Günter Mendel nahm im Hauptausschuss kein Blatt vor den Mund: „Nur wenn die Stadt Schweinfurt wie bereits die Stadt Haßfurt und der Landkreis Haßberge ihren jährlichen Betriebskostenzuschuss für den Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt verdoppelt, hat er eine Chance.“ Wenn nicht, lautet die logische Konsequenz: Insolvenz.
Der Flugplatz arbeitet wie viele andere gleicher Größe seit Jahren defizitär. Das Jahr 2017 schloss man mit einem Minus von 48 971 Euro ab, das Jahr davor mit minus 36 178 Euro. Erst Anfang der 2020er-Jahre ist wieder mit schwarzen Zahlen zu rechnen, allerdings unter der Annahme, dass der Betriebskostenzuschuss der drei Gesellschafter dann 150 000 Euro jährlich beträgt, was für die Stadt Schweinfurt eine Verdoppelung auf 50 000 Euro bedeutet.
Vielfältige Gründe
Die Gründe für das Defizit sind vielfältig und auch systembedingt, wie Mendel aufzeigte. So wurde kräftig in den Instrumentenflugbetrieb investiert, was bedeutet, dass man über die 3000 Stunden reguläre Öffnungszeiten des Platzes hinaus auch abends und bei schlechteren Wetterbedingungen problemlos vor allem Geschäftsverkehr abwickeln kann. Abschreibungen auf die Investitionen belasten deshalb das Betriebsergebnis.
Im Vergleich zu den anderen größeren Flugplätzen in Franken wie Bamberg, Bayreuth, Hof-Plauen, Giebelstadt oder Coburg liegt Haßfurt-Schweinfurt bei den Flugbewegungen vorne. Das sieht man unter anderem daran, wie viel Segelflugstarts stattfinden – in Haßfurt waren es 2017 lediglich 230 bei 12 1000 Starts- und Landungen, in Bamberg bei 11 622 Starts- und Landungen entfielen 4028 auf Segelflieger. Für Mendel ein klares Zeichen, dass Haßfurt-Schweinfurt von Geschäftsleuten geschätzt wird. In diesem Jahr nahmen die Flugbewegungen wieder zu. Mitte November waren es 14 546, bis Ende des Jahres werden es über 15 000.
SKF fliegt nicht mehr Haßfurt an
Nicht mehr von Haßfurt, sondern von Giebelstadt aus startet SKF aus Schweinfurt, meist Richtung Zentrale nach Göteborg in Schweden. Das liegt daran, dass dem Unternehmen, das die Flüge durchführte, die Genehmigung für gewerbliche Flüge entzogen wurde. SKF nutzt nun einen größeren Jet, der auf der 1103 Meter langen Haßfurter Startbahn nicht landen kann. Mendel versicherte auf Nachfrage mehrere Stadträte, dass SKF nach wie vor interessiert sei, wieder von Haßfurt aus zu fliegen. Man müsse aber abwarten, wie die Verhandlungen mit entsprechenden Anbietern weitergehen.
Eine der größten Investitionen, die neben der Erhöhung des Betriebskostenzuschusses den Stadtsäckel wohl mit mindestens 150 000 Euro belasten würde, ist die Sanierung der Landebahn ab 2024. Die wird nach Abzug der Förderung mit 530 000 Euro geschätzt. Mendel verdeutlichte, dass die Stadt Schweinfurt seit Mitte der 1990er-Jahre bis heute gut 990 000 Euro investiert hat, die Stadt Haßfurt und der Landkreis Haßberge jeweils ein bisschen mehr.
Sollten Gebühren erhöht werden?
Die Aussichten für die Zukunft warfen Fragen auf, unter anderem stellten die Grünen schon Anfang Oktober eine entsprechende Anfrage. Frank Firsching (Linke) wollte wissen, ob die Gebühren für Geschäftsflüge nicht zu niedrig seien. Das verneinte Günter Mendel. Schaut man sich die Gebührenordnungen der umliegenden Flugplätze an, stimmt Mendels Aussage, dass Haßfurt-Schweinfurt nicht deutlich günstiger ist, alle bewegen sich ungefähr im gleichen Rahmen. Außerdem, so Mendel, würden die Gebühren vom zuständigen Luftfahrtamt auch genehmigt.
Eine spitze Bemerkung konnte sich Firsching nicht verkneifen, als er erfuhr, dass neben vielen Industriefirmen aus der Region auch „Prominente“ wie der einstige SDP-Vorsitzende Martin Schulz (zum Landesparteitag der bayerischen SPD Anfang 2018) oder der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 zum DFB-Pokalspiel beim FC Schweinfurt 05 im August diesen Jahres per Flugzeug kamen. Öffentliche Gelder in einen Flugplatz zu stecken, um Landungen dieser Klientel zu ermöglichen, sehe er als problematisch an. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) betonte, der Haßfurter Flugplatz sei eine „Infrastrukturmaßnahme, die der Region zu Gute kommt und nicht nur für Prominente.“ Es sei auch klar, dass derartige Einrichtungen meist nicht kostendeckend seien.
Der Hauptausschuss nahm den Vortrag Mendels zur Kenntnis, entscheiden wird der Stadtrat, wie es weitergeht mit Schweinfurts Engagement. Georg Wiederer (FDP) forderte, dass vor einer Entscheidung auch die Schweinfurter Großindustrie befragt wird, ob sie den Landeplatz nutzt.
ausgeschüttet werden, das verstehe wer will.