Unter Wasser gelten eigene Gesetze, wie Zuschauer von Tierdokus und Castingshows wissen: Selbst Buckelwale oder Walrösser wirken beim Ausflug durchs Blaue elegant. Dagegen tun sich menschliche Topmodels mit der Tiefe oft schwer, siehe Heidi Klum und „GNTM“. Augen auf, tapfer lächeln, selbst wenn die Pupille brennt, und scheinbar schwerelos dahinschweben, wenn die Haare ständig im Gesicht hängen? Gar nicht so einfach. Unterwasserfotograf Bernhard Wegner-Schmidt ist da kulanter zu seinen Schweinfurter Models: Bei ihm braucht lediglich das „Seepferdchen“, wer für ein exklusives Porträt im Pool des Hotel Ross abtauchen will. Für die Faszination der Bilder sorgt dann ein Wechselspiel aus Licht und Dunkel, Spiegelungen und Luftblasen, aus Alltags-Szenen und atemberaubender Umgebung.
Momentaufnahmen bekannter Gesichter
„PoolPix“ nennt sich das ungewöhnliche Projekt des Schweinfurters, den man bislang vor allem aus der Musikszene kennt: sei es als ehemaliger „Tagtraum“-Gitarrist oder mit der Punkschlager-Band „Goldeisen“. Seit einigen Monaten sammelt der Hobbytaucher zusammen mit Freund und „Technik-Buddy“ Sebastian Menninger bekannte Gesichter. Entstanden sind verblüffende Momentaufnahmen.
Michael Mangold vom Viva Barista serviert blubbernd und gurgelnd eine Tasse. Musiker Matze Rossi spielt atemlos Mundharmonika, während über ihm seine Gitarre treibt. Julius Süß vom Hotel Ross darf aus einem randvollen Weinglas schöppeln. Stadtrat Oliver Schulte haut in die Tasten einer Schreibmaschine. Christian „Blacky“ Schwarz, Primaton, macht seinem Sternzeichen Fische alle Ehre, Modeblogger Maximilian Seitz auch in H?O eine gute Figur. Pole-Dancerin Franziska räkelt sich als coole PoolPix-Nixe neben der Stange. Es wird frisiert, gekocht, geschaukelt, geboxt, die Sprühpistole gezückt, Skateboard gefahren, nach Angelhaken geschnappt. Oder einfach nur Modell geschwommen, für den ästhetischen Blick in die Kamera. Last but not least schlägt Tochter Mia Wegner den Ball beim Unterwasserhockey. Insgesamt 30 Schweinfurter wurden bislang abgelichtet: „Nur der Oberbürgermeister war noch nicht da.“
2500 Fotos geben am Ende 40 Ausstellungs-Bilder
Bis die perfekte Aufnahme im wasserdichten Kasten sitzt, braucht es einen langen Atem: Gut eine Stunde dauert ein Shooting, manche Models haben vorher in der Badewanne geübt. Aus 2500 Fotos wurden 40 ausgewählt. Die Sammlung war nun in einer gut besuchten Ausstellung im Viva Barista zu bestaunen, Motto „Schweinfurt taucht ab“. Ganz bierernst nehmen die beiden die Galeristen-Karriere nicht, und begrüßen ihre Fans im Matrosenanzug. Erst im letzten Jahr ist die Idee zu „PoolPix“ entstanden: Bernhard Wegner-Schmidt und Sebastian Menninger kennen sich über die Band Goldeisen. Der Gitarrist arbeitet kopfunter im kühlen Nass. Sebastian Menninger ist als „Mädchen für alles“ außenrum am Werkeln, von der Beleuchtung über die verschiedenen Foto-Accessoires bis zu den Bleigewichten in den Taschen, im ständigen Kampf gegen den Auftrieb.
Vor fünf Jahren hat Wegner-Schmidt mit dem Tauchsport angefangen und in der bunten Welt unter den Wellen sein Faible für Unterwasserfotografie entdeckt.
Mit Pressluft geht's zum Fotoshooting
Ins Schwimmbecken geht es mit Unterstützung des Bergrheinfelder Tauchlehrers Walter Knorr, der für den Inhalt der reichlich benötigten Pressluftflaschen sorgt: „Das Fotografieren ist einfacher, wenn man nicht gleich wieder auftauchen muss.“ PoolPix hat eine eigene Facebook-Seite und ein rasantes Eigenleben entwickelt. „Man kann uns buchen“ sagt Bernhard Wegner-Schmidt, der eigentlich in der Kardiologie des Leopoldina-Krankenhauses arbeitet.