Bläserfanfaren und Jubelchöre erzeugen Vorfreude. So sind sie die rechte Zutat für die Zeit der Erwartung auf das kommende Weihnachtsfest. Mit einer gelungenen Mischung aus Moderne und Tradition wartete das Chor- und Orchesterkonzert in St. Johannis auf. Die Kantorei als Hauptakteur verband zwei Werke völlig unterschiedlicher Anmutung. John Rutters „Gloria“ als Hinführung zu den Kantaten I-III von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium war ein gewagter, doch im Rückblick gelungener Coup der Dekanatskantorin Andrea Balzer.
Die vergleichsweise kurze Lobpreisung Gottes des englischen Komponisten im lateinischen Messtext bestach durch die Besetzung mit Blechbläser-Ensemble, Orgel, Pauken und Schlagwerk. Prunkvolle Fanfaren, akzentuiert durch das Schlagwerk, zogen sich durch den Kopfsatz. Nicht immer konnte der Chor der enormen Klangfülle des Bläsersatzes an Intensität folgen. Doch in dem zart beginnenden Mittelsatz fügten sich die nacheinander einsetzenden Chorstimmen zu einem sehr innigen Ostinato, wobei drei Frauensoli (Johanna Wagner, Elke Hochrein und Carolin Cervino) besondere Glanzlichter setzten. Das Blechbläser-Ensemble Bernhard Kimmel überzeugte mit tadelloser Intonation und rhythmischer Stilsicherheit. Den Höhepunkt steuerte Andrea Balzer mit allen Mitwirkenden in einer beachtlichen Steigerung an.
Bachs Weihnachtsoratorium bedeutet für viele Menschen heimkommen in eine vertraute Umgebung, eine Hinwendung zur Krippe. Warum sonst zieht es alljährlich die Menschen landauf landab in die zahlreichen Aufführungen dieses Werkes. Auch an diesem Abend erzeugte der Jubelchor gleich zu Beginn der I. Kantate „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ ein wohliges Schaudern. Präsent und in strahlender Freude war die Kantorei St. Johannis eingestimmt und leitete die musikalische Erzählung der Weihnachtsgeschichte ein. Das Kammerorchester Pfaffenhofen, besonders die Holzbläser- und die Continuogruppe, fügte sich geschmeidig in den Gesamtklang. An der Orgel überzeugte Frank Bettenhausen. Die hoch timbrierte Altistin Carolin Cervino wiegte mit leuchtendem Schmelz das Kind „Schlafe, mein Liebster“, gelangte klanglich aber in der tiefen Lage nicht über das Orchester. Besonders mit ihrer strahlenden Höhe erfreute Johanna Wagner und lieh dem Engel ihre Stimme. Andreas Klinger führte souverän als Evangelist durch das Werk. An dramatischer Gestaltung und Textverständlichkeit stach der eher baritonal gefärbte Bass Sven Fürst hervor. Imposant und doch federnd leicht perlte seine Arie „Großer Herr und starker König“. Den Wechselgesang gestaltete er mit der frisch eingestimmten Kinderkantorei St. Johannis und ihren allerkleinsten Sängern anrührend.
Andrea Balzer hatte die Kantorei vorzüglich vorbereitet. Nicht zuletzt der Choral „Seid froh dieweil“ und der Chor „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ brachten den Raum zum Klingen. Weihnachten war nun nicht mehr weit.