der Leistung der Laien-Darsteller zeigte sich der Apostolische Nuntius in Deutschland, Jean-Claude Périsset. Er hatte bereits vor über drei Jahren durch Kontakte des früheren Sömmersdorfer Pfarrers Otto Barth sein Kommen zugesagt und damit für überregionale Aufmerksamkeit auf die Fränkische Passion gesorgt.
Als Vertreter der Staatsregierung drückte Innenstaatssekretär Gerhard Eck, noch unter dem Eindruck der fulminanten Vorstellung, seine „allergrößte Hochachtung“ aus. Eine frohe Botschaft brachte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel mit: Der Kulturausschuss bewilligte für die technische Ausstattung der neuen Bühne einen 30 000-Euro-Zuschuss.
„Tief beeindruckt“ zeigte sich auch Landrat Florian Töpper, der die Sömmersdorfer wissen ließ: Der Landkreis steht an der Seite des „Kulturdorfes“, hat mit zusätzlichen 45 000 Euro den gewaltigen Bühnenumbau unterstützt. Zu seiner Ergriffenheit durch das berührende Spiel bekannte sich auch Euerbachs Bürgermeister Arthur Arnold. Er dankte den vielen „guten Geistern“ (in Anspielung an die neue, bemerkenswerte Rolle des bösen Satan), die sich für das Passionsspiel engagieren. Zu den angestellten Vergleichen mit Oberammergau stellte er fest, dort sei die Kommune der Veranstalter, hier aber ein ehrenamtlich arbeitender Verein. Dort investiere die Gemeinde mit einer Staatsbürgschaft, in Sömmersdorf werde erst das Geld erwirtschaftet und dann ausgegeben, „so, wie wir das gelernt haben“.
Auf die anstrengende Bauzeit, auf tausende Stunden von Vorbereitungen und 20 Probenwochenenden ging Vereinsvorsitzender Robert König ein. Bei manchem Stress und Ärger habe er stets auf die Hilfe der Sömmersdorfer bauen können. „Ich bin dankbar, dass ich in solcher Gemeinschaft leben und dem Verein vorstehen darf“, sagte er bewegt. Er beneide König um das großartige Engagement, äußerte Josef Lang, Vorsitzender der Europassion, der Vereinigung europäischer Passionsspielorte. Mit viel Humor erinnerten die beiden Regisseure Marion Beyer und Hermann J. Vief an die harte Probenarbeit und konstatierten: Die Spieler seien über sich hinausgewachsen.
Mit einer Überraschung wartete Vereinsvorsitzender König zum Schluss auf. Der kürzlich verstorbene Ehrenvorsitzende Robert Seemann, der über 30 Jahre den Verein geprägt hatte, wurde posthum besonders gewürdigt: Die Münsterhalle, die er mit gebaut und betrieben hatte, wird ab sofort umbenannt in „Robert-Seemann-Halle“. Seine Witwe Elisabeth nahm gerührt die Ehrung entgegen.
Bis zum 18. August werden die Fränkischen Passionsspiele Sömmersdorf aufgeführt. Gezeigt wird die Passion Christi jeweils am Samstag um 20 Uhr sowie Sonntag um 14.30 Uhr. An Mariä Himmelfahrt, Donnerstag, 15. August, wird um 14.30 Uhr gespielt. Karten gibt es unter Tel. (0 97 26) 26 26, Internet: www.passionsspiele-soemmersdorf.de