Frühlingsrolle, Glasnudeln, süßer Klebreis und Mangosaft auf den Tischen, bunte Bilder von Reisplantagen, Lagunen, Wasserfällen oder Putt putts an der Wand: Zusammen mit den Erzählungen zweier Frauen aus ihrer Heimat wurden die Philippinen am Weltgebetstag in Euerbach greifbar.
Unterschiedliche Facetten des Landes aus 7107 Inseln im Pazifik kamen an diesem Abend zum Vorschein. In der Liturgie des Gottesdienstes zum ökumenischen Weltgebetstag, der in diesem Jahr die Philippinen ausgewählt hatte, stand das Thema Gerechtigkeit im Mittelpunkt.
„Was ist denn fair?“ lautete das Motto des Gottesdienstes, zu dem wie jedes Jahr auf der ganzen Welt Frauen aller Konfessionen einladen und zu dem in vielen Orten im Landkreis die Menschen zusammenkommen. In Euerbach hatte ein Team aus 15 Frauen mit der evangelischen Landessynodalin Renate Käser den Abend vorbereitet.
70 Besucherinnen und einige Männer hörten von den Problemen philippinischer Haushaltshilfen, die oft missbraucht und ausgebeutet werden. Sie ließen sich vom harten Leben einer Tagelöhnerin auf einer Zuckerrohrplantage erzählen. Sie erfuhren von den Verwüstungen des Taifuns Yolanda im Jahr 2013 und den Schwierigkeiten danach, sei es bei der Versorgung mit Lebensmitteln oder beim Hausbau.
Genau aus dieser Region im Osten der Philippinen stammt auch Evelyn Bohalano Hollmann. Seit 1991 ist sie in Deutschland, verheiratet ist sie mit einem Euerbacher. Gemeinsam mit ihrer Tochter Kathlyn erzählte sie nach dem Gottesdienst im katholischen Pfarrheim von ihrer Heimat. Zuvor durften die Besucherinnen kulinarische Spezialitäten kosten, die das Weltgebetstagsteam unter Evelyns Anleitung zubereitet hatte.
Dass die Philippinen nicht nur ein „armes Land“ sind, in dem Naturkatastrophen wüten und die Menschen auf der Straße leben müssen, unterstrich die 21-jährige Kathlyn Hollmann. Sie zeigte ein anderes Bild, eines voller Farbenpracht und Fröhlichkeit, voller tiefgrüner Wälder, tropischer Lagunen und berühmter Reisterrassen.
„Die Filipinos sind ganz normale Menschen“, meinte sie, „sie lieben Reis, tanzen gern und singen Karaoke.“ Auf unterhaltsame Weise vermittelte sie nicht nur nüchterne Informationen: etwa dass 80 Prozent der Bevölkerung katholisch sind und fünf Prozent muslimisch, dass die Landesfläche kleiner als Deutschland ist, die Bevölkerung mit 100 Millionen Menschen aber größer.
Sie verstand es humorvoll, auch die Eigenheiten und die Mentalität des Landes weiterzugeben. „Auch wenn die Menschen dort nicht so viel Geld haben, sie sind nicht traurig, sie fühlen sich nicht arm, sie sind zufrieden und machen das Beste aus ihrem Leben“, schilderte Kathlyn Hollmann.
Anhand einiger Utensilien ergänzte ihre Mutter die Schilderungen. Sie zeigte mit einer geflochtenen Korbschale, wie Reis sortiert wird, von dem über hundert Sorten auf den Philippinen angebaut werden. Sie zeigte den typischen Sonnenhut für die Feldarbeit, selbstgefertigte Fächer oder einen kleinen aus Holz geschnitzten Wasserbüffel. Diese Tiere werden beim Reisanbau eingesetzt, der im Wesentlichen noch immer Handarbeit ist.
Um Solidarität mit den Frauen auf den Philippinen zu zeigen, unterstützt der Weltgebetstag verschiedene Projekte durch die Kollekte des Gottesdienstes. Im vergangenen Jahr kamen auf diese Weise in Deutschland 2,67 Millionen Euro zusammen, davon 483 Euro in Euerbach, informierte Renate Käser.