„Das ist eine Netzwerkkarte“, wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort von Tim, als Lehrer Peter Karcher eine Computer-Steckkarte in die Höhe hält. Auch solche Bauteile, die ein Computernutzer gar nicht zu Gesicht bekommt, kennen die Rauhenebracher Viertklässler, denn sie alle werden am Ende dieses Schuljahres den „Medienführerschein“ machen. Die gesamte Grundschulzeit über haben sie Computerunterricht.
Router, Browser, Suchmaschine – die Viertklässler der Volksschule Rauhenebrach kennen sich aus. Wie immer beginnt ihr Computerunterricht mit Theorie, dann geht es nach nebenan in die Computerwerkstatt. Jeder hat hier seinen Arbeitsplatz und bekommt von Peter Keicher eine Aufgabe. Heute sollen die Kinder vorgegebene Fragen zum Thema Wasser recherchieren. Sie wissen genau, wo sie suchen müssen, denn für Kinder gibt es eigene Suchmaschinen. Die heißen „Hamsterkiste“, „Blinde Kuh“ oder „Frag Finn“ und bieten kindgerechte Auskünfte.
Eigentlich sieht der Lehrplan der Grundschule keinen isolierten Computerunterricht vor, sondern den Einbau der Computernutzung in den Fachunterricht. In Rauhenebrach hat sich das Lehrerkollegium für einen anderen Weg entschieden, auch weil mit Peter Keicher ein geeigneter Lehrer zur Verfügung stand. Er steht in engem Kontakt mit den Klasslehrern und bearbeitet im Computerunterricht Themen, die in Mathematik oder Heimat- und Sachkunde gerade auf dem Programm stehen.
Heute geht es deshalb ums Wasser. Die Kinder lernen nicht nur, wie sie an die entsprechenden Informationen kommen, sie müssen diese auch filtern und nur dass auf ihr Arbeitsblatt übernehmen, was auch gefragt war. Dann wird es ein bisschen kniffliger: zum Flusskrebs ein Bild und Information suchen und das wirklich Wichtige von der Internetseite zu einer eigenen Präsentation zusammenstellen.
Die richtige Sprache
Für diesen Computerunterricht muss Peter Keicher auch die richtige Sprache finden. Feststehende Fachbegriffe sind selbstverständlich, anderes muss kindgerecht vermittelt werden. So lautet beispielsweise eine seiner Anweisungen in dieser Stunde: „Leg das Internet in die Schublade und hol dir Word.“
Peter Keicher liebt diesen Unterricht, denn die Kinder sind überaus eifrig. „Probleme mit Kindern, die keine Lust haben, habe ich hier nicht“, lächelt er. Es ist nicht selbstverständlich, dass Grundschülern ein solches Angebot gemacht wird, denn für den Lehrer bedeutet der Computerraum eine Menge Arbeit auch außerhalb seiner Stundentafel. Die Hard- wie die Software müssen ständig gewartet werden. Außerdem gibt es wohl kein Schulfach, das so laufende Fortbildung erfordert. Schließlich vermittelt Peter Keicher den Kindern auch wichtiges Wissen über die Sicherheit im Internet – die Sicherheit des eigenen Computers ebenso wie die Sicherheit der Kinder selbst. Außerdem testet er Lehrprogramme auf ihre Tauglichkeit. Online-Angebote sind dabei häufig besser als teure Lizenzprodukte, so Keicher.
Wie die Großen surfen die Viertklässler durchs Internet, lesen und schreiben eifrig. Alle haben sie daheim auch einen Computer, aber keiner von ihnen hat unbegrenzten Zugang. „Eine halbe Stunde“ ist erlaubt, ob bei Paula, Carina oder Alexander. Auch die Eltern der Rauhenebracher Computerschüler wissen also Bescheid über die Vor- und Nachteile der Computernutzung.