Als sich das Gedränge und Gewusel in der Stadthalle in Stille und Spannung verwandelte, als Beifall aufbrauste und Musiker mit ihren glitzernden Instrumenten auf die Bühne kamen, verwandelte sich der Raum in ein großes buntes Aquarium für das Konzert der Bläserphilharmonie Schweinfurt.
Ursprünglich war es im Innenhof des Rathauses geplant, doch der sehnlich erwartete Regen bedingte die Verlegung. Oberbürgermeister Sebastian Remelé freute sich unter diesen Umständen auf einen großen Abend mit dem "berühmten Aushängeschild der Stadt", das im nächsten Jahr zehntes Jubiläum feiert. "Film ab!" – so war die Veranstaltung betitelt, berühmte Filmmusiken wurden symphonisch interpretiert.
Und so brachte bereits das Intro einige der monumentalsten Werke zum Klang. Nach dem musikalischen Vorspann der Filme von Metro-Goldwyn-Mayer, dessen brüllenden Löwen wohl alle Cineasten kennen, spielten die Musiker ein Medley mit Stücken unter anderem aus den Filmen Vom Winde verweht, Ben Hur und Die Brücke am Kwai. Da weckten die Töne die Bilder, da stiegen Erinnerungen hoch.
Ein Brausen und Toben
Moderatorin Canan Semel führte ins Thema, sie unterhielt mit Geschichten aus dem Leben der Komponisten wie zum Beispiel Hans Zimmer, der zwei Oskars für seine Filmmusik gewann. Das Orchester spielte von ihm das Stück Chevaliers de Sangreal aus dem Film Der Da Vinci Code, bearbeitet vom Dirigenten Walter Ratzek, der, sehr ergreifend, ein Brausen und Toben in den Saal brachte, als habe das Orchester selbst den Code geknackt.
Seit der Verbindung von Ton und Bild ist klar, wie Gefühle auch technisch reproduzierbar sind, sei es mit dem durch die Klänge gesteigerten Erinnerungsvermögen an Filmszenen, an Kämpfe, an Küsse und Abschiede oder umgekehrt, sei es durch die musikalische Untermalung der dramatischen Bilder. Da steigert die Trommel die Spannung, da erheitert die Piccoloflöte inmitten dumpfer Bässe die Szene, da vibriert die Erwartung auf der Wirbelsäule mit dem Geigenbogen auf dem Instrument.
Oder Klarinetten rufen die Stimmung eines mühseligen Marsches hervor. Mühelos rief das Orchester die unterschiedlichen Stimmungen aus den Filmen hervor, zum Beispiel aus dem Film Fluch der Karibik. Da konnte das Publikum sich mit der Musik von Zimmer direkt den Seeräubermut antrinken, der auch Johnny Depp über die Weltmeere trieb.
Wie ein Fischer seinen Fang holt
Ein weiteres Medley war Klaus Doldinger gewidmet, der nicht zuletzt mit der Titelmelodie des sonntäglichen Tatorts in der ARD bekannt geworden ist. Der berühmte Jazzmusiker schrieb unter anderem die Musik zu Das Boot oder Die unendliche Geschichte. Diesem sei die Grenze zwischen Kunst und Kommerz nie so wichtig gewesen, so Semel. Im Aquarium Stadthalle verschwand diese Grenze sowieso.
Dirigent Ratzek holte die Musik wie ein Fischer seinen Fang aus dem Meer der Klänge, bis in die hintersten Plätze konnte das Publikum klar und rein das Orchester wahrnehmen. Eines der berührendsten Stücke war sicherlich die Violinmusik von John Williams aus dem Film Schindlers Liste, hervorragend gespielt von Adeline Ebert.
Weitere Solistinnen und Solisten waren Anja Meiler am Saxophon und Joachim Brandl am Cello. Semel dankte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, allen Unterstützerinnen und Unterstützern, bevor sie sich in einer der Zugaben auch selbst noch musikalisch beteiligte, nämlich mit Adeles stimmgewaltigen Song Skyfall aus dem gleichnamigen James-Bond-Film.