
Seit 49 Jahren hat die Firma Mezger ihr Domizil im Gewerbegebiet Schweinfurter Hafen. Das runde Jubiläum nächstes Jahr wird allerdings nicht mehr an diesem Standort gefeiert: Der bundesweit größte Bosch-Service-Betrieb baut ein neues Firmengebäude und zieht in einem Jahr komplett an seinen neuen Standort um. Spatenstich für das 4,6 Millionen Euro teure Bauvorhaben ist Anfang August.
Gleichwohl werden die Kunden nach dem Umzug im August 2020 keine längeren Wege in Kauf nehmen müssen. Denn Mezger wechselt vom bisherigen Standort in der Werner-von-Siemens-Straße nur wenige Meter weiter. Der Neubau wird entlang der Hans-Böckler-Straße/Ecke Sven-Wingquist-Straße errichtet. "Vor knapp 50 Jahren haben mein Vater und Großvater den Sprung über den Main gewagt. Für uns ist es heute nur ein Sprung über die Straße", sagen im Gespräch mit dieser Zeitung der geschäftsführende Gesellschafter Ralph Denzer und dessen Sohn Mirko Denzer, der seit 2016 als Geschäftsführer die Firmengeschicke in vierter Generation mit lenkt.
Stetig wachsendes Familienunternehmen
Am neuen Standort entsteht in den kommenden zwölf Monaten ein modernes Firmengebäude, das allen Anforderungen des stetig wachsenden Familienunternehmens erfüllt. Auf dem gut 12 000 Quadratmeter großen Grundstück wird ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude gebaut, direkt daran schließt sich die Kfz-Werkstatt an. Zwölf Autos oder Transporter können dann gleichzeitig repariert werden, derzeit sind es sieben. Alle Arbeitsplätze sind mit Hebebühnen ausgestattet. Zusätzlich wird es ein Lager für 700 Reifensätze geben. In einen Teilbereich des 100 Meter langen und 20 Meter breiten Gebäudes zieht der TÜV Süd als Mieter ein, mit einer Prüfstelle für Pkw und Lkw.
Geplant und ausgeführt wird das Vorhaben vom hiesigen Bauunternehmen Glöckle. In einer zweiten, kleineren Halle wird die Mezger-Tochter Sikom GmbH ihr Lager beziehen. Neben der freien Kfz-Werkstatt und der Immobilienverwaltung zählt die Sikom als dritte Säule zu den Wachstumstreibern. Sie verkauft Sicherheits- und Kommunikationstechnik an Behörden und Unternehmen und ist nach nur wenigen Jahren bereits der größte Anbieter für BOS-Systeme, ein nichtöffentlicher mobiler Funkdienst, am deutschen Markt. Mittlerweile sind 60 der 210 Mezger-Mitarbeiter in diesem Bereich beschäftigt.
Erfolgreiche Mezger-Tochter: Sikom
Der schnelle Sikom-Erfolg ist einer von mehreren Gründen, warum die Firma Mezger ihren angestammten Platz nach 50 Jahren verlassen wird. Nach Angaben der Familie Denzer sind die beiden jeweils rund 12 000 Quadratmeter großen Grundstücke sowie die Gebäude nach dem Verkauf der Großhandelssparte im Jahr 2008 überdimensioniert. Zudem wäre eine größere Sanierung und Modernisierung demnächst nötig. In dem funktionalen Neubau kann Mezger nun endlich auch seine Verwaltung mit dem operativen Geschäftsbereich in einem Gebäude zusammenlegen. Die Wege werden kürzer, Arbeitsabläufe effizienter.

Dass der unmittelbare Nachbar Fresenius Medical Care dringend Flächen zur Erweiterung benötigt, hat die Umsetzung der Pläne für einen neuen Standort erleichtert. Das Mezger-Areal südlich der Werner-von-Siemens-Straße mit dem Verwaltungsgebäude hat Fresenius bereits gekauft. Auf der anderen Straßenseite Richtung Norden bleibt das Grundstück in eigenen Händen; hinter der Kfz-Werkstatt wächst schon sichtbar ein mehrstöckiger Rohbau mit Büro- und Veranstaltungsräumen in die Höhe, den Mezger bauen lässt und langfristig an FMC vermietet. Im Gegenzug hat man dem Dialysehersteller das Grundstück für den neuen Standort an der Hans-Böckler-Straße abgekauft, der es bislang als Parkplatz für seine Beschäftigten nutzt. "Das alles ist für beide Seiten ein absoluter Glücksfall", konstatiert Ralph Denzer.
Firmengeschichte: Gegründet wurde das Unternehmen 1946 von Erich Mezger als Garagenwerkstatt mit einem Bosch-Dienst in der Schweinfurter Wilhelmstraße. Als der Betrieb florierte, zog man 1958 in einen Neubau am Oberen Marienbach um, von wo aus er gemeinsam mit seinem adoptierten Sohn Georg Denzer-Mezger führte. 1961 eröffnete Mezger eine erste Filiale in Bamberg. Als Vertragsgroßhändler verkaufte Mezger nun alle möglichen Bosch-Artikel, darunter Fernseher, Kühlschränke und Elektrowerkzeuge. 1970 erfolgte der Schritt in den Schweinfurter Hafen, wo das Familienunternehmen in der Werner-von-Siemens-Straße bis heute ansässig ist.
Die große Expansion setzte in den 1980er-Jahren ein: Mezger übernahm den Würzburger Großhandel Schlag und benannte sich bis 1994 in "Mezger & Schlag" um. Nach der Wiedervereinigung entstanden Niederlassungen unter anderem in Dresden und Leipzig. Damals beschäftigte das Familienunternehmen rund 500 Mitarbeiter. 2008 verkaufte Mezger die Großhandelssparte und konzentriert sich seitdem auf seine Bosch-Servicebetriebe, mit elf Filialen in Nordbayern und den neuen Bundesländern. 2013 wurde die Sikom GmbH gegründet, eine Tochterfirma für Sicherheits- und Kommunikationstechnik.