
Im Leben sind es oft die kleinen Dinge, die die meiste Freude bereiten. Davon kann auch Carola Scholl aus Grafenrheinfeld munter ein Lied singen. Denn die 38-Jährige, gebürtig aus Schwemmelsbach stammend, bekam unverhofften Besuch. Dieser hatte ein Mitbringsel dabei, welches die mittlerweile zweifache Mutter einst im Kindesalter ihr Eigen nennen konnte.
Das milde, frühlingshafte Wetter lockte Anton Bärsch aus Brebersdorf und seine Kumpels, die mit ihren Rollern und Mofas unterwegs sind, hinaus an die frische Luft. Die Clique unternimmt gerne Ausflüge und erkunden so die Umgebung. Bei einer ihrer lockeren Ausfahrten entdeckt der 15-jährige Brebersdörfer im Teuregraben zwischen Schwemmelsbach und Schwebenried eine Glasflasche. An und für sich nichts Ungewöhnliches, wird doch Unrat und Abfall leider immer noch viel zu oft einfach so in der Natur entsorgt.
Zettel mit Botschaft war gut eingepackt
Jedoch fiel auf, dass in der Flasche ein Zettel schimmerte, was den Jugendlichen dann doch etwas neugierig machte. Kurzerhand öffnete er die etwas verdreckte Flasche und zum Vorschein kam ein kleines Stück Papier, das wiederum nochmal in eine Tüte eingewickelt war, um es vor Nässe zu schützen.

Auf dem Zettel stand eine, im Laufe der vielen Jahre ausgeblichene Botschaft, leider ohne konkretes Datum. Jetzt wiederum kommt Carola Scholl, geborene Schöpf aus Schwemmelsbach ins Spiel. Auf dem Notizzettel stand ihre Adresse und der Aufruf: "Schreib mir bitte mahl!". Aufgrund dieses kleinen Rechtschreibfehlers geht sie davon aus, dass sie damals sechs oder sieben Jahre alt gewesen sein musste, als sie die Flaschenpost vor über drei Jahrzehnten im Schwemmelsbacher Graben unweit des Sportplatzes auf die Reise schickte und kindlich-hoffnungsvoll dachte, diese würde die Welt sehen.
Derzeit ist Ebbe im Bach am Sportplatz
Weit ist die Flasche demnach auch nicht gekommen, keine fünf Kilometer bachabwärts war Schluss. Aber immerhin wurde sie nach 30 Jahren überhaupt gefunden. Denn dank der Adresse, die auf dem Stück Papier stand, konnte Anton Bärsch gemeinsam mit seinen Freunden die einstige Absenderin aufsuchen und das Corpus Delicti übergeben. So machten sie sich prompt auf den Weg. Dass unter der Adresse nur noch die Eltern wohnen, änderte am eigentlichen Übergabe-Plan nichts. Kurzerhand wurde für den nächsten Tag gemeinsam mit der Flaschenpost-Versenderin ein Termin an der Stelle ausgemacht, wo die Flasche einst ins Wasser gelassen wurde. Bei diesem heiteren Treffen aller Beteiligten, wäre eine zweite Flaschenpost auch nicht weit gekommen, denn derzeit fließt im Bachbett kein Tropfen Wasser.
