Abwarten - und vielleicht die eine oder andere Tasse Tee trinken: Das ist derzeit die Devise in Grettstadt, wo der Kräuterteefabrikant in der Meßmerstraße der größte Gewerbesteuer-Zahler ist. Ansonsten sieht sich die Gemeinde nicht allzusehr von der Gewerbesteuer und damit dem Auf und Ab in der Konjunktur abhängig. Das war eine der Botschaften von Kämmerin Kerstin Frankl zur Verabschiedung des Haushalts 2020.
Auch der Grettstädter Gemeinderat ging dabei lieber auf Nummer sicher. In Zeiten des "C-Virus" traf sich das Gremium im großen Bürgersaal des Historischen Rathauses, wo Desinfektionsmittel sowie Technik zur Be- und Entlüftung zur Verfügung standen. Der Sicherheits-Abstand zwischen den Amtskollegen wurde strikt eingehalten. Ohnehin waren nur zwölf Ratsmitglieder anwesend, was wohl der "normalen" Grippesaison geschuldet war. Zumindest beim aktuellen Budgetwerk läuft noch alles wie geplant. Nur hinter künftigen Vorhaben schimmert derzeit ein Fragezeichen. Die ab 2022 stark ansteigende Schuldenkurve ist jedenfalls kein "Corona-Fieber", sondern war laut Kämmerin seit längerem vorgesehen.
"Wir sind eh schon vorsichtig" stellte Frankl gegenüber dieser Redaktion fest – und meinte damit die Finanzpolitik in den guten Jahren mit Rücklagenbildung und Schuldenabbau. Es ist vor allem die Einkommenssteuer-Beteiligung im Umfang von 2,6 Millionen Euro, die den stetig ansteigenden Verwaltungshaushalt stützt. Der umfasst 7, 8 Millionen Euro, ein Plus von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Vermögenshaushalt wächst um mehr als 22 Prozent auf 4,2 Millionen Euro, was dem hohen Finanzierungsbedarf geschuldet ist, sei es bei der Kinderkrippe und dem Feuerwehrhaus in Grettstadt oder dem Neubaugebiet Untereuerheim.
Höhere Kreisumlage
Durch die Erhöhung der Umlagekraft zahlt Grettstadt 72 000 Euro mehr Kreisumlage, in diesem Jahr 1,6 Millionen Euro. Dem Vermögenshaushalt soll aus dem Verwaltungshaushalt über eine Million Euro zugeführt werden. Lagen 2019 noch 8,6 Millionen Euro in den Rücklagen, sollen es Ende des Jahres sieben Millionen Euro sein – eine Summe, die bis 2023 auf rund 816 000 Euro abschmelzen könnte.
Geplant sind in diesem Zeitraum Investitionen von 15,4 Millionen Euro: Insgesamt 2,1 Millionen Euro würden demnach in den Neubau der Kinderkrippe fließen, rund 2,6 Millionen ins Feuerwehrhaus Grettstadt, vier Millionen Euro in den gemeinsamen Kindergarten für Unter- und Obereuerheim. Zwei Millionen Euro sind für die Sanierung der Grettstädter Grundschule vorgesehen. Ebenfalls im Finanzplan stehen die Baugebiete Unter- und Obereuerheim sowie Dürrfeld, Straßen- und Kanalsanierungen oder der Mainsteg.
Lag der Schuldenstand 2017 noch bei 1,6 Millionen Euro, soll er Ende dieses Jahres 746 000 Euro betragen. 2023 könnten die Verbindlichkeiten dann wieder auf 2,34 Millionen Euro ansteigen: zumindest in der Theorie. Die genaue Entwicklung müsse man jetzt erst einmal abwarten, sagte Frankl. "Die Gemeinde ist handlungsfähig", betonte Bürgermeister Ewald Vögler. Sie investiere vor allem in Pflichtaufgaben, etwa bei der Kinderbetreuung. Der Haushalt erhielt einstimmige Zustimmung.
Weiterhin gute Holzerlöse
Ebenfalls (noch) kein Krisenmodus herrscht im Gemeindewald trotz frühzeitiger Trockenheit und nahender Schlupfzeit der Schwammspinner: Nach einer Videokonferenz mit den Vertretern des Forstunternehmens Blauwald stellte Vögler die Zahlen für 2019 vor. Statt der erwarteten 25 300 Euro wurden fast 52 000 Euro eingenommen dank weiterhin guter Holzerlöse. Im Jahr 2020 soll der Hiebsatz etwas verringert werden, im Sinne einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung, die am Ratstisch gefordert worden war. Jeweils eine Tragkraftspritze wird für die Feuerwehr Untereuerheim und Dürrfeld geordert.
Was den Sitzungskalender angeht, fährt die Gemeinde derzeit ebenfalls auf Sicht: Die "Abschiedsrunde" des alten Gemeinderats wird am 29. April wahrscheinlich entfallen. Ob die konstituierende Sitzung des Nachfolge-Gremiums am 1. Mai stattfinden kann oder etwas verschoben wird, steht noch in den Sternen.